Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
Vom Netzwerk:
Straße zu dem BMW . Shawna warf den Kopf in den Nacken, und ihr langes Haar glänzte im Sonnenschein. Sie sah aus wie die selbstsicherste Person auf Erden, aber letztlich war Shawna nur ein armes Mädchen.
    Kaum war der Wagen außer Sicht, kehrte ich in das Lagerhaus zurück. Die beiden hatten abgeschlossen, also musste ich dieses Mal tatsächlich das Schloss knacken. Als das erledigt war, ging ich durch das Gebäude zu dem Raum, den Jared und Shawna gerade verlassen hatten. Etliche von Shawnas langen schwarzen Haaren lagen auf dem schmutzigen, verfilzten, platt getretenen Teppich.
    Ich ging zurück zum Mordzimmer und fand auch dessen Tür verschlossen vor. Ich streifte mir ein Paar Latexhandschuhe über und benutzte erneut meine Werkzeuge, um hineinzugelangen.
    Wenn man von der Zahl Dreizehn und im Weg stehenden Leitern absieht, bin ich eigentlich nicht abergläubisch. Aber wenn je ein Raum eine geisterhafte Präsenz beinhaltet hatte, dann war es dieser. Die Fotos waren weg, aber die rostroten blutigen Umrisse waren noch da. Es war heiß, und die Luft roch nach Schweiß und Erbrochenem.
    Ich ging zum Fenster. Herr Junikäfer lag tot auf dem Sims, ausgeweidet von Ameisen. Aufmerksam sah ich mich im Raum um: Was hatte sich seit meinem letzten Besuch sonst noch verändert?
    Paravent, Stuhl und Kleiderständer standen nun aufrecht da. Lilis Kleidung war verschwunden, vermutlich ins Labor. Die diversen Accessoires und Requisiten waren wieder da, wo sie hingehörten, in dem Lagerbehälter, und den hatte man in eine Ecke des Raums geschoben.
    Erneut tauchte ich in die Kostüme ab, die in der Nische hingen, und richtete mich, den Rücken an der Wand, wieder auf. Hier war die Luft angefüllt mit Staub und Modergeruch und diesem einzigartigen Mief, hervorgebracht von Eau de Cologne und altem Schweiß. Ich schaltete meine Stiftlampe an und suchte nach der Stelle, an der die Stange abgewischt worden war.
    Kein Zweifel, die Kostüme waren beiseitegeschoben und der Staub dabei abgerieben worden. Dafür, so nahm ich an, könnten die Kriminaltechniker verantwortlich sein.
    Ich kehrte in den Raum zurück. Das, so ermahnte ich mich, war meine Chance. Ich würde vielleicht nicht noch einmal herkommen können. Was hatte ich übersehen?
    Ich ging zu dem Requisitenbehälter und kippte den Inhalt auf den Betonboden. Dann sank ich auf die Knie und verteilte den Haufen an Taschen, Hüten und Schuhen – und Gürteln, vier an der Zahl.
    Jeden Gürtel untersuchte ich eingehend, in Gedanken bei den Spuren an Lilis Hals. Aber keiner von ihnen passte dazu – alle vier waren zu breit. Wie dem auch sei, die Kriminaltechniker waren sicher mit einem feinen Kamm hier durchgegangen. Dennoch wühlte ich mich weiter durch den Haufen, ohne ernsthaft damit zu rechnen, dass ich irgendetwas finden könnte, was mir zuvor nicht aufgefallen war.
    Doch dann hielt ich inne und zog eine dünne Lederschnur aus dem Haufen, ein schweres Schnürband von einem Wanderstiefel oder einem Sicherheitsschuh. Getrocknetes Blut hatte ein Ende des Schnürsenkels steif werden lassen.
    Das könnte die Schnur sein, die der Mörder benutzt hatte, um Lili Molina zu strangulieren. Aber wo war sie hergekommen? Als ich die Garderobe das erste Mal aufgesucht hatte, war der ganze Inhalt des Requisitenbehälters über den Boden verstreut gewesen. Ich hatte mir die einzelnen Gegenstände bereits damals angesehen, und ich war ziemlich sicher, dass mir ein in Blut getauchtes Stück Schnur aufgefallen wäre. Also konnte es nur eine Erklärung geben: Jemand hatte den Raum später betreten und das Beweisstück platziert.
    Vor lauter Aufregung hätte ich das Ding beinahe eingesteckt. Aber ich hielt mich zurück: Das wäre nicht hilfreich. Schließlich konnte ich es nicht den Cops übergeben – wie sollte ich erklären, was ich am Tatort zu suchen hatte und wie ich überhaupt in die Garderobe gelangt war? Das Beste, was ich tun konnte, war, das Ding einfach in dem Behälter zu lassen.
    Aber vorher legte ich das Schnürband auf den Boden und schoss ein paar Fotos mit meinem Handy. Dann räumte ich auf, warf die Sachen einzeln zurück in den Behälter, um sicherzugehen, dass ich nichts übersehen hatte. Handtaschen, Hüte, ein Paar altmodischer Pumps … und dann war da noch etwas. Ich hockte mich auf die Fersen und starrte den Gegenstand an, den ich in der Hand hielt.
    Es handelte sich um ein altes Megafon aus einer Art Hartpappe, ganz die Art von Gerät, die ein Cheerleader vor vielen

Weitere Kostenlose Bücher