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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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wollen.
    Schließlich hatte Anita Vasama gemeinsam mit einem gewissen Dietrich die Kommune verlassen und lebte seitdem mit ihm zusammen. Sie hatte die Entwicklung ihres Sohnes und seine Karriere als Geologe in Finnland verfolgt, obwohl er keinen Kontakt zu ihr mehr wollte.
    Dietrich hatte viele Freunde unter den Öko-Aktivisten, und einer von ihnen hatte vor einem halben Jahr Kontakt zu Anita aufgenommen, denn er wusste, dass Patrik für die Atomindustrie arbeitete.
    Einige Wochen später hatte Anita mehr darüber gehört und nach einigem Nachhaken von Beate und ihrer Beziehung zu Patrik erfahren. Jetzt wollte sie mit ihrem Sohn in Verbindung treten – war aber nicht bereit zu sagen, warum.
    Klaus nahm das Telefon, das Anita ihm hinhielt, entgegen. »Ich kann mich nicht in Ihre Angelegenheiten einmischen, wenn Sie mir nicht sagen, worum es geht. Sie werden sicher verstehen, dass wir uns für alles interessieren, was mit unserer Tochter zu tun hat.«
    Die Frau wirkte unschlüssig. Nervös spielte sie mit dem Knoten an ihrem Halstuch und schien bereits etwas sagen zu wollen, wandte sich aber dann abrupt der Tür zu. »Ich muss ein paar Dinge überprüfen und melde mich wieder«, sagte sie und ging ebenso schnell davon, wie sie gekommen war.
     
    Kapitän Holmström beobachtete durch das Fernglas das Rettungsboot, das zum Mutterschiff zurückfuhr. An Bordwaren die aus dem Meer geretteten Personen, von denen einige nach Meldung seiner Männer schwer unter Schock standen.
    »Ich gehe nach unten und sehe nach, wie die Lage ist«, sagte Holmström zu Steuermann Magnusson und stieg die Treppe hinunter. Normalerweise waren die Decks auf Frachtschiffen durch Treppen im Inneren miteinander verbunden, aber auf der
Sigyn
waren sie aus Sicherheitsgründen außen auf beiden Seiten des Schiffes installiert.
    Unten angekommen blickte Holmström über die Reling und sah, wie man im Rettungsboot dem ersten Seenotopfer auf die Strickleiter half.
    Ein Besatzungsmitglied band ein Sicherungsseil um einen erschöpft wirkenden Mann. Wegen des starken Seegangs mussten Retter und Geretteter sich anstrengen, um das Gleichgewicht zu halten. Schließlich war das Seil befestigt, und der Mann in der Rettungsweste kletterte die schwankende Strickleiter hinauf.
    Oben ergriff Holmström die Hand des Mannes und zog ihn durch die Pforte in der Reling. Kraftlos sank der Mann auf dem Deck zu Boden.
    »Danke, Sie haben mir das Leben gerettet«, stammelte er außer Atem auf Englisch.
    Holmström musterte den Mann. Er sah mitteleuropäisch aus, war vielleicht dreißig Jahre alt und hatte sympathische, intelligente Gesichtszüge. Er machte absolut nicht den Eindruck eines großkotzigen Hobbyseglers, der im betrunkenen Zustand mitten auf dem Meer einen Bootsbrand verursacht hatte.
    »Was ist passiert?«, fragte Holmström.
    »Das Feuer hat sich explosionsartig ausgebreitet«, keuchte der Mann mit geschlossenen Augen.
    »Wie viele seid ihr?«
    Da richtete sich der Mann mit vor Entsetzen geweiteten Augen auf.
    »Ben   … Hat er es geschafft herauszukommen? Er hat in der Kajüte geschlafen. Wir müssen Kontakt zum Boot aufnehmen, schnell!«
    »Ich gehe auf die Brücke. Welche Frequenz?«
    »Ich komme mit.«
    »Wir müssen aber die Treppe hinauf«, sagte Holmström und deutete in die entsprechende Richtung.
    »Ich schaffe das schon«, sagte der Mann aufgeregt und stand auf. »Gehen wir.«
    Holmström eilte als Erster die Treppe hinauf und blickte über die Schulter. »Brauchen Sie Hilfe?«
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    Holmström ging weiter und sah erneut nach unten. Der Mann folgte ihm erstaunlich flott. Aber in Notsituationen konnte der Mensch ja oft zusätzliche Kräfte mobilisieren.
    Oben angelangt sah Holmström zur Reling und stellte fest, dass gerade zwei weitere Opfer an Bord kletterten. Er öffnete die Tür zur Kommandobrücke und trat ein, der Mann folgte ihm.
    Steuermann Magnusson schaute überrascht auf den klatschnassen Mann in der Tür.
    »Ein Kamerad von ihm ist möglicherweise noch auf dem brennenden Boot«, sagte Holmström. »Wir versuchen, Funkkontakt herzustellen   …«
    Holmström starrte auf Magnussons Gesicht, das plötzlich einen merkwürdigen Ausdruck angenommen hatte. Schließlich begriff der Kapitän, dass Magnusson nicht ihn ansah, sondern über seine Schulter hinwegschaute. Von einer bösen Ahnung erfüllt, drehte er sich langsam um.
    Zuerst bemerkte er die leere transparente Plastiktüte auf dem Boden, dann blickte er auf und

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