Ein schmutziges Spiel
vermutlich Büroleiterin in irgendeinem Unternehmen in der Innenstadt gewesen. »Verraten Sie mir was, Krause. Ist das eine schlechte Angewohnheit, jeden, der vage hispanisch aussieht, zu fragen, ob er Papiere hat?«
»Glauben Sie mir, wenn ich die Zeit dazu hätte, würde ich genau das tun.«
Wie sehr ich wünschte, Mike könnte seine Verehrerin jetzt sehen. Deirdres Gesicht war so verkniffen, dass es aussah, als wäre es in Schrumpffolie verpackt worden.
»Gabi, gehen Sie und sprechen Sie mit Danny. Bitten Sie ihn, ans Fenster zu kommen. Er muss nicht rauskommen, er muss nur sein Gesicht zeigen, damit diese Gesetzeshüterin sehen kann, dass er hier ist.«
»Schon unterwegs.« Gabi schob sich an der schäumenden Deirdre vorbei und scheuchte Chuy und Aricela vor sich her.
»Da wir gerade über Rottweiler gesprochen haben, Zarlin«, meldete sich Deirdre wieder zu Wort. »Ich habe wegen dieses bissigen kleinen Köters, den Sie hier rumlaufen lassen, das Tierheim gerufen. Sie sind sofort gekommen.«
In all dem Durcheinander war mir Dexters Abwesenheit zunächst gar nicht aufgefallen. Nun hatte ich schwer zu kämpfen, um meine Stimme im Zaum zu halten, während mein Puls dröhnte wie ein Presslufthammer. »Ich hoffe für Sie, dass es dem Hund gut geht.«
»Die Sicherheit von Polizeibeamten, von der Öffentlichkeit ganz zu schweigen, wiegt schwerer als das Wohlergehen von Hunden. Wäre ich Sie, dann …«
Eine Erscheinung zeigte sich am Fenster. Ein blasses Gesicht mit großen, dunklen Augen stierte unter der Kapuze eines Sweatshirts hervor. Dann tauchte Chuy neben seinem Bruder auf und parkte sein Kinn auf dem Sims.
»Da ist Danny Armenta. Jetzt haben Sie Ihren Beweis, also verschwinden Sie.«
»Woher soll ich wissen, dass er es wirklich ist?«, quengelte Deirdre. »Er trägt eine Kapuze. Das könnte irgendein x-beliebiges Gangmitglied dieser Stadt sein.«
»Was, nur weil er Mexikaner ist? Danny war nie ein Gangmitglied. Davon war er weit entfernt.« Ich trat ans Fenster. »Danny, bitte nimm für eine Minute die Kapuze ab«, rief ich durch das Glas, aber er stierte mich nur ausdruckslos an. »Chuy, zieh Danny die Kapuze runter, ja?«
Chuy nickte eifrig und verschwand. Er brauchte eine Minute, um einen Küchenstuhl ans Fenster zu zerren.
»Da haben Sie Ihren Beweis, Krause: Dannys rotes Haar.«
»Ich muss das noch dokumentieren«, schnaubte Deirdre und schoss ein Foto von Danny – und von einem grinsenden Chuy, der über dem Kopf seines Bruders Hasenohren mit den Händen formte.
Kapitel Neun
»Frühsommernebel«, stellte Mike fest, als wir am Leadbetter Beach durch den Sand schlurften. »Ich gehe gern im Nebel spazieren.«
»Das Nebelhorn hört sich an wie ein kranker Seelöwe«, grantelte ich. Genauer gesagt, ich tat, als würde ich granteln. Denn eigentlich war ich guter Laune und freute mich, mit ihm zusammen zu sein.
»Ein kranker Seelöwe? Und ich wollte gerade sagen, es klingt romantisch.«
»Romantisch«, schnaubte ich. »Vielleicht, wenn ich heute Morgen nicht diesen Zusammenstoß mit Deirdre Krause gehabt hätte. Meinen Hund einfach so wegzuschließen. Die hätte ich gern in Bindedraht eingewickelt.«
»Himmel, Jaymie! Müssen wir über Deirdre reden?«
»Warum nicht. Ich brauche gerade jemanden, in den ich mich verbeißen kann.«
»Pass auf, ich will sie nicht verteidigen, aber hast du gewusst, dass sie in Armut in East L.A. aufgewachsen ist? Mit einer cracksüchtigen Mutter und einem Stiefvater, der sie misshandelt hat? Ihre Kindheit war die Hölle auf Erden.«
»Hey, erzähl mir das nicht. Wie soll ich sie dann noch hassen?«
»Tut mir leid.« Mike grinste und zog an meinem Pferdeschwanz. »Außerdem weiß Dex dich nach ein paar Stunden im Zwinger vermutlich viel mehr zu schätzen.«
»Es scheint ihm jedenfalls nicht geschadet zu haben, das muss ich zugeben.«
»Komm, unterhalten wir uns in einer der Höhlen unter dem Shoreline Drive weiter.«
»Einverstanden. Könnte aber sein, dass du da erst einen fleißigen Einzelhändler ausquartieren musst.«
»Den scheuchen wir einfach weg. Ich bin außer Dienst, und außerdem fällt das in den Zuständigkeitsbereich der Harbor Patrol.«
Am Meer angelangt gingen wir in westlicher Richtung weiter über den Strand an der Südküste. »Der Nebel ist so feucht, er tropft mir schon von der Nasenspitze«, nörgelte ich.
»Hey, nun komm schon. Verdirb nicht die Stimmung.«
Die Stimmung verderben? Ich kämpfte dagegen an, mich hinreißen zu
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