Ein schmutziges Spiel
also tatsächlich ein Insiderjob sein? Die Gärtner? Was glauben Sie?«
»Schon möglich.« Aber das, woran ich nun dachte, war keine Hundeentführung.
Ich erinnerte mich an ein drahtverstärktes Fenster, ein Fenster, das von einer Gasse aus aufgehebelt worden war. Ich hatte geglaubt, ich wäre besonders schlau gewesen, als ich das bemerkt hatte, aber vielleicht war ich doch nicht schlau genug.
»Sie haben gesagt, es gäbe mehrere neue Entwicklungen«, bohrte Gabi nach. »Was gibt es noch?«
»Hm? Oh. Nichts, was ich derzeit schon genau einordnen könnte.« Ich beschloss, ihr nichts von dem kleinen Jungen und seinem Hündchen zu erzählen, solange ich nicht mehr wusste. Minuet war nicht der einzige King Charlie in der Stadt, ich konnte folglich meilenweit danebenliegen.
»Deswegen können Sie es mir doch trotzdem erzählen. Ich würde nie …« In diesem Moment erging sich ihr Handy in einem lautstarken Salsa. »Alma? Que? Okay, okay!« Gabi sprang von ihrem Stuhl auf.
»Miss Jaymie, wir müssen sofort los! Die Cops versuchen, in Ihr Haus einzudringen! Kommen Sie, wir nehmen meinen Wagen.«
»Alma hat versucht, Sie anzurufen«, schimpfte Gabi, als wir losfuhren. »Aber Ihr Telefon war natürlich aus. Wie immer.«
»Ich brauche Ruhe und Frieden zum Nachdenken«, verteidigte ich mich. »Außerdem kontrolliere ich es regelmä ßig.«
»Wann? Nachts, wenn alle, die angerufen haben, längst schlafen, damit Sie eine Ausrede haben, um nicht zurückzurufen?«
Ich ignorierte die Bemerkung. »Ich wohne an der El Balcón. Kennen Sie den Weg?«
»El Balcón? Ich lebe seit zwanzig Jahren in Santa Barbara, aber von dieser Straße habe ich noch nie gehört.«
»Da sind Sie nicht die Einzige. Das ist eher so was wie ein Ziegenpfad. Fahren Sie Richtung Klippe, Gabi, von da aus leite ich Sie weiter. Und können Sie vielleicht ein bisschen schneller fahren?«
»Ja, kann ich. Warten Sie’s nur ab, das werden Sie gleich sehen.«
Deirdre Krause trug ein Engelsgesicht und eine Lage niedlichen Babyspecks mit sich herum. Man könnte sagen, sie sah aus wie ein Renaissanceengel. Oje, wie Aussehen doch täuschen konnte!
Der überdimensionierte Dreikäsehoch hatte vor meiner Haustür Position bezogen. Ein sehr großer Polizist stand wiederkäuend wenige Meter entfernt.
Aricela und Chuy lugten mit großen Augen zur leicht geöffneten Tür heraus. Ich knallte die Wagentür zu und durchquerte den Garten mit drei großen Sätzen.
»Runter von meinem Grundstück, Krause, und nehmen Sie Ihren Rottweiler mit. Sie haben kein Recht, hier zu sein und meine Gäste zu belästigen.«
»Hey, haben Sie mich gerade als Hund bezeichnet?« Krauses Sklave sah sich um Unterstützung heischend zu seiner Seniorpartnerin um.
»Gäste, Neil, stell dir vor«, trällerte sie. »Unsere Gäste sagen eine Menge über uns aus, was?« Krause nahm sich einen Moment Zeit, um ihr welliges blondes Haar zu befummeln. »Eins muss ich Ihnen lassen, Zarlin, Sie sind ganz schön mutig. Ich persönlich glaube nicht, dass ich einen Psycho in mein Haus einladen würde.«
Ich zwang mich, tief Luft zu holen. Einatmen, ausatmen. Deirdre gab sich alle Mühe, mich zu provozieren, aber ich war entschlossen, sie damit nicht durchkommen zu lassen.
»Officer Krause, ich wiederhole: Sie haben kein Recht, hier zu sein. Ich bitte Sie höflich zu gehen.«
»Tja, nun, das würde ich ja zu gern tun.« Deirdres pausbäckiges Gesicht zog einen Schmollmund. »Aber ich habe eine Verantwortung gegenüber den Bürgern unserer schönen Stadt. Eine Verantwortung, den Verbleib eines gewissen Verdächtigen namens Daniel Armenta zu kontrollieren, der auf Kaution freigekommen ist – für einen sehr kurzen Zeitraum. Ich kann und werde einen Durchsuchungsbefehl erwirken, sollte ich Grund zu der Annahme …«
»Schön, ich habe es kapiert. Gabi, helfen Sie mir, bitte?«
»Was auch immer nötig ist«, entgegnete sie steif.
»Wer ist das?«, blökte Deirdre. »Noch ein Gast des Hauses, nehme ich an. Haben Sie auch eine Strafakte, Schätzchen?«
Würdevoll trat Gabi vor. »Ich bin Gabriela Rufina Martinez Gutierrez, Miss Jaymies PA .«
» PA ? Das ist ein Brüller.« Deirdre kicherte. »Und wenn ich es recht bedenke, vielleicht gibt es keine Strafakte über Sie, vielleicht gibt es überhaupt keine Unterlagen über Sie. Haben Sie gültige Papiere?«
»Das ist pure Schikane«, blaffte ich. Ich hatte Gabi nie gefragt, ob sie Papiere hatte. Hatte sie offenbar nicht, denn sonst wäre sie
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