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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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stellte meine Tasse auf den großen gläsernen Sofatisch und rieb mir fest das Gesicht. »Ich drehe mich im Kreis, und das hasse ich.«
    Gabi hatte ein winziges Spinnennetz an dem Steinkamin entdeckt. Sie sprang auf, schnappte sich den Staubwedel mit dem langen Griff und attackierte das graue Gewebe. »Reden Sie nur weiter, Miss Jaymie. Ich höre zu.«
    »Tja, ein Freund von mir sagte, ich solle andere Menschen um … Vorschläge bitten.« Ich lehnte mich auf der steifen, unbequemen Couch zurück und starrte die Decke an. »Ach, zur Hölle. Er hat gesagt, ich soll um Hilfe bitten.«
    »Ein guter Rat! Ich dachte, so etwas würden Sie nie über die Lippen bringen.« Gabi stellte den Staubwedel in eine Ecke. »Hören Sie, ich habe mir beinahe die Zunge abgebissen. Es geht um Mrs Richter. Das ist der einzige Punkt, an dem ich mit Ihrer Handlungsweise nicht einverstanden bin. Sie haben sie einfach verjagt. Aber sie hatte Ihnen etwas zu erzählen – haben Sie das nicht gehört?«
    »Ich habe es gehört, aber sie ist gegangen, und mir war nicht danach, hinter ihr herzulaufen … Wissen Sie was? Ich habe gar nicht mehr daran gedacht.« Unbehagen kroch über meinen Leib. »Verdammt, ich habe Mist gebaut, was?«
    »Vielleicht schon.«
    »Wissen Sie, ich dachte, sie hat es verdient, dass ich ihr die kalte Schulter zeige. Dieser kleine Junge … das Leben ist so hart und so einsam mit so einem Geburtsmal, wie es dieses Kind hat. Wer außer dem Hund wollte schon mit ihm befreundet sein?« Ich stand auf und trat an das große Fenster, durch das man auf die Stadt hinunterblickte. »Ich werde immer noch wütend, wenn ich daran denke.«
    »Manchmal muss man eben Kompromisse schließen, wissen Sie?«
    »Darin bin ich nicht gut. Aber Sie haben recht. Die Richter hatte mir etwas zu sagen – wer weiß, vielleicht hat es etwas mit dem Fall zu tun. Ich werde wohl Kreide fressen müssen, Gabi, etwas anderes bleibt mir nicht übrig.«
    »Sie wollen eine Kreide fressen?« Gabi starrte mich an. »Sind Sie jetzt übergeschnappt?«
    »Das ist nur eine Redensart. Sie wissen schon, so was wie die bittere Pille schlucken.«
    » Bittere Pille? «
    »Ja, bitter. Was einem überhaupt nicht schmeckt.«
    »Ihr und eure komische Gringo-Sprache«, grollte Gabi. »Die ist für mich wie ein Boxer. Ich weiß nie, wann sie das nächste Mal zuschlägt.«
    Wie machte sie das bloß? Meine Laune war schon wieder besser.
    »Hören Sie, ich bin hier fertig.« Gabi knotete die Schürze auf und zog sich das Halsband über den Kopf. »Ich weiß, dass sie den Honda abgegeben haben, um Geld zu sparen. Nehmen Sie einfach meinen Wagen, um zu Mrs Richter zu fahren. Ihr Fahrrad packen wir in den Kofferraum, und mich können Sie am Büro absetzen. Mit dem Fahrrad sollten Sie da nicht in Erscheinung treten. Der äußerliche Eindruck zählt, verstehen Sie?«
    »Ms Zarlin, ich hatte mich schon gefragt, wann Sie hier auftauchen.«
    Etwas war anders an Darlene Richter. Und was tat sie mit einem Schmetterlingsnetz in ihrem Vorgarten?
    »Sie meinen, wie der Mörder, den es zum Tatort zurücktreibt?«
    »Nein, so würde ich es nicht ausdrücken.« Sie trat näher, und ich sah, was sich verändert hatte: Sie trug kein Make-up, und der Haaransatz an ihren Schläfen war grau.
    »Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen.« Ich hatte befürchtet, diese Worte würden mir in der Kehle stecken bleiben. Aber Darlene lächelte zu mir empor, während sie ihre Augen mit der Hand vor der Sonne abschirmte, und ich stellte fest, dass es doch gar nicht so schwer war, mit ihr zu sprechen.
    »Aha. Und wofür wollen Sie sich entschuldigen?«
    »Es stand mir nicht zu, Ihnen gegenüber wütend zu sein. Sie hatten jedes Recht, Ihren Hund zurückzuholen.«
    »Nach dem Gesetz, aber moralisch nicht. So haben Sie das doch empfunden, richtig?«
    »So in der Art.«
    »Und wenn Sie an meiner Stelle gewesen wären, was hätten Sie getan?«
    Ich dachte an Dex und lief rot an. »Meinen Hund zurückgeholt«, gestand ich. »Aber ich hätte mich dabei auch nicht besonders gut gefühlt.«
    »Tja, so ist es mir auch ergangen.« Sie lächelte. »Nennen Sie mich Darlene, ja? Denn im Grunde bin ich immer noch Darlene Owens aus King City.«
    Zu meiner Überraschung ergriff Darlene Owens meinen Arm.
    »Gehen wir hinters Haus, ja, Ms Zarlin? Ich bin nur nach vorn gekommen, weil ich Ihren Wagen gesehen habe.«
    »Nennen Sie mich Jaymie«, bat ich kleinlaut.
    Wir waren halb um das Haus herumgegangen, als Minuet mit

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