Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
Vom Netzwerk:
Habt ihr später versucht, eure Tochter zu finden?«
    »Dutzende Male. Agenturen angeschrieben und all so was. Ist nie etwas dabei herausgekommen.«
    »Muss schwer gewesen sein.«
    »Das ist es immer noch, Jaymie. Das ist es immer noch.«
    Ich saß auf dem Sitz und hielt den Ring in meiner Handfläche.
    Nach einer Weile hörte ich, wie Charlie sich mühsam räusperte. »Aber Annie hat eine Idee. Sie meint, es wäre Zeit, den Ring weiterzugeben.«
    Ein unbehagliches Gefühl breitete sich in mir aus. Ich blickte auf die See hinaus, auf die Wellen, die unermüdlich heranrollten.
    »Annie schenkt dir den Ring, Jaymie. Damit du ihn für dein kleines Mädchen aufbewahrst. Und sie sagt, falls du nur Jungs bekommst, sollst du ihn für deine Enkelin aufbewahren.«
    »Charlie, ich …« Meine Kehle war so verkrampft, dass es wehtat. »Ich bin nicht die Richtige dafür.«
    »Doch, du bist es, ganz bestimmt. Ich habe keine Lust, mit dir zu streiten, Mädchen, aber Annie sagt, du bist es, also bist du es.«
    »Aber Annie weiß nicht … dass ich keine Kinder haben werde.«
    Eine Weile schwieg Charlie. Die ganze Welt schwieg, abgesehen von der Brandung, die an die Küste donnerte.
    »Na gut. Aber das leuchtet mir nicht ein, weil ich ein Pflegekind war. Da draußen in der Welt gibt es eine Million Kinder, die niemand haben will – einem oder drei davon würdest du bestimmt deine Liebe schenken. Ganz bestimmt, das würdest du.«
    Ich antwortete erst, als ich sicher war, dass ich meine Stimme unter Kontrolle hatte. »Ich nehme den Ring an, Charlie. Ich bewahre ihn sicher auf und gebe ihn eines Tages an den richtigen Menschen weiter. Sag Annie, dass ich das fest verspreche.«
    Ich sprang aus dem Weg, als Gabi gerade kehrtmachte, und wäre beinahe über den purpurnen Staubsauger gestolpert.
    »Tut mir leid«, brüllte sie, mit der Geduld weitgehend am Ende. »Meine beiden Jobs sind nicht so gut vereinbar, wenn ich in Eile bin.«
    »Nur eine Minute«, brüllte ich zurück. »Könnten Sie das Ding kurz ausschalten?«
    »Eine Minute? Klar.« Plötzlich war es still in dem großen, leeren Raum. »Miss Jaymie? Sie haben mich noch nie in einem meiner Häuser aufgesucht. Das muss ja wichtig sein.«
    »Sie sind nie im Büro, und ich brauche Ihren Rat.«
    »Ich wäre gern dort – da gehöre ich hin.« Gabi seufzte schwer und löste die Hand vom Griff des Staubsaugers. »Aber Sparkleberry hat bisher nur eine Mitarbeiterin – mich. Ich habe es schon mit drei Mädchen versucht, aber das hat alles nicht funktioniert. Eine ist nur gekommen, wenn sie Lust hatte, und die zweite hatte eine zu große Klappe. Die dritte, Kathy, die, die ich wirklich gemocht habe, hat mir meinen Staubsauger – meinen Lieblingsstaubsauger – aus dem Auto geklaut.«
    »Sie hatten eine Menge Pech«, stimmte ich zu.
    Gabi zögerte. »Es ist nicht nur das. Ich will ehrlich zu Ihnen sein: Es passiert einfach nichts, Miss Jaymie. Wenn neue Klienten anrufen und ich Ihnen Bescheid sage, dann kümmern Sie sich nicht darum.« Sie zuckte mit den Schultern. »Was soll ich dann da machen, außer den Stuhl warmzuhalten?«
    »Daran wird sich nichts ändern, bis ich den Mörder gefunden habe. Geduld gehört zum Beruf.«
    Wieder seufzte Gabi lang und schwer. »Machen wir uns einen Espresso, Jefa. Hab endlich herausgefunden, wie die Maschine des Señors funktioniert.«
    Nach einem holprigen Start spielte der glänzende Apparat, der es größenmäßig mit einem Automotor aufnehmen konnte, schließlich mit, und bald darauf trugen wir unsere Cappuccini in das ultramoderne Wohnzimmer und setzten uns auf harte, rechteckige Sitzmöbel.
    »Ich war egoistisch.« Ich nahm mehrere Schlucke von meinem Getränk, ehe mir auffiel, dass Gabi mir zulächelte.
    »Sie haben einen Kaffeebart. Aber was haben Sie gerade gesagt?«
    Ich wischte mir den Mund mit dem Ärmel ab. »Ich sagte, ich war egoistisch.«
    »Dachte ich es doch. Aber, nein, das sind Sie bestimmt nicht. Stur, ja. Egoistisch, nein. Also, wovon sprechen Sie eigentlich?«
    »Ich kann nicht erwarten, dass Sie von Luft und Liebe leben, Gabi. Ich, ich kann von Nudeln leben, bis ich selbst aussehe wie eine Nudel. Aber es ist nicht fair, das Gleiche von Ihnen zu erwarten.«
    »Ich habe immer noch etwas von den fünftausend Dollar übrig, die Sie mir gegeben haben. Für den Augenblick bin ich versorgt. Ich … ich kann es nur nicht leiden, nichts zu tun, verstehen Sie? Ich mag nicht unnütz sein.«
    »Glauben Sie mir, ich auch nicht.« Ich

Weitere Kostenlose Bücher