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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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einfach nicht anders. Versuchen Sie trotzdem, sich meine Worte zu merken. Nun gut, auf dem Demilune-Tisch in der Osthalle liegt ein Umschlag für Miss Zarlin. Bringen Sie ihn her.«
    »Ja, Miss Delaney.« Als Nancy rückwärts wieder zur Tür hinausging, rechnete ich beinahe damit, dass sie einen Knicks machen würde.
    »Nun, meine Liebe, es tut mir leid, dass Sie heute meine weniger anschmiegsame Seite erleben mussten. Ich fürchte, ich bin ziemlich reizbar. Halswirbelarthrose – ziemlich schmerzhaft, wissen Sie.«
    Wieder wurde die Tür langsam geöffnet. »Ah, da ist sie. Nein, geben Sie ihn nicht mir, Sie dummes Ding. Geben Sie ihn Miss Zarlin.«
    In den Sekunden, die sie brauchte, um mir den Umschlag zu überreichen, sah Nancy mir in die Augen, und ihr Blick war voller Hass. Galt dieser Hass Celeste Delaney oder mir?
    »Ein Geschenk für Sie«, erklärte Celeste, als sich die Tür hinter der Dienstbotin geschlossen hatte. »Ich glaube, das nennt man Computerdisk. Sie enthält wertvolle Informationen. Informationen, die Ihnen, wie mir meine Bekannten versichert haben, helfen werden, Ihre Ermittlungen effektiver zu gestalten , wie es so schön heißt.«
    Mühsam stemmte sie sich hoch und stützte sich schwer auf ihren Stock. »Wie ich feststellen muss, sind Sie mir recht sympathisch. Sie sind ein ziemlich beharrliches Wesen, nicht wahr?« Einer ihrer Mundwinkel zuckte aufwärts. »Wissen Sie was, kleine Detektivin, ich glaube, ich sollte Sie im Auge behalten.«
    Der Garten vor meinem Bürofenster sah aus wie mit Gold bestäubt. Schmarotzer war entweder endlich abgemurkst oder doch zumindest abgedeckt worden. In der friedvollen Stille vernahm ich das einlullende Konzert von Vogelstimmen.
    Bisher hatte ich gewohnheitsmäßig gegen fünf zusammengepackt und war nach Hause geradelt. Hatte ich noch mehr zu erledigen, so tat ich das auf El Balcón mit Blick auf den Pazifik und einem Glas Wein in Griffweite. Aber nun, da ich Hausgäste beherbergte, hatten sich die Dinge geändert. Chuy und Aricela brachten die Abende gern damit zu, zusammen mit Dex durch Haus und Garten zu rennen und allerlei Unsinn zu treiben. Meist bezogen sie mich in ihren Unfug mit ein, und so lernte ich langsam, mein Tagewerk im Büro zu Ende zu bringen.
    Ich nahm die CD , die Celeste Delaney mir gegeben hatte, aus meiner Kuriertasche, legte sie in das Laufwerk meines Computers und pfiff tonlos, als ich mir den Inhalt anschaute: beinahe fünfhundert Fotos, alle aufgenommen im Alameda Park während der Sonnenwendparade oder unmittelbar danach. Ich konnte mein Glück kaum fassen.
    Wie zum Teufel war Celeste Delaney an diesen Schatz gelangt? Die Jugendlichen, die zur Gilde gehörten, waren aufgefordert worden, ihre Handys der Polizei zu übergeben. Mein Grinsen erstarb, als mir bewusst wurde, dass Celestes Tentakel bis in die Korridore des SBPD reichen mussten.
    Ernüchtert opferte ich dem guten Zweck ein paar Dutzend Bäume und druckte sämtliche im Park aufgenommenen Fotos aus. Dann ging ich in die Knie, breitete Hunderte von Seiten in weitem Bogen auf dem Büroboden aus und musterte eingehend ein Bild nach dem anderen.
    Am unteren Rand jedes Bildes war der Name des Fotografen abgedruckt, zusammen mit dem Zeitpunkt, zu dem die Aufnahme gemacht wurde. Unwillkürlich lächelnd betrachtete ich die Bilder. Fünf oder sechs Fotos zeigten Kinder, die der Kamera die Zunge herausstreckten, und etliche andere wiederum nassforsche junge Frauen, die ihre Brüste entblößten.
    Auf einigen war Lili Molina zu sehen, und es war nicht schwer zu erraten, warum: Sie sah in ihrem Kostüm umwerfend aus. Mir aber schien es, als sähe ich so etwas wie Besorgnis in ihren glänzenden Augen.
    Ich suchte alle Fotos heraus, die Lili zeigten, und ordnete sie nach der Aufnahmezeit. Das letzte Foto von ihr war um 15:03 Uhr geschossen worden.
    Erneut betrachtete ich die anderen Bilder, um mich zu vergewissern: Auf keinem dieser Fotos waren Mitglieder der Gilde-Triune oder deren Angehörige abgebildet. Was die reichen Leute behaupteten, stimmte vermutlich. Sie waren alle bei ihrer feudalen Sonnenwendfeier auf dem Anwesen der Wiederkehrs gewesen. Und was Jared und Shawna betraf … ich fand dreiundzwanzig Fotos vom dem großen Gott Apollo, aber nur eines von einer unbeliebten, mürrischen Shawna. Der Schnappschuss von Shawna war um 14:33 aufgenommen worden, das letzte Bild von Jared um 14:43. Damit waren beide recht lange, bevor Lili aus dem Park verschwunden war, fotografiert

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