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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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und bot einen Rundumblick in alle Himmelsrichtungen. Aber sein Zuhause war etwas ganz anderes.
    Ich fuhr durch die Lower Westside. Es war ein milder Abend, und die Dämmerung stand kurz bevor. Schon jetzt gingen etliche junge Männer an den Ecken ihren Geschäften nach. Mein Fahrrad erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie musterten mich aufmerksam, wandten sich aber gleich wieder ab, als sie begriffen, dass ich keine Kundin war.
    Zaves Wohngegend war wohl die mieseste in der ganzen Stadt. Müll aus überfüllten Abfallbehältern sprenkelte mit einem toten Skunk und anderen kaum identifizierbaren überfahrenen Tieren die Straßen. Aber dies war auch eines der ältesten Viertel von Santa Barbara. Die riesigen Palmen waren imposant, und die Bougainvilleen häuften sich zu Gebirgen auf, die im sterbenden Tageslicht weinrot und rosa leuchteten.
    Zave … Zave war ganz in Ordnung, unsere Beziehung vielleicht nicht so ganz. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob ich nicht besser ein bisschen auf Distanz gehen sollte.
    Es gab wohl Leute, die unsere Art von Beziehung beim Namen genannt hätten. Zave, meine Verbindung zu den gut betuchten Schichten der Stadt, lieferte mir von Zeit zu Zeit Unterstützung und Informationen. Und man konnte sagen, ich revanchierte mich bei ihm – hey, was soll’s – mit Sex.
    Aber war es wirklich so einfach? Die Bezahlung, unvergleichlicher Sex, kam beiden Seiten zugute. Und mir zu helfen bot dem Rechtsverdreher Gelegenheit, etwas Gutes zu tun. Was sollte daran also falsch sein?
    Aus heiterem Himmel und völlig unbeabsichtigt dachte ich plötzlich an einen gewissen Deputy Sheriff. Nun fühlte ich mich nicht mehr so cool.
    Ich fuhr an einem Wohnbauprojekt vorbei. Zerfledderte Vorhänge hingen lustlos aus offenen Fenstern heraus, und auf einem Vorplatz klingelte verloren die Glocke eines spindeldürren Eisverkäufers.
    Ein paar Blocks weiter mäanderte die Straße den Carrillo Hill hinauf, und die Straßenlaternen und Gehsteige verschwanden. Ich bog in eine zugewucherte schmale Gasse mit tiefen Spurrillen ein.
    Der Weg führte an etlichen baufälligen Häusern vorbei, eingesackt, unter Efeu begraben und verlassen. Dann beschrieb die Straße eine scharfe Kurve, und ich kam vor einem hochmodernen, dornengespickten Stahltor zum Stehen. Ich drückte einen Knopf auf einer beleuchteten Klingelplatte.
    »Hey, Baby.«
    »Erbitte Einlass, wenn es beliebt, Sir.«
    Das Tor glitt mit einem unheimlichen Zischen zur Seite. Vor mir lag La Casa de la Boca del Canon, ein bemerkenswert schönes Gebäude im spanischen Kolonialstil, das William Randolph Hearst in den 1920ern errichtet hatte. Der Mogul hatte das Haus für seine Filmstargäste erbaut, für die, die auf ihrer Reise von Hollywood zum Hearst Castle in San Simeon hier übernachten wollten.
    Als ich vorfuhr, wurde ich von Sensorlampen in Empfang genommen. Geblendet suchte ich mir einen Weg zu den Steinstufen.
    »Steig auf in den siebten Himmel«, ertönte Zaves tiefe Stimme über mir.
    »Um Gottes willen, Zave, schalt diese Jupiterlampen aus.«
    Sein Gelächter donnerte auf mich herab. Ich kletterte die Stufen empor und landete direkt in seinen Armen.
    »Komm in meinen Salon, mein zarter Schmetterling.« Er hielt mich sanft und doch fest und kitzelte meinen Hals mit seiner Zunge.
    »Sagte die Spinne zur Fliege«, kommentierte ich. »Du bist die Spinne. Ich bin die Fliege.«
    »Dann summ doch ein bisschen, Baby«, murmelte er direkt an meinem Ohr.
    Objektiv gesehen war Zave nicht gerade attraktiv. Seine Nase war ein bisschen zu flach und zur Seite gebogen, die Augen lagen tief in seinem Schädel – für einen Boxer wäre das ein Vorzug gewesen, bei einem Anwalt wirkte es dagegen arg derb. Andererseits nahm das kaum jemand wahr. Zaves Mimik war so angenehm, so angefüllt mit lebendiger Intelligenz, dass der Umstand, dass seine Züge alles andere als klassisch waren, einfach unterging.
    »Schön, dich zu sehen, Jaymie. Was hat dich so lange ferngehalten?«
    »Du bist zu viel für mich, Zave. Ich brauche Monate, um mich von deinen Aufmerksamkeiten zu erholen.«
    »Einen Scheiß brauchst du.« Er ergriff meinen Ellbogen und dirigierte mich durch etliche kunstvoll gekachelte Torbögen in sein behagliches Esszimmer. »Ich schlage Kompartimentierung vor, Jaymie. Erst das Essen, dann das Geschäft. Dann, was immer dein unartiger kleiner Geist sich erträumt.«
    Zwei Wachskerzen in Kristallhaltern brannten auf dem mit einem Tuch bedeckten Tisch, wo

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