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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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lange?
    Da erwachte das Telefon zum Leben, und Craig registrierte den per SMS eingegangenen Befehl von Herman.
    Er drückte den Startknopf, und der Motor nahm mit dumpfem Geräusch Umdrehungen auf. Das Dröhnen wurde stärker, und die Heckwelle schäumte auf, als dasBoot losschoss. Es fuhr einen energischen Bogen und raste dann mit hoch aufragendem Bug in Richtung Västervik.
     
    »Schneller!«, brüllte Herman die Gruppe von dreißig Personen an, die zögerlich durch die schmale Tür des Speisesaals in den kleinen Saal ging, der im Stil des 18.   Jahrhunderts möbliert war. Am anderen Ende des Raums stand Jörg mit grünem Barett und Maschinenpistole neben der Tür.
    Eine größere Gruppe war vor der gläsernen Doppeltür des Speisesaals zusammengetrieben worden. Bestürzt sahen die etwa achtzig Personen zu, wie die anderen den Saal verließen.
    Herman bemerkte jedoch auf einigen Gesichtern auch eine leise Erleichterung: War die Gefahr für sie vorüber? Zwei Männer waren dabei, Generaldirektor Rogers, der auf dem Fußboden saß, die Hand mit dem klaffenden Loch zu verbinden.
    Ein grauhaariger Mann am Ende der kleineren Gruppe sagte etwas zu einem durchtrainiert wirkenden anderen Gast, der ebenso grimmig schaute wie er.
    »Schnauze!«, fuhr Herman ihn an.
    Heckten diese Blödmänner etwas aus? Das war durchaus möglich. Einige von ihnen waren als Geisel einzigartig – nicht nur wohlhabend und einflussreich, sondern auch äußerst intelligent. Ihre Fähigkeit, zu improvisieren und in überraschenden Situationen effektiv zu handeln, durfte man nicht unterschätzen.
    »Bewegung!«, rief Herman und stieß dem Mann, der gerade gesprochen hatte, den Lauf der Maschinenpistole in den Rücken, sodass er ins Stolpern geriet. Nachdem die ganze Gruppe im kleinen Saal war, kam Herman zu den Gästen im Speisesaal zurück und rief durch die Saaltür den Sicherheitskräften draußen zu:
    »Ich weiß, dass ihr mich auch in der Lobby hört. Vordem Hotel steht ein blauer Bus, fahrt ihn zum Hintereingang. Ihr habt dafür eine Minute Zeit, danach fangen wir an, die ersten Geiseln zu töten«, rief er und zog die Tür hinter sich zu.
    Jörg, Jochem und Geir führten die Geiseln bereits in den nächsten Raum, von wo aus man durch eine Hintertür auf die Uferseite gelangte.
    Hermans Telefon klingelte. Er sah, dass es Sandrine war, die ihn anrief, und meldete sich nicht.
     
    Sandrine presste das Handy mit zittrigen Fingern ans Ohr. Herman meldete sich nicht, natürlich nicht. Hatte er von Anfang an diesen Plan gehabt? Schon damals am Lagerfeuer im Kongo, als sie ihm ihre Bilderberg-Idee vorgetragen hatte? Benutzte man sie nur als Geldgeberin? Zur Finanzierung einer schrecklichen Aktion, von der sie nicht die geringste Ahnung gehabt hatte? Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, obwohl sie am ganzen Leib zitterte. Ihr erster klarer Gedanke nach dem Lesen des Briefs war gewesen, dass sie den entsetzlichen Schaden, den sie angerichtet hatte, wiedergutmachen musste. Egal wie.
    Sie steckte das Handy ein und war mit einem Satz bei der Bodenluke.
     
    Herman eilte mit der Waffe in der Hand auf die Gruppe zu, von wo er das Splittern von Glas und Schmerzensschreie hörte.
    »Geht aus dem Weg!«, rief Herman.
    Vor sich sah er Jörg inmitten von Glasscherben sitzen und sich die Hand halten. Sein Anzug war voller Blut, aus dem Handgelenk sprudelte es rot, das Barett lag auf dem Boden.
    »Er ist gegen die Glastür gefallen«, sagte Geir und riss sich die Krawatte vom Hals.
    »Er wurde
dagegengestoßen
«, brüllte Jochem. »Wer von euch   …«
    »Wir haben keine Zeit«, sagte Herman, nahm die Krawatte, die Geir ihm reichte, und band damit Jörgs Arm ab. Der Blutfluss nahm etwas ab.
    »Verdammte Scheiße.« Herman zog Jörgs Ärmel hoch und untersuchte die Wunde.
    Jemand drängte sich durch die Gruppe nach vorne.
    »Stehen bleiben!«, rief Jochem.
    »Nicht schießen«, rief eine Frau.
    Herman erkannte die Stimme und traute seinen Ohren nicht. Sandrine stand mit erhobenen Händen vor ihm. »Ich bin Ärztin und arbeite für die Sicherheitsfirma.«
    Eine Sekunde lang sah Herman ihr in die Augen, dann nickte er. Sandrine kniete sich neben Jörg, der gegen den Schockzustand ankämpfte, und sah sich die Wunde an.
    »Ruft einen Krankenwagen, er muss schnell genäht werden und braucht Medikamente!«
    Herman ging neben Sandrine in die Hocke. »Wir verschwinden mit einem Boot, auf dem es die nötigen Dinge gibt. Kannst du ihn dort behandeln?«
    »Was für

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