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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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begriff zu seinerBestürzung, dass er direkt in den Lauf einer Maschinenpistole schaute.
    »Keine Bewegung«, sagte der Mann und hantierte dabei mit einer Hand am Ohr. Er setzte sich einen Ohrhörer ein, dachte Holmström und versuchte, seine rasenden Gedanken zu ordnen.
    »Gut. Und jetzt langsam weg vom Funkgerät. Alle beide!«, befahl der Mann.
    Vor Holmströms Augen erschien das Bild von den anderen Männern, denen gerade an Bord geholfen wurde. Ihm wurde klar, dass er in die Falle gegangen war wie ein gutgläubiges Kind.

22
    Inmitten der Geiseln starrte Sandrine auf das Meer. Sie hatte die anderen davon überzeugt, dass sie eine echte Ärztin war, und mit Sicherheit war niemand auf die Idee gekommen, sie könne die Entführer kennen.
    Jörg hatte sich nach dem Nähen der Wunde mit dick verbundener Hand hingesetzt, erhob sich nun aber vorsichtig. Sandrine war nahe daran, ihm zu sagen, er solle aufpassen, schwieg aber und hielt den Blick aufs Meer gerichtet.
     
    Keuchend kletterte Patrik die Strickleiter hinauf, der Weg von der Wasseroberfläche zur Reling kam ihm endlos vor. Obwohl er sich ganz darauf konzentrierte, auf der Leiter zu bleiben, blitzte in seinem Kopf eine Frage auf:
Was, um Gottes willen, tat seine Mutter bei Beates Eltern? Wie hatte sie dort hingefunden? Sie konnte von Beate doch gar nichts wissen!
    Vor Patrik kletterten Andrus und Bruno die Leiter hinauf. Mit Nachdruck vertrieb Patrik die wirren, aufwühlenden Gedanken und hielt bereits nach einer geeigneten Stelle für das Transparent Ausschau. Sie mussten es so lange sichtbar halten, bis Bronislaw vom Boot aus die Fotos gemacht und das Video gedreht haben würde.
    Nun kletterte über ihm Andrus an Bord.
     
    Matrose Larsson half dem nassen Mann von der Strickleiter an Deck. Das Boot trieb noch immer weit entferntauf den Wellen, aber der Rauch schien bei Weitem weniger geworden zu sein. Eigentlich sah es aus, als wäre das Feuer fast vollständig erloschen. Das war ungewöhnlich.
    Larsson wollte dem Mann, dem er geholfen hatte, die Rettungsweste abnehmen, aber der schüttelte den Kopf.
    »Stolt, gib ihm was zu trinken und eine Wolldecke«, sagte Larsson zu einem Kollegen, der in der Nähe der Tür stand, dann ließ er den Blick über die schlotternden, wortkargen Männer, die auf dem Deck saßen, schweifen. Sie trugen alle ähnliche Kleidung, lange Hosen, Jacken mit hohen Kragen, deren Reißverschlüsse bis ganz nach oben gezogen waren. Und anscheinend hatten es alle noch geschafft, vor dem Sprung ins Wasser die Schuhe auszuziehen.
    »Sobald wir den letzten Mann oben haben, gehen wir zu den Kabinen. Da bekommt ihr was Trockenes zum Anziehen«, sagte Larsson.
    »Danke«, murmelte einer der Männer.
    Larssons Blick fiel auf dessen Handgelenk: Aus dem Ärmel der Segeljacke ragte ein schwarzer, glänzender Rand heraus. Der Mann trug eindeutig einen Neoprenanzug unter den Kleidern.
    Ein anderer Mann, der mit dem Rücken zu ihm dasaß, fingerte mit einer Hand unter der Rettungsweste und mit der anderen am Ohr. Trug er ein Hörgerät?
    Im selben Augenblick begriff Larsson, dass da etwas nicht stimmte. Er sah zu Stolt hinüber, aber der schien keine Gefahr zu wittern. Drei ihrer besten Männer waren noch im Rettungsboot und einer hing an der Strickleiter. Und der Kapitän hatte gerade einen der aus dem Wasser gefischten Männer zur Kommandobrücke geführt.
    Bevor Larsson dazu kam, seine Gedanken zu Ende zu denken, stand der Bärtige, der mit dem Rücken zu ihm auf dem Boden gesessen hatte, auf und drehte sich um. Inden Händen hielt er eine Maschinenpistole mit kurzem Lauf.
    »Keiner rührt sich von der Stelle!«, befahl er barsch. »Hände hoch, und zwar langsam!«
    Der Anblick der Waffe überraschte Larsson gar nicht mehr. Er hatte einige Sekunden Zeit gehabt, um eine Vermutung zu entwickeln. Der Gesichtsausdruck des auf der Stelle erstarrten Stolt spottete jedoch jeder Beschreibung.
    Larsson war schon lange der Meinung, dass man Atommülltransporte besser vor Terroristen schützen musste. Und jetzt geschah genau das, wovor er vergebens gewarnt hatte. Er konnte nicht umhin, sogar so etwas wie eine leichte Schadenfreude zu empfinden. Später würde er den Behörden und der Geschäftsführung der Reederei sagen können: Ich habe euch gewarnt!
    Auch zwei weitere Männer, die an Deck saßen, hatten nun unter ihren Rettungswesten wasserdichte Plastikhüllen hervorgezogen, die Waffen enthielten.
    Larsson blickte hinter sich und sah den nächsten

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