Ein schmutziges Spiel
Gegensprechanlage. Als das Tor in weitem Bogen aufschwang, klebte ich mich mit meinem Wagen an die Stoßstange des Handwerkers und fuhr einfach mit hinein.
Die Villa war versteckt, aber nicht weit von der Straße entfernt. Das Erste, was mir an dem Gebäude auffiel, war, dass alles irgendwie aus dem Maßstab geraten zu sein schien. Bögen, Fenster und Schornsteine wirkten samt und sonders eine halbe Nummer zu groß. Der Architekt hatte es geschafft, den traditionell einladenden mediterranen Stil in etwas Arrogantes und Hässliches zu verwandeln. Selbst der Gelbton, in dem der Rauputz gestrichen war, ging mir durch und durch.
Der Van des Klempners fuhr um das Haus herum, doch ich parkte den El Camino direkt unter dem Portikus zwischen einem Beet wachsweißer Gardenien und einem dunkelroten funkelnagelneuen Mercedes. Dort schaltete ich den Motor ab und stieg aus, und ein Paradies hieß mich willkommen. Das Haus mochte scheußlich sein, aber der Garten war eine Blütenpracht, und die warme Luft war angefüllt mit zarten Düften und Vogelgesang.
Ich schloss die Tür, drehte mich um – und schnappte nach Luft.
Der größte Deutsche Schäferhund auf Erden war aus dem Nichts vor mir aufgetaucht. Beinahe lautlos, von einem bedrohlichen Knurren abgesehen, tat er einen Schritt auf mich zu und fletschte die Zähne.
Ohne dem Tier in die Augen zu sehen, redete ich ruhig auf den Hund ein. »Hey, Junge, guter Junge. Guter Hund. Sitz!«
Das Vieh setzte sich nicht, es sprang. Als es an mir vorbeischoss, spürte ich einen scharfen Schmerz an meinem Bein, gerade kräftig genug, um mir klarzumachen, wer hier das Sagen hatte. Das Biest umkreiste mich und setzte zu einem weiteren Sprung an.
»Freddy!«, rief eine Frauenstimme. »Freddy, bitte hör auf!« Freddy zeigte mir erneut die Zähne und musterte mich begierig, als wäre ich ein Kaninchen, das jeden Moment davonlaufen könnte.
»Es tut mir so leid! Hat Freddy Sie gebissen?« Eine Frau Ende vierzig mit blassrosafarbenen Gartenhandschuhen und dazu passenden Clogs eilte herbei. »Lance, komm raus! Lance, du musst Freddy zurückrufen, bevor er …«
»Bevor er wieder jemanden umbringt?« Ein hübscher Junge, der sich dem Ende der Teenagerzeit näherte, lehnte sich aus einem Fenster in einem der oberen Stockwerke und lachte. In seiner rechten Hand hing etwas, das aussah wie ein Joint. »Freddy, zurück. Geh schon, dummer Hund.«
Der Hund drehte sich langsam um und entfernte sich ein paar Schritte weit, ehe er sich in das Gras fallen ließ und dabei einen gleichermaßen bekümmerten wie übellaunigen Eindruck vermittelte. »Tut mir leid, Lady«, rief Lance von oben zu mir herunter, tat einen Zug und atmete eine Rauchwolke aus.
»Lance, Liebling, wie oft habe ich dich schon gebeten, bitte, bitte nicht mehr diese scheußlichen Zigaretten im Haus zu rauchen.« Die Frau lächelte mir zu. Sie war auf eine verblasste Weise schön, und auch wenn ihre Augen und ihr Haar dunkelbraun waren, erinnerte sie mich an Doris Day. »Aus irgendeinem Grund dreht er sich gern seine eigenen, abscheulichen Zigaretten. Kinder. Was soll man da machen?«
»Das ist pure Sparsamkeit, Mom.« Über uns grinste Lance wie ein Honigkuchenpferd. »Selbst drehen ist günstiger.« Er zwinkerte mir vielsagend zu.
»Mein Mann will, dass Freddy frei herumläuft. Aus Sicherheitsgründen. Aber mir gefällt das nicht. Tut mir leid, wenn er Sie erschreckt hat.« Sie legte den Kopf auf die Seite wie ein Rotkehlchen. »Ich bin Maryjune Stellato. Kommen Sie vom Master Gardener Program? Ich hatte wegen meiner Quercus agrifolia angerufen. Ich glaube, ich habe sie zu viel gewässert. Sie sehen einfach nicht …«
»Nein, Mrs Stellato. Man hat mich schon mit so manchem verwechselt, aber noch nie mit einem Gärtnermeister. Eigentlich bin ich wegen einer ernsten Angelegenheit hier. Es betrifft den Tod von …«
»Oh. Oje. Ich weiß genau, was Sie sagen wollen.« Maryjune schlug die behandschuhten Hände vor das Gesicht. »Teresas Tochter, dieses arme Mädchen.« Tränen traten in ihre Augen. »Wie hat Teresa das aufgenommen?«
»Nicht so gut, fürchte ich.«
»Nein, natürlich nicht. Ich habe Blumen und Obst geschickt und wollte sie auch besuchen, aber Vince hat gesagt …«
»Hey, Mom? Mit wem redest du da eigentlich?«
Maryjune hielt sich zum Schutz vor der Sonne eine Hand über die Augen und schaute hinauf. »Diese Dame ist wegen Teresas Tochter hier.« Dann wandte sie sich wieder mir zu. »Wie, sagten Sie, ist
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