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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Entführer mit der Faust ins Gesicht. Der Mann taumelte nach hinten, gab die Waffe aber nicht frei, die nun auch von drei weiteren Männern festgehalten wurde.
    Zwei Hände legten sich um den Hals des Entführers und zogen ihn nach hinten.
    Pearson griff nach dem Messer am Gürtel des Mannes. »Lass los!«, brüllte er ihn an und drückte ihm dabei die Klinge an die Kehle.
    Dann tauchte Guillermo Razzone, der zur Eigentümerfamilie eines italienischen Autokonzerns gehörte, neben ihm auf.
    »Hast du gehört?«, sagte Razzone mit vor Wut zitternder, fast animalischer Stimme. »Lass los   …«
    Unvermittelt schlug der Italiener dem Entführer mit aller Kraft die Faust ins Gesicht. Der Mann ließ die Maschinenpistole los und wurde zu Boden gezogen.
    »Scheißkerl«, zischte der Italiener und versetzte dem Angeschlagenen einen Tritt.
    »Hör auf, für so etwas haben wir keine Zeit«, drängte Pearson, die Maschinenpistole in der Hand. Er drehte sich um. Der andere Entführer wurde von Geiseln auf dem Boden festgehalten, und Simon Rozen stand mit der Waffe in der Hand daneben.
    »Die anderen Entführer können jeden Augenblick hereinkommen«, keuchte Pearson und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Die Kabine erinnerte an ein Schlachtfeld, auf dem er von Siegern in weißen Hemden umringt war, die aussahen, als verstünden sie selbst nicht, was gerade geschehen war.
    »Aber die Schweine werden merken, dass wir zwei ihrer Kameraden als Geiseln haben«, sprach Pearson mit allmählich ruhiger werdendem Atem weiter. »Ich brauche zwei Männer, die mit dem Messer umgehen können.«
    Sein Blick wanderte von einem Gesicht zum anderen, er wusste, wonach er suchte. Er verließ sich auf die gleiche Technik, die er am Verhandlungstisch anwendete.
    Sein Blick hielt bei einem Augenpaar an, das Entschlossenheit und gefasste Ruhe ausstrahlte. Es gehörte dem britischen E U-Kommissar Michael Raven.
    »Hier«, sagte Pearson und gab dem Engländer das Messer.
    Dann ließ er seinen Blick weiterwandern. Schnell ging er über jedes Augenpaar hinweg, in dem er einen Schimmer von Angst oder Unsicherheit wahrnahm. Er ließ auch die Männer unbeachtet, bei denen er Wut, Hass oder Erregungfeststellte. Der Italiener hatte keine Chance, das andere Messer zu bekommen, aber hinter ihm erblickte Pearson zwei Augen, die Trotz und Kaltblütigkeit verrieten. Er war überrascht, als er den Mann erkannte: Es war der deutsche Chefredakteur Franz Schröder, der kurz zuvor fast seinen Arm durch einen der Entführer verloren hätte. In seinem Gesicht war keine Spur des Schocks mehr zu erkennen.
    »Simon«, sagte Pearson. »Gib Schröder das zweite Messer. Und jetzt fesselt ihr die beiden.«
    Michael Raven schob das Messer in den Gürtel, nahm die Krawatte vom Hals und packte zusammen mit anderen Männern den Entführer, der bei Bewusstsein war.
    »Ihr kommt hier nicht raus«, keuchte der, während ihm die Männer die Hände hinter dem Rücken fesselten. »Wo wollt ihr überhaupt hin?«
    Pearson richtete den Lauf der Maschinenpistole auf die Stirn des Mannes. »Vielleicht hast du eine Idee.«
    Kurz blitzte Unsicherheit auf dem Gesicht des Entführers auf.
    »Wie viel bist du zu opfern bereit – für deine Kameraden, deine Ideale oder für Geld?«, fragte Pearson. »Glaub bloß nicht, dass ich das Ding hier nicht bedienen kann. Ich habe Entscheidungen getroffen, die im Irak und in Afghanistan Menschenleben gekostet haben, sogar auf unserer Seite. Glaubst du, da hätte das Leben eines einzigen Scheißterroristen irgendeine Bedeutung für mich?«
    Es wurde still in der Kabine, nur das Brummen der Maschinen war aus dem Inneren des Schiffsbauchs zu hören.
    »Du weißt, dass wir keine Zeit haben, weshalb ich nicht noch einmal frage. Wie kommen wir lebendig in ein Rettungsboot? Überleg dir deine Antwort genau. Wenn wir es nicht schaffen, stirbst du mit Sicherheit.«
    »In ein Rettungsboot?«, sagte Dan Cohen, der weißhaarigeVorsitzende der amerikanischen Republikaner, zu Pearson. »Ist das dein Plan?«
    »Hast du einen besseren Vorschlag?«
    »Du triffst große Entscheidungen für uns alle.«
    »Wenn es dir nicht gefällt, kannst du hierbleiben.«
    »Bist du dir sicher, dass deine Risikoanalyse stimmt?«
    »Halt den Mund, Dan! Jetzt ist nicht der Moment für Demokratie und Wenn und Aber«, sagte Pearson und drückte dem Entführer den Lauf in die Wange.

40
    Sandrine saß regungslos hinter der Metallkiste und wartete. Einige Meter entfernt spähte Patrik mit

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