Ein Schlüssel für den Mörder

über
hier oben stehe und schwitze, das bezahlen, was mir zusteht .«
    »Ihre Musik gefällt mir, Pete«,
sagte ich. »Aber ich bin im Augenblick nicht gekommen, um sie zu hören. Ich
möchte mit Ihnen sprechen .«
    »Zu einer Unterhaltung gehören
zwei, Kumpel«, sagte er lustlos. »Was mich anbetrifft, so gehe ich jetzt unter
die Dusche und kühle mich ein bißchen ab. Wenn Sie hier herumstehen und mit
sich selber reden wollen, habe ich nichts dagegen .«
    »Jemand hat Carter Stanton
gedroht, ihn zu ermorden«, fuhr ich ohne Eile fort, so als hätte er nichts gesagt.
»Er hält es für möglich, daß Sie es sind — er glaubt, Sie machten ihn für den
Selbstmord Ihrer Schwester verantwortlich .«
    Er setzte die Trompete wieder
an die Lippen, schmetterte plötzlich einen Ton heraus und senkte sie dann
wieder. »Ein Kriminaler?« Er fuhr sich versuchsweise mit der Zunge über die
Lippen. »Waschecht mit Marke und allem Drum und Dran?«
    »Nein — nur von Stanton damit
beauftragt, ihn am Leben zu erhalten«, sagte ich. »Ich heiße Holman — Rick
Holman .«
    »Meinen Namen kennen Sie«,
sagte er gelassen.
    Er bot mir nicht seine Hand,
und es sah ganz so aus, als kämen wir nicht weiter. Ich sah zu, wie er das
Mundstück abnahm, es trockenschüttelte und dann seine Trompete mit der
liebenden Sorgfalt einer Mutter, die ihr Kind schlafen legt, in ihr Futteral
steckte. Danach zündete er sich eine Zigarette an und schielte aus einem
Augenwinkel heraus zu mir herüber, um sich zu vergewissern, ob ich noch da sei.
    »Vielleicht sind Sie derjenige,
vielleicht sind Sie’s nicht«, sagte ich mit sachlicher Stimme. »In jedem Fall
sollten wir uns darüber unterhalten .«
    »Okay«, sagte er und seufzte
leise. »Aber nicht hier, Kumpel. Ich verbringe meine Freizeit nicht in diesem
schäbigen Bums .«
    Ein Stück weiter unten an der
Straße war eine Bar, und wir fanden dort eine ruhige Nische. Als uns unsere
Gläser gebracht worden waren, zog Sebastian ein Päckchen Zigaretten aus der
Tasche, fummelte eine Weile damit herum und verstaute die Zigaretten in einem
flachen silbernen Zigarettenetui. Mit ein paar schnellen Bewegungen zogen seine
Finger eine der dicken Zigaretten heraus und steckten sie in seinen Mundwinkel.
Der Tabak sah schwarz aus und hatte, als er die Zigarette anzündete, einen
beißenden Geruch. Er nahm drei schnelle Züge, wobei er jedesmal tief
inhalierte, und schien sich dann ein wenig zu entspannen.
    »Rauchen Sie immer Marihuana,
egal wo Sie sind ?« fragte ich beiläufig.
    Er runzelte die Stirn. »Fallen
Sie mir nicht auf die Nerven, Kumpel. Sie führen sich geradezu wie ein echter
Kriminaler auf .«
    »Wenn einer von den Brüdern
hier hereinkommt, riecht er es gleich auf der Schwelle«, fuhr ich ihn an.
    » Mhm «,
murmelte er unbehaglich. »Vermutlich haben Sie recht .« Er zog noch dreimal hastig an der Zigarette und drückte sie dann in dem
Aschenbecher neben seinem Ellbogen aus.
    »Demnach, was Stanton erzählt,
kam er, als Ihre Schwester im Club zu arbeiten begann, dahinter, daß sie
rauschgiftsüchtig war«, sagte ich. »Deshalb entließ er sie. Einen Monat später
setzte sie sich dann in ein warmes Bad und schnitt sich die Pulsadern auf. Er
behauptet, nicht zu wissen, weshalb Sie ihn dafür verantwortlich machen, aber
jedenfalls tun Sie das. Stimmt die Geschichte, Pete ?«
    Er trank ein wenig von seinem
Martini und starrte mich mit einer Art brütenden Abscheus an. »Sie sind doch
sein Mann, nicht? Wenn er behauptet, die Sache ist so — «, die massiven
Schultern zuckten ausdrucksvoll, »dann ist es eben so, oder nicht ?«
    »Lassen wir die
Spitzfindigkeiten beiseite«, sagte ich kalt. »Ich möchte, daß er am Leben
bleibt, weil er mich dafür bezahlt. Das bedeutet nicht, daß ich ihn mag oder
ihm alles glaube, was er mir erzählt. Alles, was ich möchte, ist, die Wahrheit
zu erfahren, so daß ich vielleicht herausbekomme, wer zum Monatsende sein
Begräbnis plant oder organisiert .«
    »Das wäre sehenswert !« Er grinste bösartig. »Bei der Party würde ich umsonst
Trompete blasen, Kumpel. Wir würden ihm zum Abschied einen Dixieland spielen
und auf dem ganzen Heimweg vom Begräbnis auf der Straße zum Tanz spielen! Mann !« Seine Augen glänzten. »An der Party möchte ich wirklich
teilnehmen .«
    »Sie wollten mir doch Ihre
Version der Geschichte erzählen, oder nicht ?« fragte
ich gereizt.
    Er überlegte ein paar Sekunden.
»Ich glaube, ja«, sagte er, und seine Stimme klang ein wenig