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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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ist …« Natürlich war das kein guter Zeitpunkt! Was ging eigentlich in meinem Kopf vor? »Ich komme gern später wieder. Es tut mir leid, wenn ich Sie gestört …«
    »Nein, bitte.« Sie drückte den Rücken durch und versetzte der Fliegengittertür einen Stoß. »Nein, ich werde mit Ihnen reden. Es gibt da auch etwas, das ich brauche. Vielleicht … vielleicht können Sie mir helfen.«
    »Ich hoffe es.« Ich trat ein und schloss sacht die Türen hinter mir. Die Luft war übersättigt mit Weihrauchduft.
    Man konnte sehen, wo Bilder von den Wänden genommen wurden. Nur die Nägel waren noch da. Kein Teppich bedeckte den alten PVC -Boden, und in der Mitte des Raums stand ein einzelner Holzstuhl mit einer Sitzfläche aus Binsengeflecht.
    Es gab nichts zu sehen mit Ausnahme des Schreins. Zwei klappbare Arbeitstische, bedeckt mit alten Häkeldecken, standen v-förmig in einer Ecke an den Wänden. Auf ihnen waren die Habseligkeiten von Lili Molina ausgelegt.
    »Bitte, sehen Sie es sich an«, drängte mich Teresa. »Das ist alles, was mir von meiner wunderschönen Tochter geblieben ist.«
    Eine einsame Kerze flackerte in einem Glas, bemalt mit Bildern der Virgen de Guadalupe, und von einem Weihrauchkessel stiegen weiße Rauchfahnen auf. Eine Sammlung Ohrringe, eine gepresste Ansteckgardenie und ein kindliches Fingerfarbenbild gehörten zu den kunstvoll arrangierten Gegenständen. In der Mitte des Schreins war ein Foto von Lili, doch entgegen landläufiger Erwartung zeigte es kein befangenes Gesicht, sondern einen kichernden Teenager, auf dessen Kopf ein grüner Sittich thronte.
    »Ihre Tochter war wirklich wunderschön, Mrs Molina, und ich weiß, sie hatte ein gutes Herz.«
    »Ja. Ja, das hatte sie.« Sie winkte mich zu sich. »Kommen Sie bitte mit in die Küche.«
    Ich setzte mich auf einen Plastikstuhl am Küchentisch, und Teresa nahm mir gegenüber Platz. Mir fiel auf, dass sie nur ein paar Jahre älter war als ich. Und doch hatte sie so herbe Verluste zu beklagen. Ihre Tochter war ermordet worden, ihr Mann war zwei Jahre zuvor bei einem schrecklichen Unfall ums Leben gekommen. Das Leben sprang ziemlich grob mit dieser Frau um.
    Auf dem kleinen Tisch stand ein Laptop. »Claudias«, murmelte Teresa, klappte ihn zu und schob ihn zur Seite.
    Ich sah ihr an, dass sie etwas loswerden wollte, aber es fiel ihr nicht leicht. Sie strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn, und dabei fiel mir der diamantbesetzte Verlobungsring an ihrer linken Hand auf. Die Steine waren nicht groß, aber sie funkelten reizvoll in dem trüben Licht.
    »Dieser Sheriff, Mr Dawson«, setzte sie an. »Er war gut zu uns. Er hat mir Lilis … Sachen gebracht.« Teresa sprach langsam und stockend, als müsste sie ihre Gedanken erst einen nach dem anderen an die Oberfläche zerren. »Aber etwas hat gefehlt. Ich konnte gar nicht klar denken, aber Claudia hat es gemerkt.«
    Ich beugte mich vor, um sicherzustellen, dass mir von nun an kein Wort entgehen konnte. »Was war das, Mrs Molina?«
    »Lili hat immer La Virgen de Guadalupe an einer goldenen Kette getragen. Ihr Vater hat ihr das Medaillon geschenkt, als sie noch klein war. Sie hat es nie abgenommen, nicht einmal unter der Dusche.«
    »Ich verspreche Ihnen, ich tue, was ich kann, um es zu finden.«
    Sie atmete tief durch, und ihr Kopf kippte nach vorn. »Danke.«
    Ich sah mir die Unordnung in der Küche an. Geschirr stapelte sich in der Spüle, der Mülleimer quoll über. Es behagte mir nicht, die Verzweiflung dieser Frau zu meinem Vorteil zu nutzen. »Teresa? Ehe wir weiterreden, möchte ich Ihnen erklären, warum ich hier bin. Ich bin Privat…«
    In schneller Folge wurden erst die Fliegengittertür, dann die Haustür lautstark aufgerissen. »Ma! Wer ist das?«
    Ein zierliches Mädchen von ungefähr fünfzehn Jahren stand in der Küchentür. Es trug ein Männerunterhemd und weit geschnittene Basketballshorts. Die untere Hälfte seines Schädels war kahl rasiert, das lange Haar auf der oberen Hälfte zu einem strammen Pferdeschwanz zurückgebunden. Seine Augen blitzten mich an.
    »Claudia, por favor …«
    Claudia kam mit ihren schätzungsweise vierzig Kilo Kampfgewicht auf mich zu. »Überlass das mir, Ma.«
    »Mija …«
    Ich erhob mich in der Hoffnung, dem Kind ein wenig Respekt einflößen zu können, doch Claudia zeigte sich gänzlich unbeeindruckt von den ungefähr fünfundzwanzig Zentimetern, um die ich sie überragte. »Hauen Sie ab, Sie Schlampe! Was fällt Ihnen ein, meine Mom zu

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