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Ein Schlüssel für den Mörder

Ein Schlüssel für den Mörder

Titel: Ein Schlüssel für den Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ruhiger. »Das
schulde ich Shirley .«
    Er wischte sich mit einer Geste
plötzlichen Abscheus mit dem Handrücken über den Mund. »Der einzige Grund,
weshalb sie rausgeschmissen wurde, ist, weil sie nicht mit dem Boß unter eine
Decke kriechen wollte !«
    »Sie meinen, sie war gar nicht
süchtig ?«
    »Schon möglich, daß sie
seinerzeit ein paar Marihuanazigaretten geraucht hat«, sagte er kurz. »Aber daß
Shirley sich das Zeug direkt in die Vene gespritzt haben soll, wie Stanton
behauptet hat — da lachen ja die Pferde! Und wissen Sie, warum ?«
    »Warum ?« fragte ich.
    Er nahm sich eine Zigarette aus
dem Päckchen, das ich auf dem Tisch hatte liegenlassen, zündete sie sich an und
inhalierte tief. »Sie war herzkrank«, sagte er gelassen. »Schon immer — schon
als Kind durfte sie in der Schule nicht einmal im Softballteam mitspielen! Wenn
sie also so süchtig gewesen wäre, wie Stanton behauptet, hätte ihr Herz längst
versagt, bevor sie auch nur dazu gekommen wäre, sich eine Spritze in den Arm zu
jagen .«
    »Wußte die Polizei über ihr
Herz Bescheid ?«
    »Ich habe versucht, es dem
Kriminaler klarzumachen, ich hab’s wirklich mit allen Mitteln versucht, Kumpel !« Er warf den Kopf zurück und lachte, und der harsche,
häßliche Laut tat mir in den Ohren weh. »Aber er wollte auf den alten Pete
nicht hören, weil er wußte, daß der alte Pete schon mal was ausgefressen hatte
— und wer glaubt schon einem Ex-Zuchthäusler, außer vielleicht, wenn er sich
schuldig bekennt ?«
    »Wie stand es mit ihrem Arzt? —
Mit Ihren Eltern ?« beharrte ich. »Selbst wenn sie
Ihnen nicht geglaubt haben, so mußten sie doch wenigstens einem Doktor glauben .«
    »Das letztemal ,
das sie beim Arzt war, war in dem Jahr, als sie aus der Schule kam«, sagte er
nüchtern. »Damals war sie vierzehn. Immer dieses Geschwätz über ihr Herz und
daß sie es nicht zu schwer nehmen sollte — so kam sie um jedes Vergnügen, das
andere Kinder hatten. Das verursachte eine Art Komplex bei ihr. Irgendwie lebte
sie schließlich in der Vorstellung, daß die Krankheit weggehen würde, wenn sie
nicht mehr darüber redete, ja nicht einmal mehr daran dachte. Ich weiß nicht,
wie oft ich mich mit ihr darüber stritt, daß sie zu einem Arzt gehen sollte,
aber sie wurde nur hysterisch, und ich kriegte es jeweils mit der Angst zu tun,
sie könne dadurch einen neuen Anfall bekommen .«
    Er malte mit dem Zeigefinger
vage Muster auf das Tischtuch. »Soviel ich weiß, hatte sie drei schlimme
Anfälle — den letzten vor ungefähr einem Jahr. Sie sprach mit niemandem
darüber, nicht einmal mit mir. Ich habe nie jemanden kennengelernt, der so
leidenschaftlich leben wollte wie Shirley. Eine Shirley, die sich umbrachte,
wäre für mich dasselbe gewesen, wie wenn ich meine Trompete weggeworfen hätte —
oder wie ein Stanton, der den Weibern abschwört !«
    »Sie haben gesagt, Sie wären
ein Ex-Zuchthäusler«, bohrte ich nach. »Wann ist denn das passiert ?«
    »Vor fünf Jahren.« Er trank seinen Martini aus und winkte dem Barkeeper. »Damals lagen
die Dinge ganz anders. Ich war mit fünf anderen Burschen unterwegs, um in
drittklassigen Clubs und wo immer wir etwas bekamen, für eine Nacht zu spielen.
Wir arbeiteten uns durch Arkansas durch und waren so ziemlich am Schluß in
irgendeinem Kuhnest, weiß der Himmel wo, als es passierte .«
    Er grinste plötzlich bei der
Erinnerung. »Wir dachten, wir wollten zu ihrem Kornsprit ein bißchen von
unserem eigenen Sprit beisteuern. Ich pflegte immer ohne die anderen Jungen ein
großes Solo zu spielen. Georgia — Himmel!« Er grinste eine Weile vor
sich hin. »Mann! Das haben wir vielleicht ausgeschlachtet! Wir haben ihnen
allen Schmalz, den wir nur auf brachten, verpaßt. Wenn der letzte Refrain kam,
sank ich auf die Knie, und es sah nach wirklicher Inspiration aus.
    In der Nacht, als es passierte,
war ich wie immer auf den Knien und hatte die Augen geschlossen — irgendwie
kann ich nur wirklich gut spielen, wenn ich die Augen zuhabe. Deshalb sah ich
auch nicht, wie der Besoffene sich von seinem Stuhl aufrappelte und auf mich
zugetaumelt kam. Er bildete sich ein, der große Mann des Abends zu sein, und
wollte etwas zum Höhepunkt unserer Nummer beitragen — und so schüttete er seine
Tasse Kaffee geradewegs in die Öffnung meiner Trompete. Vielleicht wußte er’s,
vielleicht wußte er’s auch nicht — aber die Brühe war kochend heiß .« Er zuckte die Schultern. »Jedenfalls, das nächste, woran
ich

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