Ein Schlag ins Herz
Dinge?«
»Ein A 3-Erste -Hilfe-Set.«
»Das reicht.«
Herman blickte kurz auf die Geiseln, die den Vorgang bestürzt beobachteten.
»Wir nehmen die Frau mit«, sagte Herman und sah Sandrine wieder mit hartem Blick an. »Solange sie uns von Nutzen ist.«
Max starrte über den Zaun auf das Hotel. Noch immer war keine Banderole an der Fassade zu sehen. Aber etwas war passiert. Überall liefen Polizisten und Sicherheitsleute mit gezogenen Waffen umher.
Max sah Flora an, die mit den Schultern zuckte und ebenso irritiert zu sein schien wie er.
Man hörte das lauter werdende Heulen von Polizeisirenen. Mehrere Fahrzeuge näherten sich auf der Straße, die Ersten fuhren durch das Tor aufs Grundstück, aber drei Mannschaftswagen hielten am Tor vor den Demonstranten und Journalisten an.
Die Polizisten packten die Leute hart an und führten sie zu den Fahrzeugen. Die Demonstranten und Fotografen wehrten sich lautstark, und die Situation wurde chaotisch. Auf beiden Seiten gab es leichte Verletzungen. Nun kam auch ein Helikopter angeflogen.
Max sah, wie Flora zu einem Polizeifahrzeug gezerrt wurde.
Åsa Björklund schlängelte sich mit dem Handy am Ohr zwischen den Fußgängern in der Oxtorgsgatan im Zentrum von Stockholm hindurch. Gerade hatte sie ihr Mittagessen mit einer alten Freundin in einem japanischen Restaurant wegen des Anrufs unterbrechen müssen.
»Ich bin jetzt draußen«, sagte sie, »lass hören.«
»Ungefähr siebzig Gäste werden als Geiseln im Speisesaal festgehalten«, sagte ihr Vorgesetzter Peter Söderholm. »Die Geiselnehmer behaupten, sie hätten Sprengstoff deponiert. Dreißig Gäste sind mit Geiselnehmern in einem Bus auf dem Weg zur Anlegestelle, wo sie von einem Boot abgeholt werden.«
»Haben sie irgendwelche Forderungen gestellt?«
»Außer, dass man ihnen den Bus bringen sollte, vorläufig nichts.«
»Verdammt.« Åsa blieb auf dem Bürgersteig stehen.
»Das wird eine riesige internationale Suppe. Die Gäste sind hochrangige Amerikaner und Europäer. Kümmere dich um die internationalen Kontakte.«
»Wer hat angeordnet, die Geiselnehmer in den Bus zu lassen?«, fragte Åsa, setzte sich wieder in Bewegung und rannte bei Rot über die Straße zum U-Bahn -Eingang.
»Was hatten sie denn für eine Wahl? Hätten sie das Leben eines amerikanischen Bonzen riskieren sollen?«
Sandrine bemühte sich, die Panik im Zaum zu halten, während sie zusah, wie eine Geisel nach der anderen aus dem Bus zum Anlegesteg und weiter in die Kajüte einer Motorjacht der Luxusklasse geführt wurde. Bald war es zu spät, bald gab es kein Zurück mehr.
Sie nahm die nötigen Instrumente aus den sterilen Verpackungen im Erste-Hilfe-Set und bereitete sich vor, Jörgs Wunde zu nähen. Ihre Hände zitterten, aber sie beruhigte sich etwas, indem sie sich auf das konzentrierte, was sie konnte.
Aus den Augenwinkeln verfolgte sie, wie beängstigend entschlossen Herman und seine Männer agierten. Sie empfand eine gewaltige Wut auf Herman, der sie und ihr Geld nur benutzt hatte. Die bittere Enttäuschung und eine Welle von Selbstvorwürfen schnürten Sandrine die Kehle zu. Das Ganze war verrückt, man würde auch sie der Mittäterschaft an diesem Verbrechen beschuldigen, das bald weltweit die Topnachricht in den Medien sein würde.
War es doch ein Fehler gewesen, mit auf die Jacht zu wollen? Wäre sie denn in der Lage, etwas zu tun, um den Schaden gering zu halten?
Im Sichtfeld des Fernglases sah man auf dem Steg einen bewaffneten Mann und eine Frau, die etwas zu ihm sagte. Und in der Bootskajüte drängten sich die Leute bereits eng zusammen. Die Geiselnehmer waren unter den Geiseln praktisch nicht zu erkennen.
Der Polizeichef von Västervik setzte das Fernglas ab.
»Es ist vollkommen unmöglich, etwas zu unternehmen, ohne das Leben der Geiseln zu gefährden«, sagte er ins Telefon. »Die Terroristen können Fernzünder haben, mit denen sie die Leute im Speisesaal in die Luft sprengen, falls wir etwas versuchen sollten … Wir können sie nicht daran hindern, mit dem Boot davonzufahren.«
In ohnmächtiger Wut sah der Polizeichef zu, wie das Boot sich vom Steg löste und aufs offene Meer hinaus beschleunigte, dass die Gischt spritzte.
19
Patrik sah in der Ferne zwischen den Wellen den Rumpf eines großen Schiffes aufblitzen. Dominik schaute in dieselbe Richtung. Auf dem Radarschirm, den Andrus vor sich hatte, sah man einen Punkt.
Das Schiff in der Ferne war grau. Also war es nicht die
MS
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