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Ein Schlüssel für den Mörder

Ein Schlüssel für den Mörder

Titel: Ein Schlüssel für den Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mit für einen Mann seines Alters
bemerkenswerter Beweglichkeit wie ein Krebs mit zwei großen Seitenschritten von
mir. »Glauben Sie wirklich, daß ich jetzt für alle weiblichen Wesen
unwiderstehlich bin ?« Seine Stimme zitterte vor Eifer.
»Ich möchte natürlich nicht übertreiben, aber ich will mir ebensowenig etwas entgehen lassen !«
    »Sie sind hundertprozentig in
Ordnung«, knurrte ich beinahe. »Ich garantiere Ihnen, jedes weibliche Wesen
wird anfangen zu zittern und zu beben, wenn Sie ihr nur auf zwanzig Meter nahe
rücken .«
    Er straffte die Schultern und
lächelte mit neugewonnenem Selbstvertrauen. »Neunundfünfzig Jahre habe ich
darauf gewartet«, sagte er glücklich. »Und wenn ich daran sterbe — es ist mir
egal !«
    Ich gestaltete einen Blick auf
die Uhr zu einer kunstvollen Pantomime. »Sie müssen sich beeilen, Sir, wenn Sie
nicht alles versäumen wollen«, sagte ich ängstlich. »Sie haben vor fünf Minuten
damit angefangen .«
    »Womit angefangen ?« fragte er uninteressiert.
    »Nackte Frauen draußen auf der
Straße zu verteilen«, sagte ich.
    Im nächsten Augenblick war er
verschwunden, und nur ein herzhafter Duft nach Benediktinerlikör in der Luft
bewies, daß es sich nicht um eine Schöpfung meiner eigenen Phantasie gehandelt
hatte. Während ich hinausging, zog ich den Schlüssel heraus, verschloß damit
sehr sorgfältig die Tür von außen und schob ihn dann in die Tasche.
    Der ohrenbetäubende Lärm hatte
sich gelegt, als ich wieder ins Wohnzimmer zurücktrat. Ich blieb am Rande des
um das Musikpodium wirbelnden Gedränges stehen, während Stanton soeben mit
seinem Gequassel begann.
    »Meine Damen und Herren-« Ein
gellender, vom Schwimmbassin im Keller heraufdringender Schrei zwang ihn, für
eine Sekunde innezuhalten. »Nun«, sagte er und grinste höflich, »ich denke, wir
brauchen uns wohl um eine Dame weniger Sorgen zu machen !« — »Oh, Mr. Stanton !« quäkte eine vertraute Stimme
ekstatisch. »Sie sind wirklich ein Spaßvogel !«
    Stanton schloß eine Sekunde
lang die Augen, um das mörderische Glitzern in ihnen zu verbergen, während er
vage in Paulas Richtung lächelte.
    »Ich möchte Sie nicht lange
aufhalten«, fuhr er schnell fort. »Es geht auch nur ganz wenige von Ihnen
wirklich an. Die, die es nicht betrifft, bitte ich, Toleranz zu üben und das
Ganze als die Laune eines exzentrischen Sultans zu betrachten .«
    Seine Züge ernüchterten sich,
während sein Blick langsam und umfassend über die Gesichter der vor ihm
Stehenden glitt. »Ich weiß, wer diese Briefe geschrieben hat — wer gedroht hat,
mich umzubringen. Ich habe Beweise für meine Anschuldigung. Das Ganze ist eine
Privatangelegenheit zwischen mir und einer einzigen anderen Person hier. Ich
glaube, wir sollten die Sache unter vier Augen miteinander austragen .«
    Seine Augen fuhren erneut prüfend
und ohne Eile über das Meer von Gesichtern vor ihm. »Wenn mich die betreffende
Person enttäuschen und nicht auftauchen sollte — «, seine Stimme klang
plötzlich energisch, »dann bleibt mir keine andere Wahl, als die Angelegenheit
in die Hände der Polizei zu legen, einschließlich all dem, was an
Unannehmlichkeiten und Publicity daraus resultieren wird!
    Haben Sie vielen Dank, meine
Damen und Herren, für Ihre gütige Aufmerksamkeit. Wenn Ihnen nichts einfällt,
womit Sie sich innerhalb der nächsten zwanzig Minuten völliger Dunkelheit
beschäftigen können — so haben Sie mein volles Mitleid! «
    Die Gäste lachten und
klatschten noch in die Hände, als er vom Podium herabstieg, und bildeten dann
schnell eine Gasse, um ihn durchzulassen. Er ging knapp drei Meter entfernt an
mir vorbei und warf mir einen schnellen, fragenden Blick zu. Ich nickte kurz,
um ihm zu versichern, daß ich bereit sei. Dann verschwand er in der Diele.
    Als sich alles zu verteilen
begann, schwoll der Lärm wieder zu seiner früheren Lautstärke an. Ich begann
mich zur Tür durchzuschlängeln, spürte dann plötzlich, daß mich jemand
beobachtete, und blieb schlagartig stehen.
    »Entschuldigung!« Ich wandte
den Kopf und entdeckte eine Blonde mit einem Babygesicht, deren Eieruhrfigur in
einem eleganten schwarzseidenen chinesischen Kleid mit Seitenschlitzen steckte.
    »Bitte«, sagte ich verdutzt.
    Ihre kirschenfarbenen Lippen
preßten sich zusammen. »Sie stehen auf meiner Hose«, fuhr sie mich an.
    »Auf Ihrer — « Ich blickte
hinab, und tatsächlich, ich hatte fest den einen Fuß auf ein zartes Häufchen
zerknüllter schwarzer

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