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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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Westen, der untergehenden Sonne entgegen. Die große Kugel hing knapp über dem Horizont wie auf einem Waagebalken. Nur Freunde … das war seltsam und fühlte sich gar nicht so gut an.
    Ich sah mich zu Mike um. »Hast du dich inzwischen beruhigt?«
    »Mein Blut war in Wallung, das gebe ich zu.« Mike las einen Stock vom Boden auf und warf ihn für den Hund. »Das ist es immer noch. Ich muss nur Dex humpeln sehen, und schon bin ich wieder total sauer.«
    »Weißt du noch, was du über persönliche Betroffenheit und logisches Denken gesagt hast?«
    »Natürlich. Wir müssen erst mal Schweigen bewahren und die DNS dieser Haare überprüfen lassen, um sicher zu sein. Lassen wir Crowley also erst mal in Ruhe. Aber das ist ein Beweis, Jaymie. Crowley hat Dex gefoltert und sehr wahrscheinlich Lili ermordet. Und vielleicht auch Danny, um Himmels willen.«
    »Ich wünschte, es wäre so einfach.« Ich sprang über einen Haufen getrockneten Seetangs, woraufhin eine ganze Wolke schwarzer Mücken aufstieg und um meine Fußgelenke schwirrte. »Aber irgendetwas stimmt da nicht. Es ist zu offensichtlich, zu verdammt offensichtlich. Ich habe das Gefühl, man reicht uns den Mörder auf einem Silbertablett.«
    »Tu das nicht, Jaymie. Bitte halte dich zur Abwechslung mal einfach an die Fakten: Es ist so einfach.«
    »Nein.« Stur schüttelte ich den Kopf. »Wie ich schon sagte, der Mörder mag es kompliziert. Kompliziert und irreführend.«
    »Verdammt, Jaymie. Der Täter ist kein Genie.«
    »Nein, ein Genie ist er nicht. Aber er ist schlau, wirklich schlau. Ich nehme an, er ist irgendwie an Jareds Haare gekommen und hat sie an dem Klebeband festgeklebt. Ich wette, er hat auch an dem Klebstreifen, der in der Tierklinik weggeworfen wurde, Haare platziert.«
    Mike ächzte. »Komm schon, glaubst du wirklich, dass der Kerl so gerissen ist?«
    »Auf jeden Fall. Er ist ein Chamäleon, ein Täuscher. Das ist seine Natur und seine Art, unterzutauchen. Nichts ist, wie es zu sein scheint.«
    »Okay, okay. Bleiben wir für einen Moment bei dieser Theorie, wie wäre es damit: Jared ist der Mörder. Er ist so verdammt gerissen, dass er so tut, als wäre er jemand anderes – der so tut, als wäre er er.«
    »Davon schwirrt mir der Kopf.« Ich lachte verhalten. »Aber, nein, so etwas würde Jared nicht tun. Er ist verschlagen, aber dafür fehlt ihm die Courage. Wäre er schuldig, würde er sich auf keinen Fall selbst ins Scheinwerferlicht stellen. Übrigens, es gibt da etwas, das ich dir über Jared noch nicht erzählt habe.«
    »Natürlich gibt es das.«
    »Bruce Wiederkehr und Jared sind ein Paar.«
    Mike blieb wie angewurzelt stehen. »Wie zum Teufel hast du das rausgekriegt?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Aber die Sache ist die, jemand da draußen weiß von ihrer Beziehung. Jared wird erpresst. Natürlich ist Wiederkehr derjenige, der zahlen darf.«
    »Scheiße, Jaymie, und das hast du alles für dich behalten?«
    Ich ignorierte die Frage. »Ich will darauf hinaus, dass der Erpresser auch gut der Mörder sein könnte – und derjenige, der Jareds Haare auf dem Klebstreifen hinterlassen hat.«
    Mit dem Fuß stieß Mike einen toten Sanddollar an. »Ein Erpresser will Geld. Das eliminiert den größten Teil unserer Verdächtigen, nicht wahr? Die schwimmen immerhin darin. Alle bis auf Crowley. Vielleicht ist er ja derjenige, der die Kohle aus Wiederkehr rauspresst.«
    »Möglich. Aber Erpressung hat noch andere Vorzüge, vergiss das nicht. Beispielsweise den, das Opfer zu peinigen und sich daran zu erfreuen.« Ich blickte über den Kanal hinaus zu der beinahe verschwundenen Sonne. »Weißt du, ich habe mir immer gewünscht, bei Sonnenuntergang einmal einen grünen Blitz zu sehen. Meistens passiert so was in den Tropen, aber es heißt, dann und wann könnte man es auch hier sehen.«
    »Es wird spät«, stellte Mike fest. »Ich muss los.«
    Ich hätte ihn zu gern gefragt, wohin er denn müsse, aber ich hielt den Mund. Hätten wir eine Liebesbeziehung, dann hätte ich vielleicht das Recht gehabt, so eine Frage zu stellen, doch unter Freunden stand mir das nicht zu.
    »Kein grüner Blitz«, kommentierte ich, als die Sonne am Horizont verschwand.
    »Das will ich schon seit Ewigkeiten machen.« Vorsichtig löste ich einen Meerglasbrocken vom Armaturenbrett des VW -Bulli, trug Kleber auf und drückte das durchsichtige blaue Glas an seinem angestammten Platz fest. »Man muss schon selbst daran arbeiten, um zu erkennen, wie nahtlos das alles

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