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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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gespannt und abwartend. Bronislaw schien den Monitor des Navigators immer genauer im Auge zu behalten. Andrus spähte aufs Meer hinaus, Dominik blickte zum wiederholten Male auf die Uhr. Position und Timing mussten sich punktgenau treffen. Der ganze Plan steckte ohnehin schon voller Risiken, und der stärker werdende Wind machte die Aktion noch schwieriger und gefährlicher. Immerhin verfügten sie über die bestmöglichen Ausrüstungen und Sicherheitsvorkehrungen. Klammheimlich hatte Patrik auch sein eigenes, wasserdicht verpacktes Satellitentelefon mitgenommen.
    Trotz des minutiösen Plans und gründlicher Vorbereitung würden sie vielleicht gar nicht auf das Schiff kommen. Womöglich gelangte ihre Botschaft überhaupt nicht in die Weltnachrichten. Es konnte sein, dass die Rettungshubschrauber zu früh kamen. Dann würde weltweit vom beschämenden Scheitern der Umweltaktivisten berichtet werden, und am Ende wäre bei dem Seegang sogar der Verlust von Menschenleben zu beklagen.
    War eine bloß medienwirksame Aktion so etwas wert?
     
    Im Saal herrschte gedämpftes Stimmengewirr. Das Verhalten dieser Globalisierungsgegner war in seiner Heftigkeit und Dreistigkeit etwas vollkommen Neues, es erinnerte an Terrorismus.
    »
Die Not der Entwicklungsländer wird nicht durch Spendenaktionen in der westlichen Welt gelindert. Die Schlüssel für die Beseitigung des Leidens liegen ihn Ihren
Händen
«, sprach die weibliche Stimme aus dem Lautsprecher weiter.
    Einer der Bewaffneten war auf die Galerie hinaufgestiegen und warf von dort das Gerät herunter, aus dem die Stimme kam. Eine Kombination von iPod und Verstärker fiel auf den Boden, aber die Stimme war trotzdem weiterhin zu hören.
    »
Sie, verehrte Zuhörer in diesem Saal, können
–«
    Der braun gebrannte Mann mit der Glatze, der Anführer, brachte den Apparat mit einem Fußtritt zum Schweigen. Mit der Frauenstimme verstummte auch das Gemurmel im Saal.
    »Aha, das wird eine richtige Show«, flüsterte einer der Gäste.
    Der mit der Glatze drehte eine Runde durch den Saal und ließ seinen eisigen Blick über die Konferenzteilnehmer schweifen. Vor einem stämmigen, weißhaarigen, selbstbewusst wirkenden Mann von etwa sechzig Jahren blieb er stehen. Es war der Generaldirektor eines großen amerikanischen Ölkonzerns.
    »John Rogers   … Hast du gerade etwas gesagt?«
    Der Mann senkte nicht den Blick, als er antwortete: »Ja. Ich habe etwas gesagt. Schließlich handelt es sich hier um eine spektakuläre Aktion, keine Frage. Aber ich denke, allmählich reicht es dann auch.«
    Ausdruckslos ergriff der Anführer Rogers Hand. Mit der anderen Hand nahm er ein silbernes Steakmesser vom Tisch und stieß es durch die Hand des Amerikaners hindurch in die Tischplatte.
    Kurz starrte der Generaldirektor auf seine festgenagelte Hand, dann entfuhr ihm ein Schmerzensschrei. Die Menschen, die neben ihm standen, schreckten entsetzt zurück.
    Das weiße Tischtuch färbte sich rot.
    »Glaubt ihr immer noch, dass das hier ein Spiel ist?«, fragte der Mann mit der Glatze.
     
    Sandrine stand mit dem Brief in der Hand im Licht des Dachfensters. Immer wieder las sie die Zeilen, die Herman geschrieben hatte, und sie wollte einfach nicht glauben, was da stand.
    Schließlich zerknüllte sie das Blatt Papier, ihr wurde kurz schwarz vor Augen, und sie musste sich am Balken abstützen. Staubteilchen tanzten im Sonnenlicht, die Zeit schien stillzustehen.
    In Sandrines Ohren rauschte das Blut.

18
    Die Wellen schlugen gegen die zweiundzwanzig Meter lange Motorjacht des Typs Princess V70.   Craig, der mit einem Tuch um den Kopf am Steuer saß, hielt mit dem Fernglas Ausschau und blickte immer wieder auf die Uhr.
    Wo blieben sie? War etwas schiefgegangen? Jede Sekunde war kostbar.
    Er rieb sich mit der Hand den Stummel seines Ohrläppchens und begriff im selben Moment, dass er das immer tat, wenn er nervös war. Er war ein vom Krieg verstümmelter Mann, die Hälfte seines Gesichts und ein Teil des Oberkörpers hatten Brandwunden erlitten, als der Feind Flammenwerfer in einem Tunnelsystem eingesetzt hatte, durch das er gekrochen war. Nur seine Schnelligkeit hatte ihn gerettet. Wegen seines ramponierten Aussehens zeigte er sich nie in einem Hotel.
    Plötzlich horchte er auf. Hatte er gerade das Geräusch eines Helikopters gehört?
    Zu sehen war jedenfalls nichts, vermutlich spielte ihm die Fantasie einen Streich. Es galt jetzt, sich zu beruhigen und die Geduld zu bewahren.
    Aber warum brauchten sie so

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