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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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Sonne untergeht, fällt meine Entscheidung anders aus.« Mir fiel ein Schild über der Küchenspüle ins Auge. Gestern war Großputz – schade, dass du nicht hier warst. »Peggy hatte Sinn für Humor, was?«
    »Darauf kannst du wetten. Den hat sie auch gebraucht, immerhin war sie all diese Jahre mit mir verheiratet.« Bill stellte zwei Cola auf den Tisch und wühlte dann in zwei verschiedenen Schränken herum. »Normalerweise benutze ich kein Glas, aber dir hätte Peggy auf jeden Fall eins angeboten. Sie hatte für alles einen Platz. Ich versuche, die Dinge so beizubehalten, wie sie sie gehandhabt hat, aber … ich weiß nicht …« Schweigen breitete sich aus.
    »Vergessen Sie das Glas, Bill. Die Dose reicht mir.« Am Kühlschrank entdeckte ich eine Sammlung vergilbter Kinderfotos, deren Ränder sich aufrollten. Bills Enkel, Trudys Kinder. Eines zeigte Oma Peggy mit einem Neugeborenen im Arm. Ein Kloß bildete sich in meiner Kehle. »Sie müssen sie schrecklich vermissen.«
    »Teufel, ja. Peggy ist diesen Herbst schon sechs Jahre tot, aber ich ertappe mich immer noch dabei, wie ich darauf lausche, dass sie zum Tor hereinfährt. Ich bin wohl einfach ein einsamer alter Mann.« Er sah zum Küchenfenster hinaus. »Mike hat dir alles über den Krebs erzählt, nicht wahr, Jaymie? Viertes Stadium.«
    »Ja.« Ich legte meine Hand auf seinen Arm. »Es tut mir so leid, dass Sie das durchmachen müssen.«
    »Ich werde bald wieder bei ihr sein«, sagte er leise und legte seine Hand auf meine. »Dann werde ich nicht mehr einsam sein. Wird auch langsam Zeit.«
    Urwüchsig wie sie war, umgab die große Rinderfarm doch ein ganz eigener Zauber. An diesem Abend, während ein beinahe voller Mond an einem mit Sternen übersäten Himmel prangte, folgte ich Mike einen Trampelpfad entlang. Shep, Bills alter Border Collie, trottete vor uns her. Wir waren erst ein paar Minuten unterwegs, als, ohne Vorwarnung, ein großer Virginia-Uhu unter lautem Geschrei aus dem hohen, trockenen Gras aufflog, in den Klauen eine reglose dunkle Kreatur.
    »Wir haben ihn gestört«, sagte ich, als mein Puls wieder zur Ruhe gekommen war.
    »Bei Nacht gehört diese Welt ihm«, entgegnete Mike sanft. »Wir sind die Eindringlinge.«
    Wir gingen noch weitere fünf Minuten den Pfad entlang, und der Lichtstrahl unserer Taschenlampen flackerte über das immergrüne Laub der Baccharis-Sträucher. Als Mike schließlich stehen blieb, wäre ich beinahe in ihn hineingerannt.
    »Hier ist es, Perlina Point. Bei Tag hat man hier einen prachtvollen Ausblick – du kannst sogar das San Joaquin Valley sehen.«
    Wir standen auf ebenem felsigen Grund nahe dem Rand einer Klippe, hinter der ein Abgrund vollendeter Schwärze gähnte. »Wenn du und Shep nicht hier wärt, Mike, dann wäre ich geradewegs über den Rand gelaufen.«
    »Ich weiß. Darum wurde diese Stelle nach meiner Großmutter benannt. Perlina Sepulveda.« Wir schalteten die Taschenlampen aus, und Mike schüttelte das Laken und ließ es zu Boden sinken, woraufhin sich Shep prompt in der Mitte breitmachte.
    »Einmal, als meine Oma noch klein war, hat sie mit ihrem Bruder und ihrer Schwester Verstecken gespielt und ist hier raufgelaufen. Damals war diese Anhöhe noch dichter bewachsen, und sie hat den Rand gar nicht gesehen. Aber gleich hier im Gebüsch hat ein Kitz gelegen, das die Ricke dort versteckt haben musste. Oma ist stehen geblieben, um es sich anzusehen.«
    »Also hat das Kitz ihr das Leben gerettet.« Ich setzte mich neben Shep. Stoppeliges Gras und spitze Steine bohrten sich durch die Decke und meine Jeans.
    »Allerdings. Und meines erst möglich gemacht, könnte man sagen.« Mike sank auf die Knie. »Schieb ab, Shep.«
    Ich musste lachen, als der Collie sich widersetzte und an meine Hüfte schmiegte.
    Mike streckte sich auf dem Rücken aus. »Dieser Hund muss immer im Mittelpunkt stehen.«
    »Sieh dir die Sterne an«, sagte ich bewundernd. »Hey, hast du das gesehen, sind das …?«
    »Fledermäuse. Wir servieren ihnen das Abendessen, weil wir Insekten anlocken.«
    »Du, ich nicht.«
    »Wenn du meinst. Aber Moskitos bevorzugen gewaschene Menschen, wusstest du das nicht?«
    Er rollte sich auf die Seite und griff über den Hund hinweg nach meinem Arm. Als er mich herabzog, verstand Shep den Wink endlich und verzog sich auf eine Ecke des Lakens.
    »Mm, Jaymie, dein Duft macht mich verrückt.«
    »Du und Bill, ihr seid beide Süßholzraspler.«
    »Genug von meinem Dad. Du machst mich eifersüchtig.« Mike

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