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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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früh abbog und mich in einer ruhigen Straße in der Westside von San Andres wiederfand.
    Ich schmeichelte dem bulligen El Camino eine enge Kehrtwende ab, als es geschah. Aus dem Augenwinkel sah ich zwei kleine Schurken. Der eine war ein kleiner Junge mit violett verfärbtem Gesicht in einem Flanellpyjama und der andere ein kleiner, braun-weißer Hund mit Schlappohren.
    Ich erkenne einen King Charles Spaniel, wenn ich einen vor mir habe, also steuerte ich den Wagen an den Bordstein, doch ehe ich aussteigen konnte, waren die beiden um die Ecke eines alten Holzhauses verschwunden.
    Ich notierte mir die Hausnummer, die auf dem Briefkasten stand, und blieb einen Moment sitzen, um mir das Grundstück genauer anzuschauen. Es sah aus, als wäre niemand daheim. Die Jalousien vor dem Fenster, das höchstwahrscheinlich zum Wohnzimmer gehörte, waren zugezogen, und ein anderes Fenster war mit einem Laken verhängt worden. Der Vorgarten bestand aus einer kümmerlichen, aber ordentlich gemähten Rasenfläche. Eine Reihe Opuntien von der essbaren Sorte blühten an dem alten Drahtzaun in einem zarten Apricot.
    Schließlich gab ich Gas und warf noch einen letzten Blick auf das Haus – genau in dem Moment, in dem eine kleine braune Hand die Jalousie teilte.
    Am folgenden Morgen erfüllten zwei laute Männerstimmen den Innenhof der Mission Street 101. Eine versprach in honigsüßem Spanisch hochgigantische Ersparnisse, die andere trompetete wie ein wütender Footballcoach, der seine Mannen zusammenscheißen wollte.
    Meine Bürotür stand weit offen, und beide Stimmen kamen aus meinem Allerheiligsten. Ich holte tief Luft und stieg die Stufen hinauf.
    »Miss Jaymie, Sie sind es!«, schrie mir Gabi entgegen, die stocksteif hinter dem Schreibtisch stand, beide Arme um den Oberkörper gewickelt.
    Ein kleiner, stämmiger Mann in einem limonengrünen Poloshirt drehte sich finsteren Blicks zu mir um. »Hey. Auf Sie habe ich gewartet.«
    »Brüllen Sie mich nicht an.« Aber ich konnte meine eigenen Worte kaum verstehen dank der bombastischen Stimme im Hintergrund.
    »Gabi«, formte ich mit den Lippen, »schalten Sie das Radio aus.«
    Gabi schob sich hinter dem Schreibtisch hervor, steifbeinig wie ein kampfbereiter Terrier. Mit dem Rücken zur Wand umkreiste sie den wütenden Mann, griff nach dem Radio und schaltete es aus. Für einen Moment herrschte Totenstille im Raum.
    »Welch ein Frieden.« Ich seufzte. »Mr Stellato?«
    Der Kerl war offenbar überrascht, dass ich ihn erkannt hatte. Das nahm ihm ein wenig den Wind aus den Segeln, aber nur vorübergehend. Dann warf er sich erneut in die Brust und plärrte: »Ja. Und Sie sind dieses Schnüfflerweib, rich tig?«
    »Jaymie Zarlin.« Ich lächelte freundlich. »Ihr Sohn Lance kommt ganz nach Ihnen, Mr Stellato. Was kann ich für Sie tun?«
    Vince Stellato tat zwei Schritte auf mich zu, womit wir mehr oder minder Stirn an Nase standen. Meine Nase an seiner Stirn, um genau zu sein. »Sie können damit anfangen, sich von meinem Grund und Boden fernzuhalten, kapiert? Und, verdammt noch mal, von meiner Familie!«
    Vinces orangefarbene Golfmütze, auf der der Schriftzug Bandon Dunes prangte, war schweißgetränkt. Große Halbmonde zeichneten sich unter seinen Achseln ab. Der Bursche stand unter Stress. Wen schützte er wohl – seine Frau, seinen Sohn oder vielleicht sich selbst?
    »Es ist Ihr gutes Recht, mich aufzufordern, Ihr Haus nicht noch einmal aufzusuchen, Mr Stellato. Aber ob ich mit Ihren Angehörigen spreche, dürfte wohl deren Angelegenheit sein.«
    »Sie wollen nicht mit Ihnen reden, kapiert?«
    »Maryjune schien sich gern mit mir zu unterhalten. Und ich habe nie um ein Gespräch mit Ihrem Sohn gebeten. Er ist von sich aus auf mich zugekommen.«
    »Hören Sie mit dem Mist auf. Sie haben mich verstanden.« Er tat einen Schritt in Richtung Tür. Dann drehte er sich aus irgendeinem Grund wieder um, stopfte die Hand in die Hosentasche und klimperte mit Kleingeld. »Ich kapier’s einfach nicht«, bellte er.
    »Was?« Ich achtete auf einen neutralen Tonfall. Zwar wusste ich nicht, wie ich Vince Stellato zum Reden bringen konnte, aber ein aggressives Auftreten war definitiv nicht die richtige Herangehensweise.
    »Warum wollen Sie Armenta helfen? Der kleine Scheißer hat es getan. Er ist irre. Selbst wenn Sie so was wie eine mitfühlende Seele sind, wollen Sie etwa dafür sorgen, dass ein Mörder frei herumläuft?« Finster musterte er mich. »Lili Molina war ein liebenswertes Kind. Wie

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