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Ein Schlüssel für den Mörder

Ein Schlüssel für den Mörder

Titel: Ein Schlüssel für den Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Musik übergegangen — ein Blick auf die über alle
Couches verstreuten Gestalten machte mir klar, daß ihr gar keine andere Wahl
geblieben war. Ich traf Meyer noch immer in den Anblick der Nymphen vertieft
an, nur daß sich jetzt einige Satyre zu ihnen gesellt
hatten, wie ich mit einem schnellen Blick feststellte.
    »Gene ?« sagte ich.
    Sein Totenschädel hob sich
zögernd, und die leblosen Augen blickten mich ohne jeden Ausdruck an.
    »Guten Abend, Holman.« Er
seufzte. »Ich finde diese Parties erstaunlich
lehrreich — selbst in meinem Alter .«
    »Es geht nichts über
gemeinschaftlichen Anschauungsunterricht unter den Geschlechtern«, pflichtete
ich bei. »Stanton bittet Sie, zu ihm heraufzukommen, Gene. Er muß Sie dringend
sprechen .«
    »Er muß betrunken sein«, sagte
Meyer milde; »wenn er mich sprechen möchte, dann soll er zu mir kommen, Holman .«
    »Wenn er hier auftaucht, kommt
er vor einer halben Stunde nicht mehr weg«, sagte ich geduldig. »Sein
Geheimplan hat hingehauen, Gene. Er hat eine Leiche oben liegen, aber er möchte
mit Ihnen reden, bevor er die Polizei ruft .«
    »Ich verstehe«, sagte er mit
heiterer Stimme und schob sich langsam aus seinem Stuhl. »Würden Sie bitte Larry
und Charlie suchen und sie hinter mir herschicken ?«
    »Gut«, sagte ich.
    Er warf einen letzten,
zögernden Blick durch das Spiegelglasfenster. »Es tut mir leid, daß ich jetzt
gehen muß«, sagte er. »Ich habe einen Dollar mit mir selbst gewettet, daß die kleine
Rothaarige nicht so unermüdlich sein kann, wie sie wirkt. Ich hätte gern
gesehen, wer gewinnt .«
    Ich schlenderte im Zimmer
umher, riß Charlie von seinem privaten Guckloch über der Oase hinweg und sah
zu, wie er sich, fortgesetzt mit seinem weißen Taschentuch den Kopf betupfend,
seinen Weg zur Diele bahnte. Der Jüngere war ein wenig schwieriger zu finden,
und weder Muller noch die errötende Houri waren
ausgesprochen entzückt, als mein Kopf plötzlich im ungünstigsten Augenblick
neben ihnen unter dem Büffettisch auftauchte. Aber das Zauberwort Meyer brachte
Larrys Kampfeslust zum Erliegen, bevor sie überhaupt richtig zum Ausbruch kam.
    Es kostete wesentlich mehr
Anstrengung, als ich gedacht hatte, aber schließlich stöberte ich Sebastian,
Leon Douglas und Melissa Stanton auf. Sie waren — der richtigen Reihenfolge
nach — betrunken, verlegen und etwas derangiert, aber ich hatte keine Zeit,
mich mit ihnen auf eine Diskussion einzulassen. An Redegeschwindigkeit einen
Haushaltartikelvertreter übertreffend, erzählte ich ihnen, was oben geschehen
war und daß sie, wenn sie jetzt anfingen, sich auf und davon zu machen, es
vielleicht gerade noch schafften, bevor die Polizei käme. Noch bevor ich
geendet hatte, rannten sie bereits.
    Ich ließ mir von dem
schwankenden, mich mit leeren Augen anstarrenden Barkeeper einen gewaltigen
Bourbon auf Eis einschenken und trat in dem Augenblick auf die Diele hinaus,
als Meyer, seine beiden »Mitarbeiter« hinter sich, die Treppe herunterkam.
    »Wir gehen jetzt, Holman«,
sagte Meyer sanft. »Ich glaube, es ist alles in Ordnung .«
    »Gut«, sagte ich. »Hat er
bereits die Polizei benachrichtigt ?«
    »Ja. In dem Augenblick, als wir
das Zimmer verließen.« Er zwickte sich sachte in seine Nasenspitze. »Diesen —
diskreten Besuch, den Sie bei dem Mädchen machen wollten — «
    »Jeannie Kopek ?«
    »Natürlich.« Er nickte
selbstzufrieden. »Er wird jetzt nicht mehr notwendig sein .«
    »Ich habe bereits vor ungefähr
drei Stunden mit ihr gesprochen«, sagte ich in höflichem Ton.
    »Oh?« Die ausdruckslosen Augen
forschten mit unbarmherziger Eindringlichkeit in meinem Gesicht. »Das tut mir
leid .«
    »Sie machte einen netten
Eindruck«, sagte ich, »Vielleicht ein bißchen nervös .« Ich blickte über seine Schulter weg auf das blasse, verdrossene Gesicht Larry
Mullers. »Jeannie läßt Sie grüßen. Ich soll nicht vergessen, Ihnen
auszurichten, daß sie immer an den guten Rat dächte, den Sie ihr gegeben haben,
Larry .«
    Er krümmte die schmalen
Schultern, und seine Augen bedachten mich so eindeutig mit Schimpfnamen, daß
ich sie beinahe wörtlich hätte aussprechen können. »Sie ist durch und durch ein
Misthaufen«, schnaubte er.
    »Selbst Sie können nicht alles
in Mist verwandeln, mein Junge«, sagte ich gleichmütig. »Man muß zum Misthaufen
geboren sein — so wie Sie .«
    Einen Augenblick lang überzog
ein schwaches Rot sein blasses Gesicht, dann wollte er auf mich losgehen — und
hielt

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