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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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lenkte.
    Meine Fliegengittertür war pink lackiert worden. Die feste Tür, die nun purpur-blau war, stand halb offen. Entrüstet bereitete ich mich auf den Kampf vor. Der neue Mieter war vorzeitig eingezogen, genau, wie ich es befürchtet hatte.
    Ich stellte das Fahrrad auf den Ständer, riss die kreischende Fliegengittertür auf und tat einen kriegerischen Schritt ins Innere.
    Was – träumte ich? Drinnen war alles wie immer: ein köstlicher Geruch hieß mich willkommen, und Gabi tauchte mit einem voll beladenen Tablett in der Küchentür auf.
    »Miss Jaymie! Ich habe mich so über die Nachricht gefreut, dass Sie heute herkommen würden. Zur Feier des Tages habe ich Ihr Lieblingsgebäck geholt. Wie gefallen Ihnen die Türen?«
    »Sehr hübsch«, sagte ich schwach, und als ich an Gabi vorbeischaute, erkannte ich, dass auch die Küche transformiert worden war.
    »Eiscremepink und Pflaumenpurpur. Setzen wir uns an Ihren Tisch! Den vorderen Raum habe ich noch nicht gestrichen. Das mache ich vielleicht am nächsten Wochenende. Ich habe jede Menge Farbe. Der Schwager meiner Cousine ist Maler. Er hatte ein paar Reste übrig und hat sie mir großzügig überlassen.«
    »Setzen wir uns lieber ins Büro, ja?«
    »Oje, etwas zu grell für Sie? Mexikaner mögen leuchtende Farben. Pink und Purpur sind meine Lieblingsfarben«, fügte Gabi unnötigerweise hinzu. Dann trat sie vor und stellte das Tablett auf dem Schreibtisch ab.
    »Wissen Sie, das ist für mich alles sehr aufregend.« Sie strich sich mit den farbfleckigen Händen über die Hose. »Ich wollte immer schon mein eigenes Büro haben. Ganz allein meins!«
    Mir klappte die Kinnlade herab. »Sie sind … Sie sind doch nicht …«
    »Doch! Ich bin die neue Mieterin. Ich habe den Scheck benutzt, den Sie mir gegeben haben, das Geld von Mrs Richter, Sie wissen doch.« Sie setzte sich auf den Herrschaftsthron hinter dem Schreibtisch. Mir fiel auf, dass in ihrer Haltung eine neu entdeckte Würde zum Ausdruck kam.
    »Ich habe vor, mein Reinigungsunternehmen von hier aus zu führen. Ein oder zwei Leute anzuheuern. Und ich habe einen neuen Namen: Sparkleberry Cleaning Service.«
    »Das ist wirklich – nett.« Ich ließ mich auf den heißen Stuhl fallen – ein wahrlich angemessener Name.
    »Ja, nicht wahr? Sparkle, wissen Sie, weil alles so blitzt und blinkt. Und Berry wegen meiner Lieblingsfarben.« Mit leuchtenden Augen studierte sie mich über den Rand ihrer Tasse hinweg. »Hören Sie, Miss Jaymie, ich habe eine Idee. Es verstößt zwar gegen den Vertrag, aber wen interessiert’s. Wie wäre es, wenn Sie meine Untermieterin werden? Denn irgendetwas sagt mir, dass Sie doch bleiben werden.«
    Ich spuckte meinen Kaffee wieder aus. »Sie meinen, ich soll mir ein Büro teilen mit – Sparkleberry ?«
    »Natürlich. Sehen Sie es doch mal so, Ihre Miete ist dann nur noch halb so hoch wie früher.« Gabi strahlte mich an. »Ich werde weiter unbezahlt als PA für Sie arbeiten. Und Ihr Büro wird immer blitzen und blinken! Das nennt man eine Win-win-Situation.«
    »Ich bin nur etwas skeptisch, ob die beiden Geschäftszweige, äh, kompatibel sind.«
    »Oh, das sind sie, glauben Sie mir. Ich räume mit dem Schmutz in den Häusern der Leute auf, Sie räumen mit dem Schmutz in ihrem Leben auf.«
    »Tja, das ist ein interessanter Vergleich.« Ich räusperte mich. »Eins steht fest, in Zukunft werde ich zweimal überlegen, ehe ich das Handtuch werfe.«
    »Das würde ich an Ihrer Stelle auch tun.« Gabi lächelte süß. »Denn der Untermietvertrag läuft ein ganzes Jahr.«
    Ich musste lachen. »Okay, verstanden. Aber ich habe eine Bitte in eigener Sache. Als Untermieterin habe ich ein paar Rechte. Mit den Malerarbeiten ist Schluss, okay? Das ist genug Purpur und Pink.«
    »Kein Problem! Ich bin die Mieterin, aber Sie sind immer noch der Boss.«
    Hatte ich da gerade ein durchtriebenes kleines Lächeln gesehen?
    Es war kurz nach ein Uhr mittags und der Garten der Molinas lag still im Sonnenschein. Bienen summten in den Zitrusbäumen, und ein Blauhäher protestierte laut schimpfend gegen meine Anwesenheit.
    Ich hatte mich entschlossen, Teresa zu besuchen, während Claudia in der Schule war. Das Letzte, was ich zu diesem Zeitpunkt brauchen konnte, war eine Konfrontation mit dem tasmanischen Teufel. Es war Zeit für mich, die einzelnen Fäden der Ermittlung wieder aufzunehmen, und dies war der Ort, an dem ich beginnen wollte.
    Die Tür stand einen Spalt offen und gab nach, als ich anklopfte.

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