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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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hatte. Vom Ultimatum waren gut acht Minuten abgelaufen. Er zweifelte keinen Moment daran, dass die Entführer ihre Drohung in die Tat umsetzen und die Geiseln hinrichten würden. Auch das würde er der Befehlsführung mitteilen müssen. Je schneller, desto besser, dachte Rockwell, während er aus der Schenkeltasche seines Overalls das Gerät zog, mit dem er eine kodierte Satellitenverbindung herstellen konnte.
     
    Timo und Åsa stiegen in den Peugeot von Timos finnischem Kollegen, der vor dem Terminal des Flughafens Helsinki-Vantaa auf sie wartete. Gleich nach Verlassen der Maschine hatte Timo in Stockholm angerufen, von dort aber nichts Neues gehört.
    Sie fuhren zum Hauptquartier der Zentralen Kriminalpolizei in Vantaa-Jokiniemi, wo gerade eine Besprechung des Operationsgremiums lief, das wegen der näher kommenden
Sigyn
ins Leben gerufen worden war.
    »Was sind das für Leute, die da auf Finnland zuschippern?«, wollte Juhani Rämö, der Helsinkier Polizeikommandant, von Timo wissen. Sie kannten sich. Timo gab die Frage an Åsa weiter, die ihren Laptop aufklappte.
    »Über einige Entführer haben wir ein gewisses Maßan Informationen. Die Gruppe, die den Bilderberg-Überfall gemacht hat, wird von dem Amerikaner Herman McQuinn angeführt, einem ehemaligen Elitesoldaten, der vor etlichen Jahren aus Afghanistan abgehauen ist, um seine eigenen Wege zu gehen. Wir suchen gerade nach genaueren Informationen über ihn, was nicht so einfach zu sein scheint.«
    Als Nächstes holte Åsa das Foto von einem blonden Mann mit hartem Blick auf den Bildschirm.
    »Der Holländer Jochem Smit ist ehemaliger Soldat der NAT O-Sondereinheiten , er war an der Jagd nach al-Quaida in Pakistan und Afghanistan beteiligt. Seine kriminelle Vergangenheit vor dem Dienst bei der NATO ist verschwiegen worden: Schmuggel von Drogen, auch härteren.«
    Wieder klickte sie ein neues Bild an.
    »Geir Kvale, norwegischer Küstenjäger. Kein krimineller Hintergrund bekannt. Nach norwegischen Quellen war er zuletzt als Söldner in Zimbabwe aktiv. Von den Übrigen haben wir keine Fotos, aber genug unschöne Erkenntnisse: Der Brite Craig Monroe und der Deutsche Jörg Meyer waren in verschiedenen afrikanischen Krisenherden mit von der Partie, unter anderem für eine englische Sicherheitsfirma am Golf von Aden, wo sie Frachtschiffe aus den Händen von Piraten befreit haben. Diese Männer wissen, was sie tun.«
    Polizeichef Rämös ernste Miene hatte sich verfinstert.
    »Was da auf Finnland zukommt, wäre also eine Schiffsladung Atommüll, eine Gruppe von Geiseln, die zur Weltelite zählen, und eine Terroristengruppe, die sich aus Berufssoldaten zusammensetzt und über deren Forderungen oder Absichten wir nichts wissen. Das ist ja   …«
    »…   ein Albtraum, und zwar direkt aus dem Inneren der Hölle«, ergänzte Timo.

44
    Patrik starrte auf die drei Verzweigungen des Belüftungskanals. Welche Richtung sollte er einschlagen? Führte eine davon in eine Sackgasse?
    Hinter ihm war es trügerisch still. Aber da war jemand, der horchte. Harry lag in dem engen Metallschacht und versuchte, möglichst lautlos zu atmen. Der Amerikaner hatte Börjesson eiskalt hingerichtet, und er würde ihn ebenso eiskalt erschießen, dessen war sich Patrik sicher.
    Tim Rockwell, SEAL 6.
    Plötzlich leuchtete hinter ihm der Schein einer Taschenlampe auf und reichte fast bis zu ihm heran. Zum Glück blieb das Licht hinter einer Biegung zurück. Kurz darauf ging es aus.
    Panik drohte Patrik zu überwältigen. Sie suchten ihn – und hatten seine Fährte garantiert längst entdeckt, denn im Staub des Schachts blieben Kriechspuren zurück.
    Er hörte ein leises, hallendes Geräusch hinter sich. Jemand kroch durch den Schacht und versuchte, das möglichst lautlos zu tun.
    Patrik hatte drei schwarze Löcher vor sich. Er musste sich entscheiden. Und er musste es jetzt tun.
    Dann dachte er wieder an die Spuren im Staub. Börjesson war zuvor hier gekrochen. Er musste also auch Spuren hinterlassen haben, die man bloß im Dunkeln nicht sah.
    Er leckte sich den Finger und strich damit möglichstsanft über den Boden des rechten Schachts. Dann machte er das Gleiche beim mittleren und schließlich beim linken Schacht.
    Links berührte der Finger kaltes Metall, bei den anderen beiden lag eine dünne Staubschicht darüber. Der Unterschied war haarfein, aber es gab keine andere Möglichkeit, einen Weg musste er wählen.
    Patrik kroch in die linke Verzweigung. Sie wurde immer enger, aber er robbte

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