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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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vermeintlich Geretteten an Deck kommen.
    »Außendeck unter Kontrolle«, hörte Larsson den Bärtigen auf Englisch in ein Mikrofon sagen. »Wie viele sind auf der Kommandobrücke?«
    Larsson wusste, dass dort nur Holmström und Magnusson waren. Und er wusste, dass die Männer im Rettungsboot ohne Bewaffnung keine Chance hatten, ihnen zu helfen.
     
    Als er noch einen Meter vom Rand des Decks entfernt war, löste Patrik eine Hand von der Strickleiter und zog damit das Transparent unter seiner Jacke hervor.
    Im selben Moment erschien über ihm Andrus an der Relingpforte.
    »Komm hoch, hier ist alles in Ordnung«, rief er.
    Patrik stieg den letzten Meter hinauf. Hielt die Crew denn still?
    Andrus ergriff Patriks Hand und zog ihn an Deck. Der Anblick dort war schockierend: Seine Gefährten hielten Waffen in der Hand und bedrohten damit die Schiffsbesatzung. Intuitiv machte Patrik einen Schritt zurück und schnappte nach Luft. Er prallte mit dem Rücken gegen die Reling und drückte sich dann so fest dagegen, als wollte er wieder rückwärts vom Schiff.
    Erstarrt verfolgte er, wie Dominik, der den Kapitän und Magnusson nach unten an Deck geschickt hatte, den Männern knappe Befehle erteilte, aber Patrik konnte sie nicht verstehen. Die Wörter drangen nur als bedeutungslose Geräusche in sein Gehör. Die Besatzung der
Sigyn
hielt die Hände erhoben und wurde mit den Läufen der Schusswaffen an die Reling gestoßen. Patriks Blick blieb auf Andrus haften. Der erschien nun wie ein anderer Mensch; die Nachdenklichkeit, die seine Persönlichkeit zuvor ausgemacht hatte, und der Nimbus des Intellektuellen, den er mit seiner runden Brille präsentiert hatte, waren plötzlich dahin. Mit der Maschinenpistole im Anschlag bewegte sich Andrus ausgesprochen entschlossen.
    Patrik suchte an der Reling Halt, um aufrecht stehen zu bleiben. Er war von Dominik unter falschem Vorwand in etwas hineingezogen worden   … aber in was?
    »Wir wissen, dass zwölf Mann zur Besatzung gehören«, sagte Dominik zum Kapitän. »Vier sind im Rettungsboot, ihr seid sieben, also fehlt einer. Wo ist er?«
    »Wir mussten ihn wegen einer Magenerkrankung in Forsmark lassen.«
    Dominik baute sich unmittelbar vor dem Kapitän auf und starrte ihm aus wenigen Zentimetern Abstand in die Augen. Dann lud er schnell durch und drückte Holmström den Lauf der Maschinenpistole auf die Brust.
    »Ich frage noch einmal: Wo ist das zwölfte Crewmitglied?«
    Patrik schaute Dominik an, der jetzt aussah wie ein kaltblütiger Mörder. Mit diesem Mann sollte Beate zusammen gewesen sein?
    Der Kapitän hielt Dominiks Blick stand. »Ich habe bereits geantwortet.«
    »Meine Leute werden das Schiff komplett durchsuchen. Wenn wir den Mann finden, werdet ihr alle bestraft. Und Sie, Herr Kapitän, werden dafür die volle Verantwortung tragen. Ist das klar?«
    Holström wich Dominiks Blick nicht aus. »Was wollt ihr?«
    »Ich stelle hier die Fragen. Hoffentlich ist das jetzt ein für alle Mal klar.«
    »Ihr werdet nicht davonkommen   …«
    In dem Moment sauste der Lauf der Maschinenpistole durch die Luft.
    Durch die Wucht des Schlages geriet der Kapitän ins Taumeln. Die Männer, die neben ihm standen, hielten ihn fest und verhinderten so, dass er hinfiel. Holmströms Augenbraue war aufgeplatzt und er blutete.
    »Haltet das Maul, wenn ihr nicht gefragt werdet!«, brüllte Dominik.
    Er packte den Kapitän am Schlafittchen.
    »Wir gehen mit dem Steuermann auf die Brücke, die übrigen Crewmitglieder lassen sich ins Rettungsboot hinunter.«
    Dominik schleppte den vom Schlag benommenen Kapitän, der sich die blutende Wunde hielt, mit sich, warf aber noch einen kurzen Blick auf Konstantins und sagte: »Fangt im Frachtraum an!«
    Kontantins wandte sich an Patrik: »Zieh dir trockene Kleider über! Worauf wartest du noch?«
    Das Telefon!, fuhr es Patrik durch den Kopf. Er musste es verstecken, sofort. Andrus hatte ihn im Rettungsboot damit gesehen.
    Ganz vorsichtig schob Patrik die rechte Hand zur Schenkeltasche an seiner Hose.
    »Gib es her!«, sagte Andrus und riss ihm den Reißverschluss auf.
    Im Nu hatte Andrus das Telefon in der Hand und warf es ins Meer.
    Erschüttert ballte Patrik die Fäuste. Hatte Beate von dem wahren Plan gewusst? Wer waren diese Männer, die ihm nun vollkommen fremd und gefährlich vorkamen?

ZWEITER TEIL
    23
    Rune Börjesson lag hinter dem Gitter des Belüftungskanals. Er hatte jedes Wort gehört, das zwischen dem Angreifer und dem Kapitän gewechselt worden

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