Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
verließ er seinen Lauschposten. Was waren sie beide nur so was von ungeraten. Beschämt verkroch er sich im Stall. Langsam dämmerte es Alfinus, weshalb die vier Weisen ausgerechnet ihn auf Carolus angesetzt hatten.
Gleich am folgenden Tag machte Alfinus eine Beobachtung, die ihm überhaupt nicht gefiel. Seine Schwester, das hatte er mit eigenen Ohren gehört, die Gute sprach nämlich mittlerweile mehr als laut, lag wohl daran, dass sie nicht mehr so gut hörte, musste dringend zum Arzt, weil ihre Beine so höllisch schmerzten. Nachdem er ihr aus seinem Versteck heraus besorgt nachgeblickt hatte, sie sah auf ihren Rollator gestützt doch sehr gebrechlich aus, nahm er sich vor, in aller Ruhe das Haus zu inspizieren. Carolus lag mit Sicherheit noch in den Federn, somit lief er absolut keine Gefahr entdeckt zu werden.
»Aber halt , was war das? Das war doch Carolus, der sich an den Schubladen des renovierungsbedürftigen Küchenbuffets zu schaffen machte. Suchte er etwa nach dem, nach dem er auch immer suchte, wenn er ganz dringend Stoff brauchte? Verdammte Scheiße, wie konnte er das nur verhindern? Seine Schwester bekam bestimmt nur eine bescheidene Rente, von der sie kaum leben konnte. Und nun kam dieser Taugenichts daher und versuchte sie davon zu erleichtern.
Wenn er sich so zurückerinnerte, dann hatte er seine Mutter mehr als nur einmal um ihr schwerverdientes Geld gebracht. Ganz gleich wohin sie es auch packte, denn sie war ja nicht blöd und hatte es stets bemerkt, dass ihr hin und wieder schon ein größerer Betrag fehlte, er fand es immer. Er hatte regelrecht, den richtigen Riecher dafür. Nun wurde ihm auch bewusst, wie gemein und gewissenlos er doch gehandelte hatte. Er war ein Egoist gewesen, einer von der ganz üblen Sorte. Hatte nur an sich gedacht. Dafür musste er auch einen hohen Preis zahlen. Irgendwo geschah es ihm ganz recht, dass er so früh hatte ins Gras beißen müssen. Denn das, was er seiner Mutter antat, war einfach unentschuldbar …
So wie es aussah , war Carolus doch nicht fündig geworden. So schnell Alfinus konnte, versteckte er sich unter dem Eingang zur Kellertür, welcher auch mit jede Menge Unrat zugestellt war. Er musste sich zwar buchstäblich kleinmachen, damit er sich hinter den vielen Kisten und Kartons auch verstecken konnte, was aber für ihn kein allzu großes Problem darstellte. Angespannt lauschte er nach Carolus Schritten, der nicht wie er angenommen das Haus verlassen würde, sondern eilig hinter seiner Zimmertür verschwand.
Etwa zwei Stunden später kam Adamine Fröhlich vollkommen erschöpft zurück. Für die schwächliche Frau war es kein Leichtes den doch relativ weiten Weg zum Arzt zu Fuß zurückzulegen. Nur gut, dass das nicht so oft vorkäme, ansonsten hätte sie ohne ärztlichen Beistand leben müssen, da ihr dafür definitiv die Kraft fehlte …
»Oma«, wurde sie augenblicklich, als sie die Küche betrat, von ihrem Urenkel in Empfang genommen, »haste mal einen Zwanni für mich?«
»Was willst du?« So wie es aussah , hatte Carolus für die Ohren der alten Frau doch zu leise gesprochen.
»Ob du mir einen Zwanziger geben könntest , habe ich dich gefragt«, schrie er ihr ungeduldig ins Ohr. Einfach schrecklich mit der Alten, sie sollte sich mal die Ohren durchpusten lassen.
»Von wo soll ich denn so viel Geld hernehmen ?«, fragte Adamine perplex. »Tut mir Leid mein Junge, aber das kann ich nicht.«
»Dann gib mir halt ei nen Zehner. Fürs erste müsste es reichen.«
»Woher nehmen und nicht stehlen?«, wurde er traurig gefragt. Es war doch immer dasselbe mit der geizigen Hexe. Eines Tages wird sie an ihrem Knausern noch ersticken.
Nachdenklich lag Carolus nach Adamines Abfuhr auf dem Bett. Er brauchte Kohle und zwar schnellstens. Und dann kam ihm der zündende Gedanke. Die Alte hatte ihn mit ihren dämlichen Weisheiten doch tatsächlich auf eine Idee gebracht …
Kurz nach zweiundzwanzig Uhr wurde Alfinus, der in der Nähe des Hühnerstalles lag, doch hellhörig. Er fragte sich, was Carolus noch vorhaben könnte, da er sich normalerweise so spät so gut wie nie auf der Straße blicken ließ. Und dazu auch noch mit einem altersschwachen Fahrrad. Jäh war Alfinus auf den Beinen. Kaum, dass sein Großneffe den Hof verlassen hatte, pirschte er ihm auch schon unauffällig hinterher.
Für Alfinus war die spätabendliche Inspektion doch anstrengender als er dachte. Er war nun mal kein Langstreckenläufer eher ein Sprinter, der
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