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Ein Schlüssel für den Mörder

Ein Schlüssel für den Mörder

Titel: Ein Schlüssel für den Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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—, daß ich ihm die perfekte Chance gegeben hätte, mich zu
ermorden! Ich glaube, er hat seine Genialität noch höher eingeschätzt als ich
meine. Ungefähr fünf Minuten lang vergnügte er sich damit, mir eine
detaillierte Analyse seines meisterhaften Mordplans zukommen zu lassen. Dem
folgte eine Zusammenfassung der Gründe, weshalb das Ganze erforderlich sei, und
den letzten Akt bildete eine in alle Einzelheiten gehende Beschreibung meiner
persönlichen Abstammung .«
    Stanton fuhr sich wieder mit
dem Handrücken über den Mund. »Was sollte ich tun? Ich dachte, es müßte Ihnen
etwas zugestoßen sein, sonst wären Sie längst aufgetaucht. Ich hatte die
widerwärtige Wahl, einfach stehenzubleiben, während er ein Loch in meine
Eingeweide schoß — oder ihn anzuspringen und mitten in der Luft dasselbe
Resultat zu erzielen. Also sprang ich ihn an .«
    Er schloß für eine Sekunde die
Augen. »Der bedeutungsvollste Laut in meinem Leben, Holman, ist ein dreimaliges
Klicken. Er hatte vergessen zu entsichern! Ich packte mit beiden Händen seine
Jacke und zerrte ihn durchs Zimmer .« Er wies mit dem
Kopf auf den Fleck, auf dem die Leiche lag. »Albert fiel dort auf Hände und
Knie, hielt aber noch immer die Pistole umklammert. Ich dachte, er würde wohl
kaum zum zweitenmal vergessen, den Sicherungshebel
herumzudrücken, und so nahm ich einen Anlauf und landete auf seinem Rücken. Wir
rangen um die Pistole. Ich hielt seine beiden Handgelenke umklammert und
drückte seine Hände im Bogen von mir weg — was dazu führte, daß sich der Lauf
auf ihn richtete .« Er holte tief und langsam Luft.
»Ich schob meinen Finger über seinen am Abzug liegenden Zeigefinger und drückte
ihn nach unten — zweimal. Ich hatte Angst, Holman, entsetzlich Angst. Glauben
Sie, daß man wegen dieser zwei Schüsse eine große Geschichte machen wird ?«
    »Die Polizei?« Ich schüttelte
den Kopf. »Wenn ein Mann sich gegen einen Mordversuch wehrt, können sie ihm
nicht verdenken, wenn er dafür sorgt, daß diese Abwehr erfolgreich verläuft .«
    Plötzlich wurde mir bewußt, was
mich in den letzten zehn Minuten bedrückt hatte. »Das ist doch merkwürdig,
Stanton«, sagte ich. »Weshalb sind eigentlich nicht fünfzig weitere Leute hier
bei uns im Zimmer ?«
    »Verpassen Sie mir jetzt nicht
den Anschluß !« rief er. »Ich brauche Sie, alter Freund !«
    »Ich hörte die beiden Schüsse
in dem Augenblick, als ich auf der Treppe wieder zu mir kam«, sagte ich.
»Wieso, verdammt noch mal, haben die anderen nichts gehört ?«
    »Das ist leicht zu erklären .« Er ging zur Tür und riß sie für ein paar Sekunden weit
auf. Der Krach war beachtlich, erst als er sie wieder schloß, wurde es stiller.
Der Gedanke, wie es wohl im Wohnzimmer selbst aussehen mochte, war mir zuwider.
    »Ich erinnere mich nicht daran,
auf der Treppe etwas gehört zu haben«, murmelte ich.
    »Albert hatte Sie
niedergeschlagen, vergessen Sie das nicht«, sagte er. »Als Sie wieder zu sich
kamen, beschäftigten Sie sich im Geist mit den möglichen Vorfällen in diesem
Zimmer — Sie lauschten sozusagen bereits auf die Schüsse. Der Krach unten
existierte für Sie gar nicht, alter Freund. Sie waren das, was man mit
>absorbiert< bezeichnen könnte .«
    »Natürlich.« Ich betastete
vorsichtig den weichen, geschwollenen Fleck auf meinem Kopf.
    »Was tun wir also jetzt ?« fragte er barsch.
    »Wir sollten die Polizei rufen
— je länger wir das hinausschieben, desto unangenehmer wird das Ganze«, sagte
ich. »Aber zuerst möchte ich den Rest hören. Wo hat Albert die Pistole
hergehabt? Haben Sie eine Ahnung ?«
    »Aus einer Büroschublade in
meinen Privatzimmern unten am Korridor«, sagte er bitter. »Er hat sich meine
Pistole unter den Nagel gerissen, der dreckige Schuft !«
    »Dann die große Frage — warum ?« brummte ich. »Was hat es zwischen Ihnen beiden für
gewaltige Dinge gegeben, daß er nicht mal vor einem Mord zurückschreckte ?«
    »Haben Sie noch eine Zigarette ?«
    Ich reichte ihm das Päckchen,
und er zündete sich mit großer Sorgfalt eine Zigarette an, so als gäbe er eine
Solovorstellung.
    »Ich will Ihnen gegenüber ehrlich
sein, Holman«, sagte er langsam. »Und dann raten Sie mir, was ich davon
weglassen kann, wenn mich die Polizei fragt — okay ?«
    »Abgemacht«, sagte ich. »Aber
lassen Sie mir gegenüber nichts weg, hinter das die Polizei später dann doch
kommt .«
    »Nein«, sagte er kurz. »Dieses
Flittchen, diese Sebastian war der Anfang und das

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