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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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zusammenpasst. Euer Van gehört ins Smithsonian.«
    »Annie ist künstlerisch begabt.« Charlie rumorte irgendwo im hinteren Teil des Wagens. »Du bist die Einzige, der sie das anvertraut, Jaymie.«
    »Tja, dann gibt es also einen Menschen, der mir Vertrauen entgegenbringt. Die Liste ist derzeit nämlich sehr kurz.« Ich hielt inne und studierte den nächsten Gegenstand: ein Matchbox-Auto aus den Siebzigern, dessen Farbe von Sand und Gischt abgetragen worden war. »Die Wahrheit ist, dass ich in der Klemme stecke, Charlie.«
    »Jetzt sprichst du von dem Mord, richtig?«
    »Ja. Ich sitze auch in anderer Hinsicht in der Klemme, aber das ist die, über die ich mir die meisten Sorgen mache.«
    »Hm. Da ich dich kenne, nehme ich an, du hast die Sache schon aus allen Richtungen betrachtet.«
    »Mehr als nur einmal. Und ich habe über gewisse Leute so einiges erfahren. Dinge, die diese Leute lieber unter Verschluss halten würden.«
    Charlie lutschte vernehmlich an einem Andornbonbon. »Die Ermittlungen drehen sich also im Kreis wie eines dieser Karussells, die überall in der Stadt aufgebaut werden.«
    »Immer und immer wieder. Eine Handvoll Verdächtiger, und ich scheine außerstande zu sein, die Liste zu kürzen.«
    »Es gibt einen Ausweg aus dieser Klemme, weißt du? Du machst das alles allein. Du solltest andere Leute um Hilfe bitten, um frischen Wind in die Sache zu bringen.«
    »Andere Leute lassen einen doch nur hängen.« Ich tastete mich mit der Hand unter dem Armaturenbrett entlang. »Wow, Annie hat sogar die Unterseite geschmückt. Fühlt sich nach Muscheln an.«
    Ich öffnete die Wagentür und legte mich mit dem Rücken auf den Boden, sodass meine Beine auf den Parkplatz hinausragten.
    »Ja, wir wissen noch genau, wie sie daran gearbeitet hat, nicht wahr, Annie? War ziemlich belastend für den Rücken.«
    Ich wollte mich gerade aus dieser Lage heraushebeln, als etwas Pinkfarbenes meine Aufmerksamkeit erregte. Ganz weit hinten und abseits der übrigen Objekte klebte eine kleine Schatztruhe aus Plastik, wie man sie in Kaugummiautomaten finden konnte.
    »Charlie? Hast du das gewusst? Da hinten ist eine kleine pinkfarbene Schatztruhe.«
    »Mag sein.«
    »Soll ich sie aufmachen? Sieht aus, als würde der Verschluss wirklich funktionieren.«
    »Tja …« Er schwieg einen ausgedehnten Moment lang. »Warum nicht.«
    Ich zögerte. Da war etwas drin. Etwas, das wichtig war. Vielleicht etwas, das mich ganz schlicht nichts anging.
    »Ist in Ordnung, Jaymie. Annie sagt, du sollst reinschauen.«
    Mit Daumen und Zeigefinger öffnete ich den Deckel. Ein kleiner Gegenstand fiel heraus, traf meine Nase und rollte auf den Boden des Vans.
    »Moment.« Ich schob mich aus dem Wagen wie ein auf dem Rücken liegender Krebs und kniete mich dann auf das Pflaster, um den Boden des Fahrzeugs abzusuchen. »Ich kann nicht richtig sehen …« Ich veränderte meine Position, um das Sonnenlicht nicht durch meinen Körper abzuschirmen, und schon funkelte mir etwas entgegen.
    »Oh, was haben wir denn da?« Ich pflückte den kleinen goldenen Ring vom Boden, hielt ihn ins Licht und bewunderte den kleinen Diamanten, der von etwas umgeben war, das aussah wie winzige Rubinsplitter. »Charlie, was …« Doch dann unterbrach ich mich.
    Das war ein Ring für ein Kind. Für ein kleines Mädchen.
    Ich drehte mich um und starrte die zerfledderte dünne Gardine an. »Hat Annie diesen Ring in die Schatztruhe gelegt?«
    »Wer sonst? Das ist alles Annies Werk.«
    »Sag mir, was das ist, Charlie. Lass mich nicht raten.«
    »Na ja, Annie würde bestimmt wollen, dass du es weißt.« Er hustete heftig. »Vor langer Zeit hatten Annie und ich ein Baby, ein kleines Mädchen. Wir haben sie Bonny genannt. Bonny blieb fast einen Monat bei uns, dann hat man sie uns weggenommen. Sie haben gesagt, wir wären als Eltern ungeeignet. Wir hatten damals kein einfaches Leben, da oben in den Bergen. Aber ich dachte immer, jemand wollte Bonny haben, jemand, der Einfluss hat. Sie war wirklich ein wunderschönes Kind.«
    »Du trägst fürchterlich viel Kummer mit dir herum.«
    »Für Annie war es schlimmer. Wirklich hart.«
    »Und dieser Ring, hat der Bonny gehört?«
    »Jep. Annie stammt aus einer wohlhabenden Familie, wie du weißt. Die Longstreets. Sie hatte selbst ein bisschen Geld gebunkert. Als Bonny geboren wurde, hat Annie den Ring entworfen und den Entwurf einem Juwelier gegeben. Aber den Ring haben wir erst bekommen, als unser Baby schon weg war.«
    »Tut mir so leid.

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