Ein schmutziges Spiel
wieder mit mir redete.
»Jaymie, ehe ich rüberkomme, möchte ich dir noch sagen … ich habe mir überlegt, du hast recht. Wir können Freunde sein. Ich meine, warum zum Teufel auch nicht? Wir sind schließlich erwachsen.«
»Äh … okay.« Da war mehr, ich konnte es an seiner Stimme hören. Seine Worte klangen friedfertig, sein Ton dagegen so angespannt wie eine Banjosaite.
»Also, ich will, dass du das von mir erfährst.« Sekunden zogen dahin. »Ich denke daran … wie auch immer man das heute nennen mag. An ein Date.«
Scharf sog ich die Luft ein, und mein Blutdruck schoss in die Höhe. Er hatte keine Zeit vergeudet! »Und wer ist die Glückliche, oder geht mich das nichts an?«
»Es gibt keine Glückliche. Ich dachte nur, es wäre eine gute Idee. Das Vergangene hinter mir lassen, weißt du?«
»Ist das alles, worüber du mit mir reden willst?«, fauchte ich. »Weil, wenn das alles ist, musst du nicht extra herkommen und mich damit behelligen.«
»Nein, das ist nicht alles. Wie ich schon sagte, es hat mit dem Fall zu tun. Ich wollte die Sache nur klarstellen. Ich will nämlich nicht, dass es … na ja … irgendwelche Missverständnisse zwischen uns gibt.«
Was für ein Musterknabe. »Meinetwegen. Wie du willst.«
Als ich Mikes Truck die Zufahrt heraufdonnern hörte, begann mein Herz, wütend zu trommeln. Vielleicht bekam ich jetzt nur, was ich verdient hatte, aber dadurch war es nicht leichter zu akzeptieren.
Ich ging zur Haustür und öffnete. Mike stieg aus und hob den rauflustigen kleinen Hirtenhund heraus. Dexter hüpfte erst in diese, dann in jene Richtung, die Nase beständig am Boden. Dann blickte er auf und sah mich. Sofort rannte er los und stolperte.
»Dex, wie geht es dir, mein Junge?« Ich ging in die Knie und wickelte ihn in meine Arme. »Er sieht glücklich aus, das muss ich zugeben«, murmelte ich in das Fell des Hundes.
»Es hat aber Narben hinterlassen. Und nicht nur solche von der sichtbaren Art.« Mike folgte mir ins Haus. Dexter blieb ihm dicht auf den Fersen.
»Willst du einen Kaffee?« Ich bemühte mich um einen gleichmütigen Ton.
»Was ist los, Jaymie? Es ist sieben Uhr abends. Kein Bier im Kühlschrank?« Er hörte sich so verdammt herzlich an. Ich nahm an, dass er diese neue Freundschaftsgeschichte ausprobieren wollte.
»Ich hole dir ein Sierra Nevada.« Mit glühenden Wangen verschwand ich in der Küche. Ich wusste nicht, ob ich den Kerl umarmen oder rauswerfen sollte. Das war dermaßen verwirrend, und ich konnte es verdammt noch mal nicht ausstehen.
Als ich mit dem Bier und einem Kauknochen ins Wohnzimmer zurückkam, breitete Mike gerade ein Blatt Papier auf dem Kaffeetisch aus. »Also, über das hier wollte ich mit dir sprechen. Erkennst du den Burschen?«
Ich warf Dex den Kauknochen zu, und der kleine Bursche trippelte zur Tür hinaus. Dann setzte ich mich ans andere Ende der Couch und ergriff das Papier. Das Bild war verschwommen, aber ich erkannte die Person auf Anhieb.
»Ken. Seinen Nachnamen kenne ich nicht, aber er arbeitet für Celeste Delaney. Ein echtes Herzchen.«
»Ken Utman. Ich wusste, dass Utman in der Stadt ist – ich habe ihn ein paarmal gesehen. Aber bis heute Morgen war mir nicht klar, dass er inzwischen für Delaney arbeitet.«
»Woher kennst du den Kerl?«
»Utman ist ein korrupter Bulle von der Drogenfahndung in L.A., hat sich schmieren lassen und war selbst aktiv im Geschäft. Man hat ihn da unten vor, Teufel, das muss schon fünf Jahre her sein, gefeuert. Ein Freund von mir hat mich angerufen und mir erzählt, dass Utman heute ins Revier in der Innenstadt gekommen ist, um sich mit Chief Wheeler zu treffen.«
Ich setzte mich auf die Kante der Sitzfläche. »Celeste wird ihn geschickt haben. Er ist ihr Botenjunge.«
»Zweifellos. Gleich nachdem Utman gegangen ist, hat Wheeler die Detectives angerufen, die am Molina-Fall arbeiten.«
»Und? Lass mich nicht raten.«
»Im Wesentlichen hat er ihnen gesagt, sie sollen den Fall eintüten, pronto. Soweit es ihn betrifft, hat Danny Armenta erst Lili Molina umgebracht und dann Selbstmord begangen. Ende der Geschichte.«
Ich legte die Stirn in Falten. »Warum interessiert sich der Polizeichef für Celeste Delaneys Meinung?«
»Komm schon, bist du gerade erst aus dem Nest gefallen?« Mike trank einen Schluck von seinem Bier. »Vielleicht weil sie genug Macht hat, sein Budget empfindlich zu kürzen? Oder weil sie ausreichend Einfluss hat, um die Stadt dazu zu bringen, ihn zu
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