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Ein Schlüssel für den Mörder

Ein Schlüssel für den Mörder

Titel: Ein Schlüssel für den Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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aber nicht abgeschlossen. Ich sprengte sie mit der Schulter weit auf und
taumelte benommen hinein.
    »Holman!« Stanton stand in der
Mitte des Zimmers, eine Pistole in der Hand und einen Ausdruck blanken
Entsetzens in den Augen. »Was zum Kuckuck ist denn mit Ihnen los ?« fragte er mit belegter Stimme.
    »Irgend jemand hat mich
zusammengeschlagen, während ich die Treppe hinaufging«, sagte ich. »Aber das
spielt keine Rolle. Was ist mit Ihnen geschehen ?«
    Er deutete schweigend auf die
eine Ecke des Zimmers, und ich sah eine männliche Gestalt dort liegen, halb
verborgen von der vorspringenden Kante einer Kommode. Er lag, das Gesicht nach unten, mit gespreizten Gliedern auf dem Boden.
Mein Kopf fühlte sich etwas besser an, die immer wieder anschwellenden Wogen
von Schmerz hatten sich in ein gleichbleibendes Schädelweh verwandelt. Ich ging
vorsichtig, aber ohne zu taummeln durchs Zimmer. Als
ich die Gestalt erreicht hatte, kniete ich behutsam nieder. Plötzlicher Schreck
überfiel mich, als ich das Gesicht erkannte.
    »Albert?« Ich blickte Stanton
ungläubig an.
    »Ich weiß«, sagte er mit
verkrampfter Stimme. »Es ist wie in einem Alptraum — sagt man das nicht immer
in einer solchen Situation ?« Er verzog versuchsweise
seinen Mund zu einem breiten Grinsen, um damit zu zeigen, daß er einen
schlechten Witz gemacht habe. »Machen Sie sich keine Gedanken darüber, Holman«,
murmelte er. »Ich habe mich bis jetzt selbst noch nicht an den Gedanken gewöhnt .«
    Ich stand auf und ging auf ihn
zu. »Wie ist es geschehen ?«
    »Ich habe alles sehr geschickt
gemacht, nachdem Sie am Abend weggegangen waren«, sagte er düster. »Ein genial
arbeitender Geist muß alles bis in die kleinsten Kleinigkeiten organisieren.
Diese antike Spirituslampe gehört in die Bibliothek, aber ich ließ sie mir
durch Albert hier heraufbringen und sorgte dafür, daß sie nachgefüllt und zum
Anzünden fertig gemacht wurde. Es war mir nämlich eingefallen, daß, wenn die
Hauptsicherung herausgezogen wurde, das ganze Haus dunkel sein würde,
einschließlich meines Zimmers. Und ich hatte nicht vor, im Dunkeln zu sitzen
und auf den Betreffenden zu warten — selbst wenn Sie dabeigesessen und mir das
Händchen gehalten hätten .«
    Ich zog ein zerknülltes
Päckchen Zigaretten heraus, und er nahm dankbar eine heraus. Bei seinen und
meinen zitternden Fingern bedurfte es eines Dutzends Streichhölzer, um unsere
Zigaretten zu entzünden.
    »Danke«, sagte Stanton. »Ich
merkte sofort, daß Albert vor Neugierde fast platzte, und so tat ich mein
Bestes, um mir einen Vorwand einfallen zu lassen, ihm alles zu erzählen, was
ein neuerliches Training für mein Gehirn bedeutete .«
    Seine Mundwinkel verzogen sich
in Mißbilligung gegen sich selber nach unten. »Und natürlich hatte ich einen blendenden
Einfall! Jemand mußte ja unten stehen, um die Hauptsicherung herauszuziehen.
Ich mußte hier oben sein, wenn die Lichter ausgingen, und Sie konnten sich
nicht aus dem Wohnzimmer schleichen, ehe sie ausgegangen waren. Die Lösung des
Problems war also Albert. Ich erzählte ihm in allen Einzelheiten von meinem
Plan, den angehenden Mörder zu erwischen .«
    Er starrte mit verwirrtem
Gesicht auf die noch immer von seiner rechten Faust umklammerte Pistole herab,
als sähe er sie zum erstenmal. In seinen Augen glomm plötzlicher Widerwille
auf, und gleich darauf lösten sich seine Finger vom Kolben, und die Waffe fiel
auf den Boden. Ein paar Sekunden lang preßte sich seine Hand fest gegen seinen
Mund.
    »Wo bin ich stehengeblieben ?« sagte er abrupt. »Ach ja! Gleich nach diesem albernen
Gequassel auf dem Podium verließ ich, wie Sie wissen, das Wohnzimmer und kam
hier herauf. Ich hatte soeben die Spirituslampe angezündet, als die Lichter
planmäßig erloschen. Ich setzte mich also bequem hin, um auf Ihr Eintreffen zu warten.
Nach kurzer Zeit hörte ich jemanden draußen vor der Tür, und herein kam Albert .«
    Auf Stantons Gesicht lag ein
Ausdruck des Erstaunens. »Er sah gar nicht mehr wie ein Butler aus — selbst
wenn er keine Pistole in der Hand gehabt hätte. Man vergißt immer, daß
jedermann eine Maske trägt, bis man plötzlich auf jemanden stößt, der sie
herabgerissen hat — und das entblößt, was die tiefere Schicht seines Charakters
ist.
    Albert schloß die Tür hinter
sich, wie das ein guter Butler tun sollte, zielte dann mit der Pistole auf
meinen Nabel und begann sich zu amüsieren. Er wollte sich dafür bedanken —
dieser Dreckskerl!

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