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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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eierschalendünnes Porzellan und altes Silber für zwei Personen bereitlag. Zave war ein Witzbold, aber ich wusste, bei einer Sache war er todernst: bei der Vorbereitung und dem Genuss eines Mahls.
    Er zog einen Stuhl mit schillernder mangofarbener Seidenpolsterung zurück. »Madam?«
    Ich hockte mich vorsichtig auf die Kante. Plötzlich war ich mir meiner schmuddeligen Jeans allzu bewusst.
    Das Mahl war üppig: eleganter Cajunstil. Der gebackene, flockige, fangfrische Snapper lag in einer höchst ergötzlichen Pekannussbuttersoße, der Hummer war in Cognac gegart worden. »Zum Sterben«, ächzte ich.
    Als wir fertig waren, tupfte ich mir ein letztes Mal die Lippen mit der linnenen Serviette ab, stand auf und begann, das Geschirr zusammenzuräumen.
    »Lass es stehen«, kommandierte Zave. »Darum kümmert sich Eduardo morgen früh.«
    »Ernsthaft«, protestierte ich, »ich würde mich besser fühlen, wenn ich meinen Teller abspülen dürfte.«
    »Du bist so verdammt bourgeois, Jaymie. Ich weiß nicht, ob ich das als ab- oder antörnend einstufen soll.«
    Im Wohnzimmer servierte mir Zave einen trockenen Apricot Sherry. Ich lehnte mich auf dem Sofa zurück und studierte das große Ölgemälde über dem Kamin. Es zeigte ein Fest im spanisch geprägten Kalifornien der Kolonialzeit.
    »Ich glaube, ich kenne dieses Bild. Es sieht irgendwie ganz so aus wie das, das aus dem County Courthouse verschwunden ist.«
    »So?« Er setzte sich neben mich. »Der Bursche, der es mir überlassen hat, hat es irgendeinem anderen Kerl abgekauft. Das Gemälde aus dem Courthouse ist vor achtzig Jahren verschwunden, weißt du?«
    »Was nicht bedeutet, dass sie es nicht gern zurückhätten.« Ich sah ihn über den Rand meines Glases hinweg an. »Jemand hat es dir also überlassen?«
    »In der Tat. Für geleistete Dienste.«
    »Dabei hast du vielleicht den Kürzeren gezogen. Ich weiß nicht viel über Kunst, aber das ist kein besonders gelungenes Gemälde, nicht wahr? Die Proportionen stimmen nicht.«
    »Es ist scheiße. Aber ein Haufen Leute würden es gern haben, also freue ich mich, dass es in meinem Besitz ist. Ich weiß, ich muss dir nicht erklären, wie ich bin, Jaymie.«
    »Nein, das musst du nicht. Und ich sollte den Mund nicht zu voll nehmen, bedenkt man, dass ich hier bin, weil ich deine Hilfe benötige.«
    »Da irrst du. Du bist geradeheraus, und das ist gut so. Also, was willst du von mir? Vom Offensichtlichen einmal abgesehen.«
    Ich ignorierte das Juristenvorspiel. »Ich muss einen großen Haufen Geld auftreiben. Eine halbe Million Dollar. Um jemanden aus dem Gefängnis zu holen. Jemanden, der einem Unfall zum Opfer fallen könnte, wenn ich ihn da nicht rauskriege.«
    Zave überkreuzte die langen Beine. »Lass mich mal eine wilde Vermutung anstellen. Ist dieser Jemand zufällig der Junge, der des Sonnenwendmordes beschuldigt wird?«
    »Ja. Danny Armenta.« Vorsichtig stellte ich das edel geschliffene Sherryglas auf dem Kaffeetisch ab. »Aber wie bist du bloß darauf gekommen?«
    »Dein Bruder, Schätzchen«, sagte Zave milde. »Dieser Armenta-Junge ist auch psychisch krank. Meine Frage lautet: Hat er es getan?«
    »Das kann ich nicht sicher sagen. Aber ich glaube nicht, dass er es war.«
    »Vergib mir, wenn ich nachhake.« Zaves dunkle Augen bohrten sich in meine, und mir kam der Gedanke, dass ich von ihm nicht vor Gericht befragt werden wollte. »Warum glaubst du, er könnte unschuldig sein?«
    »Ich habe ihn gestern im Gefängnis besucht. Er ist zu so etwas einfach nicht fähig. Danny Armenta ist ein sanftmütiger Junge, und das Opfer war seine Freundin. Außerdem gibt es Beweise.« Einen Lügendetektortest hätte ich nie überstanden. Als ich das Wort »Beweise« ausgesprochen hatte, waren meine Hände feucht geworden.
    »Beweise, ja? Und aus dir spricht nicht nur Wunschdenken?«
    »Ich kann sie mit dir durchgehen, wenn du willst.« Im Geiste überkreuzte ich meine Finger: Sicher, ich konnte Zave von dem Fenster erzählen, aber die Wahrheit war, dass ich nicht so recht wusste, was das zu bedeuten hatte.
    »Nicht nötig.« Der vornehme Anwalt zog skeptisch eine Braue hoch. »Es hört sich so an, als würde deine Schlussfolgerung auf Intuition basieren, Jaymie. Aber ich vertraue auf dein Wort.« Er glättete den Rand seines Hosenbeins und erhob sich.
    »Um genau zu sein, ich will gar keine Einzelheiten hören. Du legst dich mit der Apollogilde an, ist dir das klar? Historisch gesprochen ist die Gilde ein Netzwerk einiger der

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