Ein schmutziges Spiel
Nachmittag gehe ich mit euch beiden zum Strand.«
Ich hatte damit gerechnet, dass ich meine Schlossknackerfähigkeiten am Lagerhaus benötigen würde, und folglich mehrere passende Werkzeuge eingesteckt. Doch zu meiner Überraschung fand ich die Nebentür unverschlossen vor. In dem Moment, in dem ich eintrat, hörte ich zwei Personen, einen Mann und eine Frau, reden. Ihre Stimmen klangen angespannt und erbittert.
Leise drückte ich die Tür zu und ging sachten Schritts über den Betonboden des Korridors und an der Tür zur Garderobe vorbei. Am Eingang zu der schattigen Werkstatthalle hielt ich inne. Der mächtige Festwagen, der inzwischen teilweise zerlegt war, ragte vor der gegenüberliegenden Wand auf.
Die Stimmen kamen aus einem entfernten Winkel des Lagerhauses. Ich durchquerte den höhlenartigen Raum, betrat ein Labyrinth aus schmalen Gängen und folgte den Stimmen bis zu einer halb offen stehenden Tür.
»Komm schon, Baby, du weißt doch, es gibt nur dich und mich. Zum Teufel mit all den anderen, was?«
»Das habe ich auch gedacht!« Die weibliche Stimme klang gereizt und schrill. »Aber ich habe dich gesehen, Jared! Ich habe gesehen, dass du mit ihr gegangen bist.«
»Gut, aber das war nicht meine Idee. Lili hat mich gebeten, sie zu fahren. Ich habe sie nur abgesetzt, damit sie sich umziehen kann. Verdammt! Ich bin sofort zurückgekommen. Ich habe nicht mal auf sie gewartet. Scheiße, Shawna, du hast mich doch gesehen …«
»Hey – ich glaube ja nicht, dass du etwas … getan hast«, sagte sie hastig. »Das behaupte ich gar nicht. Ja, ich habe dich zurückkommen sehen. Aber die werden herausfinden, dass du sie gefahren hast.«
»Nein, das werden sie nicht, Shawnie.« Nun hörte sich seine Stimme zuckersüß an. »Niemand wird irgendetwas herausfinden, wenn du den Mund hältst.«
»Lili hat dich nicht gebeten, sie herzufahren, damit sie sich umziehen kann. Das ist albern. Warum sollte sie das tun, während die Party noch voll im Gang war? Wahrscheinlich wollte sie, dass du ihr an die Wäsche gehst! Und da hast du nicht Nein gesagt. Du doch nicht.«
»Okay, jetzt halt mal die Klappe. Du verstehst das falsch. Lili wollte, dass ich sie fahre, genau, wie ich es dir gesagt habe. Sie hat mir gesagt, dass sie ihr Kostüm loswerden will. Das Ding ist einen Haufen Geld wert, und die wollten nicht, dass sie damit durch die Gegend läuft.«
»Wer sind die? Du bist doch der Gildewart.«
»Wer? Verdammt, ich weiß es nicht.« Jared zauderte hörbar. »Vielleicht die Triune.«
»Ach, die Oberärsche «, stichelte Shawna.
»Vergiss die Oberärsche. Pass auf, ich will, dass du deinen Mund hältst, und wenn du das nicht tust, dann hast du von mir für eine Weile nichts mehr zu erwarten.«
»Und was, wenn ich tue, was du willst?«
»Wenn du tust, was ich will, können wir weiterspielen.«
»Spielen – jetzt zum Beispiel?«
»Teufel, ja, das könnten wir.«
»Ich muss zur Arbeit, weißt du.«
»Vergiss das French Press, wir können gleich hier etwas machen, das viel anregender ist als Kaffee.«
»Du machst Witze. So früh am Morgen?«
»Was denkst du denn, Baby?«
»Ich denke, wenn du laut sagst, dass Lili Molina eine hässliche kleine mexikanische Nutte war, dann bekommst du, was immer du willst.«
Scheiße. Musste ich mir diesen Mist anhören?
Ich ging zurück in die Werkstatthalle und raus aus dem Lagerhaus. Auf dem Weg hinein war mir ein alter, lohbrauner BMW aufgefallen, der auf der anderen Straßenseite parkte, und den wollte ich mir jetzt genauer ansehen.
Der Wagen war innen wie außen sauber. Anonym geradezu. Das einzig sichtbare Etwas, das nicht Teil des Autos war, war eine schwarze Lederjacke, die jemand sorgsam auf der Rückbank drapiert hatte. Ich probierte den Türgriff, aber der Wagen war abgeschlossen. Kurz überlegte ich, ob ich ihn aufbrechen sollte, nahm aber an, es wäre die Mühe nicht wert.
Stattdessen fuhr ich ein Stück die Straße hinauf und parkte in einiger Entfernung, aber noch in Sichtweite des Schlittens. Dann saß ich da und dachte über das nach, was ich gerade erfahren hatte. Jared Crowley hatte Lili hergefahren, damit sie sich umziehen – und sterben – konnte.
Aber das war alles nur Hörensagen. Ich hatte keinen Beweis. Sollten Jared und Shawna danach gefragt werden, würden sie einfach abstreiten, dass sie sich überhaupt je über Lili Molina unterhalten hatten.
Zwanzig Minuten später verließen die Turteltäubchen das Lagerhaus und gingen über die
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