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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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und mich der Leiche näherte. Gegen Ninas Rat studierte ich zuerst das schlimm zerschlagene Gesicht. Dann den Hals und den aufgeschlitzten Torso. Ich war entschlossen, methodisch und sachlich vorzugehen, doch mehrere Male musste ich mich in Gedanken ermahnen, dass dieser Körper nun nur noch ein toter Gegenstand war und nicht länger ein Mädchen.
    Nachdem ich Hände und Füße betrachtet hatte, trat ich einen Schritt zurück.
    »Fertig?«, fragte Mike leise.
    »Nicht ganz.« Ich ging um die Lade herum. »Ich muss den Oberkörper anheben und umdrehen. Ich will mir den Nacken ansehen.«
    »Komm, ich helfe dir. Verdammt, diese Handschuhe sind für Kinderhände gemacht.« Mike brauchte eine ganze Minute, um seine Hände hineinzuzwängen. »Wonach suchst du?«
    »Ich möchte mich vergewissern, dass die Strangulationsmale zu einem Schnürsenkel passen.«
    »Moment mal. Schnürsenkel? Davon habe ich bisher noch gar nichts gehört.«
    »Oh … vielleicht hab ich vergessen, dir das zu erzählen. Ich bin noch mal in die Garderobe gegangen, Mike, und habe dort einen blutigen Schnürsenkel in einem Requisitenbehälter gefunden.«
    »Scheiße auch. Wie konnte die Polizei so was übersehen?«
    »Sie haben ihn nicht übersehen. Der Mörder ist später, nachdem die Polizei den Raum durchsucht hat, noch mal zurückgekehrt. Er wollte, dass wir den Schnürsenkel finden, verstehst du? Danny hat die Garderobe schließlich nicht wieder verlassen. Wenn er als Mörder verurteilt werden sollte, musste das Drosselwerkzeug im Raum sein.«
    »Gut. Aber wenn der Mörder geplant hat, den Mord Danny in die Schuhe zu schieben, warum hat er den Schnürsenkel dann überhaupt mitgenommen?«
    »Er ist eben nicht perfekt.« Ich zuckte mit den Schultern. »In der Hitze des Gefechts hat er das Ding wahrscheinlich einfach in die Tasche gesteckt.« Ich beugte mich über den Leichnam.
    »Okay, Mike, die Male sind erkennbar … kannst du Lili einen Moment so halten?«
    »Du hast ihren Namen ausgesprochen«, bemerkte Mike unbehaglich.
    »Tut mir leid. Aber schau, da sind sie, hier im Genick. Und da ist noch was. Sehr schwach, hier und hier.«
    Mike beugte sich näher heran, während er Lilis dunkle Haare so hielt, dass sie nicht im Weg hingen.
    »Das sieht nach einer anderen Art von Abschürfung aus«, stellte er fest. »Von etwas, das sehr dünn ist.«
    »Richtig. Diese Male stammen von einer Halskette. Der Mörder hat sie ihr vom Hals gerissen.« Gemeinsam legten wir die Leiche wieder ab.
    »Jaymie? Ich werde dir sagen, was das war. Eine Kette mit einem Medaillon der Jungfrau Maria, darauf wette ich. Als ich mit Mrs Molina gesprochen habe, hat sie mir erzählt, das hätte Lili immer getragen, aber es war verschwunden.« Er sah mir in die Augen. »Aber das wusstest du schon.«
    »Teresa hat es mir auch gesagt. La Virgen de Guadalupe. Weißt du, was ich denke? Wenn wir dieses Medaillon finden, dann finden wir auch Lilis Mörder.«
    »Sehen wir mal nach, was Jorgensen dazu zu sagen hat.« Mike ergriff die Akte und blätterte in den Seiten. »Ja, hier ist es … aber viel hat er nicht zu sagen. Anzeichen für die Glieder einer dünnen Kette. «
    Ich streckte die Hand nach der Akte aus. »Kann ich mir die mal ansehen?«
    Nach zwei oder drei Minuten klappte ich die Akte wieder zu und legte sie auf den Tisch. »Tja, ich werde dir sagen, was mir wirklich neu ist: Lili war vor der Vergewaltigung keine Jungfrau mehr.«
    »Das wundert dich? Also hör mal, Jaymie. Sie war siebzehn, und wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert.«
    »Ich habe versucht, mir ein Bild von dem Mädchen zu machen.« Ich schüttelte den Kopf. »Sie hat das Medaillon zum Andenken an ihren Vater getragen. Und Lili war zurückhaltend, hatte mit Jungs nicht viel im Sinn. Ein ernstes Kind.«
    »Also denkst du, die Tatsache, dass sie keine Jungfrau mehr war, hat etwas zu bedeuten?«
    »Ja, das denke ich.«
    »Dir schwirrt was im Kopf herum, nicht wahr?« Mike mühte sich damit ab, die hautengen Handschuhe auszuziehen. »Erzählst du mir davon? Oder läuft das wieder so wie mit dem Schnürsenkel?«
    »Wenn es sich bestätigt, erfährst du es als Erster.«
    »Nein. Überlass die weiteren Ermittlungen der Polizei.« Er legte die Stirn in Falten. »Jaymie, hörst du mir eigentlich gar nicht zu?«
    Ich erbarmte mich seiner. »Ich werde vorsichtig sein, das verspreche ich dir. Und sollte ich in Gefahr geraten, gebe ich dir sofort Bescheid.«
    Es gab da eine Reihe von Fragen, die ich unbedingt klären

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