Ein schmutziges Spiel
Lili gemocht hat. So kam es mir jedenfalls vor«, fügte ich lahm hinzu.
»Nun, Intuition kann durchaus nützlich sein. Sie kann Fakten jedoch nicht außer Kraft setzen, wie Sie sicher auch wissen. Aber wenn all diese Leute unschuldig sind, wie Sie zu glauben scheinen, führt uns das dann nicht direkt zurück zu Danny Armenta? Leider können wir mit dem armen, wahnsinnigen Jungen nicht sprechen …«
»Es war nicht Danny, Miss Delaney. Das kann ich Ihnen versichern. Und das Geld, das Sie für seine Kaution aufgebracht haben, wird Ihnen noch in dieser Woche zurückerstattet werden. Noch einmal vielen Dank.«
»Wissen Sie, was ich darüber denke, Jaymie? Sie sollten einen Teil dieses Geldes bekommen.«
»Ich? Wofür?«
»Sie haben so hart gearbeitet, meine Liebe, und Sie haben nichts für sich selbst gewollt. Ich habe natürlich meine Verbindungen, und die sagen mir, der Fall wird bald abgeschlossen sein. Es ist nur gerecht, wenn Sie eine gewisse Entschädigung erhalten.«
»Miss Delaney, würde es Ihnen etwas ausmachen, ein Fenster zu öffnen?« Ich musste ein bisschen Zeit zum Denken gewinnen. Was für ein Spiel spielte Celeste – und warum?
»Oh, ist es Ihnen zu warm? Tut mir leid, aber ich bin alt, wissen Sie, ich kann Zugluft nicht vertragen.« Sie zupfte die Häkeldecke auf ihrem Schoss zurecht. »Also, was sagen Sie, Jaymie. Ich dachte an die Größenordnung von fünfzigtausend Dollar.«
Fünfzigtausend Dollar? Für mich eine Riesensumme! Und eindeutig zu viel, als dass kein Haken dabei wäre. »Miss Delaney? Was genau erwarten Sie von mir?«
»Was ich von Ihnen erwarte? Dass Sie es dabei bewenden lassen, meine Liebe. Dass Sie Ihre kleine Untersuchung beenden. Kommen Sie, Sie und ich wissen, dass niemand, der mit der Gilde in Verbindung steht, dieses Mädchen ermordet hat. Das ist ein absurder Gedanke! Doch durch Ihre Ermittlungen bereiten Sie den Leuten Kummer und wecken Misstrauen. Und, meine Liebe, ich kann einfach nicht zulassen, dass Sie meinen Leuten Probleme bereiten.«
Ich gestehe, ich war in Versuchung. Die Ermittlungen führten nirgendwohin, und fünfzigtausend Dollar boten allerlei Möglichkeiten. Ich könnte Gabi weiterbeschäftigen und einen Teil des Geldes den Molinas und den Armentas überlassen. Das würde ihr Leben verändern. Collegegebühren für die Kinder, beispielsweise. Einen Moment träumte ich einfach … und dann wurde ich wach.
»Das kann ich nicht tun, Miss Delaney.« Ich zuckte mit den Schultern. »Mir geht es darum, die Wahrheit ans Licht zu bringen.«
»Die Wahrheit? Die Wahrheit ist Folgendes: Irgendwann einmal, Jaymie, hat das, was Sie getan oder nicht getan haben, einen Beitrag zum Tod Ihres eigenen Bruders geleistet. Sie treibt nicht der Wunsch nach Gerechtigkeit, meine Liebe. Was Sie antreibt, ist Schuld.«
»Was? Woher wissen Sie davon?« Abrupt war ich schweißgebadet und konnte kaum noch denken.
»Dummes Mädchen.« Ihr Kopf ruckte zu mir herum. »Ich verliere langsam die Geduld mit Ihnen. Ist Ihnen denn nicht klar, dass ich alles aufdecken kann, wenn mir der Sinn danach steht?« Ihr Gesicht verdunkelte sich, war blutunterlaufen.
»Raus aus dem Wagen! Gehen Sie zurück in die Stadt. Lektion eins: Die Mächtigen fahren, die Machtlosen marschieren.«
Die schwarze Limousine, sanft und leise wie ein Leichenwagen, flitzte wenige Minuten später an mir vorbei, so nahe, dass ich den Luftzug an meinen nackten Fußgelenken spüren konnte.
»Ich komme rüber.« Mike klang angespannt. »Ich habe da etwas, das ich dir zeigen muss.«
Schamlos hob sich meine Stimmung beim Klang seiner Stimme. »Bringst du Dexter mit?«
»Dex geht inzwischen überallhin, wo ich hingehe. Ich habe ihn als Diensthund angemeldet.«
»Dexter, ein Diensthund? Sprechen wir vom selben Köter?«
»Hunde werden heutzutage für alle möglichen Dinge ausgebildet, Jaymie. Beispielsweise dafür, bei einem diabeteskranken Kind zu wachen. Wenn der Blutzucker des Kindes zu stark absinkt, geht der Hund los und weckt die Eltern.«
»Das ist wunderbar, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie Dex sich nützlich machen könnte. Er denkt ein bisschen zu viel, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Ja, Dex würde erst die Zuckeraufnahme des Kindes und den Zeitpunkt der letzten Spritze abgleichen. Dann würde er herausfinden, dass dem Kind noch locker eine weitere Stunde bleibt, und sich wieder schlafen legen.«
Der Witz war nicht allzu lustig, aber ich lachte, einfach nur froh, dass Mike tatsächlich
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