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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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Lili und sagt ihr vermutlich, dass sie zum Gildelager gehen und ihr Kostüm ausziehen soll … 15:12, Jared studiert sein Telefon. Plötzlich blieb mir die Luft weg.
    Jared studiert sein Telefon . Verdammt! Frustriert über meine eigene Begriffsstutzigkeit schlug ich mit der Faust auf das Armaturenbrett.
    Ich war so auf Shawnas Fotos fixiert gewesen, dass ich die Primärfunktion von Telefonen vergessen hatte. Primär dienten sie eben nicht dem Fotografieren, sondern der Kommunikation. Jared studierte sein Telefon? Natürlich. Höchstwahrscheinlich las er eine SMS .
    Und sollte er in dieser Nachricht aufgefordert werden, Lili zum Lagerhaus zu fahren, dann könnte der Absender der Mörder sein.
    Während ich den Wagen startete, griff ich zu meinem eigenen Telefon. »Gabi, Sie müssen etwas für mich nachsehen. Wenn ich mich recht erinnere, arbeitet Jared Crowley bei Olio e Vino. Könnten Sie mir deren Nummer raussu chen?«
    »Miss Jaymie? Ich glaube, es ist besser, Sie kommen erst mal zurück ins Büro.« Gabis Stimme klang so gespannt wie ein Gummiband. »Wir haben hier ein kleines Problem.«
    »Ich weiß, dass du Spanisch sprichst, und ich weiß, dass du nicht taub bist. Jetzt setz dich ordentlich hin und nimm die Füße vom Stuhl!« Das war Gabis Stimme, unverkennbar, aber so wütend hatte ich sie noch nie gehört. Ich hielt auf den Stufen gleich vor der Fliegengittertür inne.
    Dann erklang eine vorlaute Mädchenstimme. »Sagen Sie das Zauberwort, dann tue ich es vielleicht.«
    »Das Zauberwort lautet jetzt ! Ich sage dir …« Ich öffnete die Tür in dem Moment, in dem Gabi hinter dem Schreibtisch aufsprang. Als sie mich erblickte, breitete sich Erleichterung über ihr ganzes Gesicht aus. »Miss Jaymie, Gott sei Dank sind Sie da!«
    »Eile zu Hilfe«, gab ich seufzend zurück. »Hey, Claudia, was gibt’s?«
    »Nichts.« Das Kind zog lässig ein paar Ohrhörer aus der Tasche und steckte sie in die Gehörgänge. Ihre Füße blieben, wo sie waren: fest auf den Lehnstuhl gedrückt.
    »Miss Jaymie«, sagte Gabi leichthin. »Wissen Sie, woran mich dieses Mädchen erinnert?«
    »Also, Gabi …«
    »Glöckchen. So zart und klein, wissen Sie? Glöckchen, die Fee, meine ich.«
    Offenbar hatte Claudia keine Probleme, uns trotz der Ohrhörer zu belauschen. Sie sprang auf, das Gesicht verzerrt und gerötet. »Das werden Sie noch bereuen, dafür sorge ich.«
    »Nein, das wirst du nicht«, giftete Gabi zurück. »Und jetzt setz dich hin, behalte die Füße auf dem Boden und halt die Klappe, wenn du hierbleiben willst. Anderenfalls kenne ich einen Polizisten, den ich herrufen kann.«
    Fasziniert hörte ich zu, nicht gewillt dazwischenzugehen. Zwei ebenbürtige Opponenten, Dickköpfe, von denen einer die Jugend und haufenweise Energie auf seiner Seite hatte, der andere ein reiferes Alter und die ganze Verschlagenheit, die man im Lauf der Jahre erwerben konnte.
    »Von mir aus können Sie Bullen rufen, so viel Sie wollen«, entgegnete Claudia schelmisch. »Die machen mir keine Angst.«
    »Ach, tun sie nicht? Was wiegst du? Vielleicht vierzig Kilo, vollgefressen nach einem Grillfest.«
    »Zweiundvierzig«, schoss das Mädchen zurück.
    »Zweiundvierzig, sieh an, sieh an. Tja, dieser Cop, den ich kenne – er ist übrigens der Freund von Miss Jaymie –, der wiegt ungefähr zweieinhalbmal so viel wie du.« Gabi setzte sich wieder auf den Schreibtischsessel, sah mich an und zog eine Braue hoch. »Oh ja, ich bin ganz sicher, dass sie ihn im Griff hätte.«
    Claudia fletschte einseitig die Zähne. »Jaymie, ich bin hergekommen, um mit Ihnen zu reden. Muss ich mich mit diesem Scheiß abgeben?«
    Ich parkte meine Kuriertasche auf einer Ecke des Schreibtischs. »Ich muss erst mal etwas mit Gabi besprechen. Danach werden wir beide uns unterhalten.«
    »Meinetwegen.« Sie sprang auf und ging zu dem offenen Fenster. Schmarotzer fing an zu kreischen, und Claudia antwortete im gleichen Ton.
    »Gabi«, brüllte ich über den Lärm hinweg, »Sie müssen dieses Restaurant anrufen, Olio e Vino, und fragen …« Aber Gabi hörte gar nicht zu. Sie starrte Claudias Rücken an. Ich folgte ihrem Blick und sah ein Schlangentattoo, das aus dem Kragen ihres weißen T-Shirts hervorlugte und an ihrem Hals emporkroch.
    Bekümmert schüttelte Gabi den Kopf. »Das passt nicht zu einem Mädchen. Sie macht sich selbst hässlich .«
    Claudia wirbelte herum. »Das hab ich gehört. Haben Sie ein Problem damit, wie ich aussehe?«
    Gabi ignorierte die Frage und

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