Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
einziges Mal, das Grab seiner Eltern aufsuchen.
Ärger hin oder her , es war doch egal. Da er sowieso die meiste Zeit, seit er wieder hier war, nur Stress und Feindseligkeiten kennengelernt hatte. Somit kam es auf ein bisschen mehr auch nicht mehr an. Wachsam begab er sich auf die Suche …
Am elterlichen Grabhügel angekommen, blieb er bewegungslos davor stehen. Hier ruhten also seine Eltern. War schon seltsam, obwohl sie im Leben nie eine Einheit bildeten lagen sie zwischenzeitlich schon etliche Jahre friedlich nebeneinander. Seite an Seite, so als ob es nie etwas anderes gegeben hätte. Ob sie sich im Jenseits besser verstehen als auf der Erde? Wünschenswert wäre es auf jeden Fall. Wäre ja schlimm, wenn sie sich dort noch genauso zoffen würden, wie einst hier, auf Erden. Warum hatte er sie bisher noch nie im Reich der Toten zu sehen bekommen? Und weshalb nur hatten sie nie nach ihm Ausschau gehalten? Wer weiß, eventuell taten sie es ja und hatten sich für ihn geschämt. Oh ja, er konnte sich sehr gut vorstellen, dass sie bei seinen umjubelten Auftritten, vor Scham beinahe in einer Wolke versunken wären, denn sie würden sich nie und nimmer für das, was er tat erwärmen können. Aber könnte es nicht auch sein, dass sie irgendwie sauer auf ihn waren, weil er nämlich seit er im Himmel lebte noch keinen einzigen Gedanken an sie verschwendet hatte? Wie auch? Schließlich hatte er dort von früh morgens bis tief in die Nacht hinein zu tun. Dann gab es auch noch seine nicht gerade klein zu nennende Fangemeinde, die ihm ständig an den Sohlen klebte. Dazu kam auch noch das neugierige, nervige Reportervolk, vor dem er so gut wie nie in Ruhe gelassen wurde. Von wo sollte er auch noch die Zeit für Familientreffen hernehmen? Na gut, irgendwie hätte er das schon dazwischenschieben können, aber wenn er ehrlich war, dann war ihm die Familie bisher so was von egal, was ihm aber gerade in diesem Moment doch wehtat. Zumindest seiner Mutter hätte er Beachtung schenken sollen, denn sie konnte für das, was sein Vater tat, definitiv nichts. Zumal auch sie sehr unter seinen Wutausbrüchen zu leiden hatte. Sollte er jemals wieder zurück dürfen, dann würde er als Erstes nach ihr suchen und sich bei ihr für sein gefühlloses Verhalten entschuldigen.
Mit wehem Blick nahm er Abschied. Sobald sich die Gelegenheit erneut bot, würde er eventuell nochmals hier vorbeischauen.
»Hey , was hast denn du hier verloren?« Das hatte Alfinus gerade noch gefehlt. Er hoffte nur, dass der alte Rohling ihm nicht eins mit der Harke, die er drohend in seinen Händen hielt, überziehen würde. Darauf würde er gewiss überaus empfindlich reagieren. Wenn es sein musste, sich auch wehren, eventuell auch zubeißen. Zu diesem Exempel wollte er es wahrhaftig nicht kommen lassen. Kopflos sprang er über die Friedhofsmauer. Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, musste er sich zuerst einmal kräftig schütteln. Das war ja einfach nur schrecklich, was man sich als Vierbeiner so leisten musste. Nur gut, dass er in seinen jungen Jahren doch recht sportlich war, das kam ihm nämlich jetzt durchweg zu gute. Wäre es nämlich nicht so gewesen, dann hätte er sich bei diesem Sprung bestimmt sämtliche Knochen gebrochen. Er würde nun zusehen, dass er unbehelligt in Adamines verwaisten Schweinestall kam. Denn bevor er irgendetwas anderes in Angriff nahm, musste er sich zuerst von den morgendlichen Strapazen erholen …
Alfinus wurde erst wieder wach, als er die unverkennbare Stimme seines Großneffen vernahm. Warum nur musste dieser Schwachkopf ihn stets beim Relaxen stören? Der Bursche zeigte absolut keinen Respekt gegenüber dem Alter. Empört erhob er sich.
Bevor er diesen wahren Saustall verließ, musste er sich wie stets zuerst vergewissern, ob ihm auch niemand in die Quere käme.
»Aha«, stellte er schon beim ersten Blick durch die geöffnete Türspalte fest, »rausgehen, das ist im Moment nicht drin.« Weil der Störenfried nämlich laut jammernd vor der Eingangstür, auf den davor befindlichen ausgetretenen Steinstufen, saß. Alfinus fragte sich, was ihm nun schon wieder fehlte. Obgleich er sich diese Frage hätte ersparen können, da sich das über den Körper verteilte Gekratze seiner Hände und dieses fürchterliche Gezittere, welches völlig von ihm Besitz ergriffen hatte, was stark an Schüttelfrost erinnerte, gewaltig nach Entzugserscheinungen aussah. Tja, das kannte er auch. Wenngleich das alles schon viele Jahre
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