Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
sich gleichdarauf auf seinen altertümlichen Drahtesel zu schwingen. Für heute hatte er die Schnauze gestrichen voll. Aber aufgeschoben hieß noch lange nicht aufgehoben. Schon wieder etwas zuversichtlicher geworden radelte er Heim …
»Nur gut, dass die Dumpfbacke endlich den Abflug machte. So kann ich mich endlich etwas angenehmeren zuwenden.« Gutgelaunt begab sich Alfinus auf den Weg. Er würde Alena besuchen, die bei seinem unverhofften Besuch mit Sicherheit, völlig aus dem Häuschen geraten würde …
Jedoch als er vor dem Mehrfamilienhaus angekommen war, sank auf der Stelle seine Laune auf null. War doch irgendwo logisch, dass um diese Uhrzeit die Haustür abgeschlossen war. Nun stellte sich nämlich die Frage, wie er sich bloß bei Alena bemerkbar machen sollte. Okay, er könnte es ja mit Klingeln versuchen, aber wenn er sich so seine Pranken ansah, dann ginge das schon mal gar nicht. Er würde damit zweifelsohne nicht nur eine Klingel betätigen, sondern mit Sicherheit auch noch in mindestens drei oder vier anderen Wohnungen läuten. Es sei denn, er würde ohne sich auch nur im Geringsten darum zu scheren die Klingel drücken und danach einfach abwarten was sich tat.
Gedacht und natürlich auch gleich getan. In geduckter Haltung, etwas abseits von der Haustür entfernt stehend , hoffte er, dass Alena, bevor die Mitbewohner eventuell noch Hackfleisch aus ihm machten, ihm baldmöglichst öffnen würde. Selbstverständlich gab es einige Hallo Rufe und empörte Fragen, wer zu so später Stunde noch störte. Was sich aber offensichtlich sehr schnell wieder beruhigte, da urplötzlich wieder Stille einkehrte. Nur die eine Stimme, die er regelrecht herbeisehnte, war nicht dabei. Er wollte sich schon aus dem Staub machen, als sich zu seiner Erleichterung endlich etwas tat. In Alenas Schlafzimmer, das nach wie vor im Dunkeln lag, ging nämlich die Jalousie hoch und sogleich öffnete sich das Fenster und ihr Kopf erschien. Postwendend, damit sie ihn auch wahrnahm, machte er sich mit einem vorsichtigen Bellen bemerkbar.
»Joschi? Warte bitte einen Moment , ich bin gleich bei dir.« Das gefiel Alfinus. Nun würde es für ihn sogleich Streicheleinheiten en masse geben, die er, nachdem was er an diesem Tag so Unschönes hatte erleben müssen, auch dringend benötigte.
»Na komm schon her du Ausreißer«, freudig nahm Alena ihn mit ins Haus. Joschi war wieder hier. Alena war über sein Auftauchen absolut glücklich. Dennoch sparte sie nicht mit Vorwürfen, weil sie sein Verschwinden doch sehr mitgenommen hatte. Nachdem Alfinus aber ein durch und durch erbärmliches Jaulen von sich gab, so als wollte er ihr sagen, dass es ihm von ganzem Herzen leidtat, war die hübsche Frau auf der Stelle wieder versöhnt. Sich rundum wohlfühlend, genoss Alfinus ihre zarten Hände, die behutsam über sein Fell glitten. Ja, das tat verdammt gut. Seufzend schloss er die Augen. Alena war kompromisslos, die Allerbeste …
Jedoch am folgenden Morgen war schon wieder alles vorbei. Alena wusste sogleich, als Joschi heftig jaulend vor der Eingangstür stand, dass sie schon gleich wieder alleine sein würde.
»Obwohl es mir sehr schwer fällt , werde ich dich trotzdem gehen lassen. Ich hoffe nur, dass du dich schon bald mal wieder bei mir blicken lässt, denn ich habe dich Vagabund wahrhaftig ins Herz geschlossen.« Alena kamen nun doch die Tränen, als er, für sie gänzlich unverhofft, mit seiner Zunge behutsam über ihre Wange fuhr, so als wollte er sagen, ich mag dich doch auch. Seufzend lief sie mit ihm die Treppe hinunter, um ihm die Tür zu öffnen. Kaum, dass diese offen war, gab er einen lauten Beller von sich und sauste mit wehenden Ohren davon. Seufzend begab sie sich wieder in ihre Wohnung. Ohne Joschi war es hier mehr als nur einsam.
Widerwillig begab sie sich ins Badezimmer. Sie musste sich nun doch beeilen , nicht dass sie noch zu spät zur Arbeit kam. Zumal ihr Chef, der der Bürgermeister des Städtchens war, Unpünktlichkeit ganz und gar nicht ausstehen konnte.
***
Auf dem Nachhauseweg kam Alfinus am Friedhof vorbei. Unentschlossen blickte er auf das nur einen Spalt geöffnete, schmiedeeiserne Tor. Irgendwo fühlte er sich buchstäblich dazu aufgefordert, den Hort des ewigen Friedens zu betreten. Ihm war schon bewusst, wenn man ihn auf dem Friedhofsgelände erwischte, dass er mit gehörigem Ärger zu rechnen hätte. Aber wenn er schon mal hier wäre, dann könnte er doch, wenn auch nur ein
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