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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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brachte stattdessen eine eigene zur Sprache. »Du wirst nie einen Freund finden, so wie du aussiehst und dich benimmst. Magst du keine Jungs?«
    »Doch, die sind okay. Ich will nur nicht mit ihnen ficken.«
    Gabi sog hörbar Luft ein. »Du befindest dich in einem Büro. Hier drin wirst du nicht so reden!«
    »Claudia«, sagte ich streng.
    »Okay, okay. Hey, kann ich ein Glas Wasser haben?«
    »In der Küche. Gläser sind im Schrank über der Spüle.« Glücklicherweise hatte ich die entsetzlichen Fotos von Lilis verstümmeltem Körper schon vor einer Woche abgenommen und außer Sichtweite gebracht.
    Die Kleine verschwand. Die Schranktür wurde zugeknallt – was sonst? – und der Wasserhahn lief erheblich länger als nötig. »Himmel, hilf«, murmelte Gabi.
    »Okay, Gabi, an die Arbeit.« Ich setzte mich auf den heißen Stuhl.
    »Nein, hören Sie mal «, forderte Gabi.
    Alles, was ich hören konnte, war das Rascheln von Zellofan. »Die klaut meine Schokolade«, zischte Gabi. »Diese kleine Ratte!«
    Aber dann, als ich gerade frustriert vor mich hin ächzte, erklang ein scharfer, gequälter Aufschrei aus der Küche.
    Ich schob den Stuhl zurück und lief zur Tür.
    Claudia stand an der Wand, die dürren Arme fest um die schmale Brust geschlungen. Sie starrte ein Foto mit der Aufschrift »Lance Stellato« an. »Da steht … da steht, dass er … meine Schwester zum Sex gezwungen hat. Gezwungen .«
    »Claudia, hör mir zu.«
    Mit einem schrillen Schrei riss Claudia das Foto von der Wand und drehte sich zu mir um. Zorn wütete in ihren Augen. »Er hat sie vergewaltigt!«
    »Das ist beinahe zwei Jahre her. Hör mir zu …« Ich trat vor und packte die Wildkatze an den Schultern.
    Aber sie wand sich aus meinem Griff und rannte zur Tür. Ehe ich reagieren konnte, war sie fort.

Kapitel Sechzehn
    Mitten in der Woche und trotz der darniederliegenden Volkswirtschaft war das vornehme Olio e Vino am Abend bis unters Dach voll mit Speisegästen.
    Ich stand in einem Hauseingang auf der anderen Straßenseite und beobachtete die Vorgänge im Restaurant. Durch das riesige Glasfenster konnte ich hervorragend sehen: Offensichtlich genossen es die wenigen, die sich die Wucherpreise für eine Handvoll zerrupften Radicchio leisten konnten, von den Arbeitssklaven auf der Straße beäugt zu werden.
    Im Inneren des Olio zog jeder seine Show ab, doch niemand trieb es schlimmer als die Kellner, und von diesen keiner so schlimm wie Jared Crowley. In dem Halogenlicht glänzte sein leuchtend blondes Haar wie Platin über dem frisch gebügelten weißen Hemd und der schwarzen Hose. Sogar aus dieser Entfernung konnte ich erkennen, wie er sich den demütigeren Speisenden in einer gleichgültigen Haltung präsentierte, während er den dominanteren Typen mit einer Spur Servilität begegnete.
    Die Schau lief gerade zwanzig Minuten, da verschwand Jared. Ein anderer Kellner reagierte auf den gekrümmten Finger an einem von Jareds Tischen. Ich nahm an, dass meine Beute Pause machte.
    Also überquerte ich die Straße und drang in die exklusive Atmosphäre vor. Geplauder und Gelächter, Lichter und köstliche Gerüche überfielen mich. Ich hatte das Abendessen verpasst, und mein Magen setzte sich auf die Hinterbeine und fing an zu betteln. Ich versuchte nicht an Essen zu denken, wundervolles Essen. Denn was hatte ich schon zu Hause, ein gefrorenes Hacksteak?
    »Kann ich Ihnen helfen?« Die Empfangsdame, bei der es sich vermutlich zugleich um die Restaurantleiterin handelte, war offenbar unsicher, ob ich zum Essen gekommen war oder ein Problem für sie darstellte. Unter ihren höflichen Worten verbarg sich eine spürbare Schärfe. Meine Jeans und das T-Shirt gehörten nicht zum üblichen Putz im Olio, aber die Leute in Santa Barbara neigen zu einem gewissen abgerissenen Auftreten, weshalb es gar nicht so einfach war, die zwanglosen Reichen von den wirklich Armen wie mir zu unterscheiden.
    »Ich würde gern mit einem Ihrer Angestellten sprechen. Jared Crowley.«
    Die Empfangsdame war in den Fünfzigern und recht attraktiv, jedenfalls, wenn man plastischer Chirurgie nicht abgeneigt war. Aber langsam wurde es bei ihr Zeit für den nächsten Schritt: Der U-Ausschnitt ihres ärmellosen Seidentops offenbarte gut zwölf Zentimeter eines allmählich erschlaffenden Dekolletés. »Es tut mir leid. Wir erwarten von unserem Personal, dass es sich um persönliche Angelegenheiten außerhalb der Arbeitszeit kümmert.«
    »Das verstehe ich, aber es ist wichtig und

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