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Ein Schlüssel für den Mörder

Ein Schlüssel für den Mörder

Titel: Ein Schlüssel für den Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Gelenk
reißen könnte.
    »Adieu, Rick«, sagte er.
    Ich ging eilig ins Wohnzimmer
zurück, in der Hoffnung, auf diese Weise vielleicht noch zu einem Glas Whisky
zu kommen, bevor die Polizei eintraf. Der schwankende Barkeeper war bereits
zusammengebrochen, als ich an die Bar trat, aber alle Ingredienzien waren
leicht erreichbar. Es kostete keinerlei Anstrengung, mir etwas zu trinken
zurechtzumachen. Ich hatte das Glas schon halbwegs an die Lippen gehoben, als
mir sanft auf die Schulter getippt wurde.
    »Entschuldigung«, sagte eine
klare Stimme.
    Ich drehte mich um und sah die
babygesichtige Blonde in ihrem schwarzseidenen chinesischen Kleid vor mir. »Die
Welt ist klein«, sagte ich — originelle Aussprüche sind meine Begabung.
    Sie lächelte vage in Richtung
meiner Brust. »Ich fürchte, ich habe mein Höschen verloren .«
    »In diesem Stadium der Party
sind Sie wirklich gut dran, wenn das alles ist, was Sie verloren haben, Süße«,
sagte ich in beruhigendem Ton.
    »Ich hätte gerne gewußt, ob Sie
es irgendwo gesehen haben ?« Sie hatte offensichtlich
kein Wort von dem gehört, was ich gesagt hatte. »Sie sind aus schwarzer Spitze
und haben Rüschen«, fuhr sie fort. »Ich habe den — «
    »Virgin Island Twist getanzt und
nicht daran gedacht, daß es kein Gummiband gibt, das so etwas aushält«,
beendete ich ihren Bericht.
    »Woher wissen Sie das ?«
    »Ich hatte zeitweise meinen Fuß
darauf stehen«, sagte ich.
    Sie blinzelte heftig und sah mir dann mit leicht verschwommener Konzentration ins
Gesicht. »Sehen Sie, ich muß es wirklich finden, denn mein Mann konnte heute abend nicht mit zur Party kommen, er mußte noch
arbeiten, und na ja, wahrscheinlich wird er nicht glauben — das heißt, er hat
noch nie einen Virgin Twist — « Sie schloß für ein paar Sekunden die Augen«, —
ich meine, einen Virgin Island Twist gesehen, das heißt nicht, daß mir mein
Mann nicht vertraut, natürlich, aber er wird nicht umhinkönnen, festzustellen—«
    »Ach, zum Teufel damit !« sagten wir unisono.
    Sie stellte sich auf die
Zehenspitzen und spähte mir geradewegs ins Gesicht. »Jetzt erinnere ich mich an
Sie«, sagte sie triumphierend. »Sie sind der Mann, der seinen Fuß
daraufgestellt hatte, und Sie waren sehr höflich und haben es mir aufgehoben.
Ja-«, sie nickte beglückt, »und gleich danach gingen die Lichter alle —« Ihre
Augen weiteten sich, als ihr plötzlich eine neue Erinnerung kam.
    »Himmel !« Sie schauderte anmutig. »Sie haben aber kalte Hände, nicht wahr ?«
    Sie wanderte in wunderbarem
Selbstvertrauen schwankend von dannen, und das letzte, was ich von ihr sah,
war, wie sie kurzsichtig dem Vogelkäfigaufzug zulächelte, bevor sie sich mit
ihm in eine angeregte Unterhaltung einließ.
    Ich hatte eben mein Glas
ausgetrunken, als ich den ersten schwachen Laut einer in der Ferne heulenden
Sirene hörte. Eine aufgelöste Brünette knallte mit verblüffender Wucht gegen
meine Brust und prallte dann mit vom Alkohol beschwingter Ziellosigkeit wieder
ab. Es gab nur eine Houri mit einem solchen
Rückschlag. Sie sah aus, als hätte sie Mühe, mit beiden Augen gleichzeitig in
dieselbe Richtung zu blicken.
    »Hallo, Paula, mein
Schätzchen«, sagte ich erschöpft.
    »Ach, Sie sind’s, Mr. Coalman «, quietschte sie beglückt.
    »Ja, ich bin’s — Mr. Coalman «, sagte ich düster.
    Ihr Busen löste sich fast
völlig aus dem Oberteil ihres Kleides. »Haben Sie Mr. Stanton irgendwo gesehen ?« fragte sie ängstlich. »Ich suche seit Stunden überall
nach ihm, und er ist verschwunden .«
    »Haben Sie’s auf der Oase
versucht ?« schlug ich vor.
    Sie nickte, einen fast
brütenden Ausdruck auf dem sonst leeren Gesicht. »Da habe ich zuletzt
nachgesehen, und ich habe drei Mr. Stantons gefunden, einen nach dem anderen,
aber es war jedesmal der falsche. Ich glaube, >Stanton< ist ein hübsch
häufiger Name, Mr. Folman , wie ?«
    »In jeder Oase der Sahara
wimmelt es von Stantons«, bestätigte ich. »Ich glaube, Ihr Mr. Stanton ist
heimgegangen. «
    Sie spürte, daß in dieser
Bemerkung irgendwo der Wurm steckte, aber sie kam nicht recht dahinter, wo er
steckte.
    »Mein Mr. Stanton ist kein Spielverderber«,
sagte sie schließlich. »Er geht nie nach Hause, bevor eine Party zu Ende ist .«
    »Sie ist zu Ende, Paula, mein
Schätzchen«, sagte ich. »Hören Sie nicht, wie die Band: >Die Party ist zu
Ende< spielt? Hören Sie nur gut hin .«
    Sie lauschte für etwa fünf
Sekunden und schüttelte dann eigensinnig den

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