Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
blickte sie auf ihren erbärmlich weinenden Urenkel nieder. Hilflos strich sie über sein kurzgeschnittenes Haar. Angstvoll fragte sie sich, wie es nur mit ihm weitergehen würde.
»Du siehst so blass aus Oma, dir geht es bestimmt nicht gut.«
»Wie könnte es mir auch , nach den immensen Sorgen, die ich mir um dich gemacht habe, gutgehen? Zuerst die Angst, weil du nicht nach Hause gekommen bist, danach der Schock, als ich erfuhr, was man dir angetan hatte. Nur gut, dass Joschi ein so schlauer Bursche ist, ohne ihn wärst du nämlich jämmerlich zugrunde gegangen.« Alleine schon der Gedanke verursachten Adamine weiche Knie. Völlig ausgelaugt, ließ sie sich auf den neben seinem Bett stehenden Stuhl sinken. Quasi zeit seines Lebens hatte er ihr nur Sorgen bereitet und ob er jemals einsichtig würde und begriff, dass er so schnell wie möglich das Ruder herumreißen müsste bevor er gänzlich unterging, das würde sie mit Sicherheit nicht mehr erleben.
» Ich habe lange nachgedacht Oma und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich mich sobald es mir wieder besser geht, einer Therapie unterziehen werde. Denn wenn ich nicht suchtkrank wäre, dann hätte man gewiss nicht versucht, mir den Schädel eingeschlagen.«
»Wie soll ich das bloß verstehen? Von solchen Dingen habe ich doch überhaupt keine Ahnung.« Für die alte Dame wurde das alles zu viel. Erschöpft wischte sie sich mit einem blütenweißen Stofftaschentuch den eiskalten Schweiß von der Stirn.
»Eigentlich habe ich mit der Kacke angefangen. Ich bin nämlich in den Laden rein und habe die beiden Typen mit meiner alten Spielzeugpistole bedroht.«
»Schämst du dich denn gar nicht? Habe ich dich denn wirklich so schlecht erzogen, sodass du skrupellos die Menschheit ausraubst?«
»Es tut mir leid Oma, aber dadurch wurden mir endlich die Augen geöffnet, das schwöre ich dir. Bitte drücke ganz fest die Daumen, damit ich schleunigst von diesem Zeug wegkommen werde.«
»Das werde ich, das ist versprochen. Für mich gibt es wahrhaftig nichts Wichtigeres als dein Wohlergehen.« Mit schwerem Herzen verabschiedete sich Adamine Fröhlich von ihm. Je nachdem wie sie sich fühlte, würde sie ihn am nächsten, spätestens aber am übernächsten Tag wieder besuchen.
Unterdessen hatte Alfinus, der zuerst Adamine zur Bushaltestelle begleitet hatte, damit sie auch sicher dort ankäme, seinem Lebensretter einen Krankenbesuch abgestattet. Aaron sah echt erbärmlich aus, aber auch so hilflos wirkend mit seinem bandagierten Hinterlauf, den er im Stillen nur zu gerne seinen Besuchern präsentierte.
»Und Alter wie war es denn so beim Doktor? Hat es sehr wehgetan?«
»Einfach nur schlimm, geradezu grausam war es, als er mir die Spritze ins Hinterteil rammte. Selbstverständlich habe ich keinen Mucks von mir gegeben, habe diese schreckliche Tortur mannhaft über mich ergehen lassen. Schließlich bin ich noch immer hart im Nehmen.« Brauchte ja keiner zu erfahren, dass er aus lauter Panik das Wasser nicht mehr halten konnte, und sich aus diesem Grund blitzartig ein kleiner See auf dem gefliesten Fußboden der Arztpraxis gebildet hatte und von seinem Gejaule und Gewinsel ganz zu schweigen. Noch nicht mal seine allerbesten Freunde sollten jemals von der größten Blamage seines Hundelebens etwas erfahren.
» Dass du ein Held bist, dass hast du ja heute gezeigt. Ich bin wirklich stolz dich meinen Freund nennen zu dürfen.«
»Jetzt übertreib bloß nicht Alter , das was ich getan habe, war doch selbstverständlich, ja, sogar meine Pflicht. Am besten Schwamm drüber, das habe ich auch schon Aros gesagt, der vor lauter Dankbarkeit, dass er Dank mir, noch am Leben wäre, sich beinahe nicht mehr einkriegte. Übrigens bevor ich es vergesse, er hat tatsächlich den Job beim alten Karl bekommen. Ist doch super, nun hat er auch wieder ein Herrchen.« Alfinus unterließ es ihm darauf zu antworten, da er nun mal Aarons Freude nicht teilen konnte …
Bei seinem erneuten nach Hause kommen traf er Adamine wachsbleich, liegend, auf dem verschlissenen Sofa an. Was tat sie ihm leid. So wie sie in diesem Moment aussah würde es gewiss nicht mehr lange dauern und sie würde sich von diesem Leben verabschieden müssen. Wie gerne würde er sie zumindest ein Stück auf diesem Weg begleiten, aber leider war ihm das, wegen vier außerordentlich hinterlistigen Burschen nun nicht mehr möglich. Behutsam schubste er mit seiner feuchten Nase ihre kalte Hand an. Sozusagen als Zeichen, damit
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