Ein schmutziges Spiel
also kann ich sowieso nicht weg.« Beide Frauen gaben sich anscheinend alle Mühe, meine Gegenwart auszublenden. Wie die Mutter, so die Tochter.
»Wie wäre es dann, wenn ich meine Fragen sofort stellen würde?«, fragte ich in zuckersüßem Ton. »Dann kann ich die Damen wieder ihrem geschäftigen Alltag überlassen.«
»Oh.« Cynthia sah mich an, als könnte sie kaum glauben, dass ich immer noch da war. »Ja, gut. Sarah, meine Schlüssel liegen auf dem Tisch in der Diele.«
»Eigentlich«, sagte ich rasch, »würde ich Sarah auch gern befragen.«
Nun kam ansatzweise doch noch die echte Cynthia Wiederkehr zum Vorschein. »Nein, auf keinen Fall. Meine Tochter wird nicht …«
»Schon gut, Mom.« Plötzlich klang Sarah genauso entschlossen wie ihre Mutter. »Behandele mich nicht wie ein Kind.«
»Also wirklich. Wenn Celeste nicht …« Abwehrend wedelte Cynthia mit der Hand.
Ich beschloss, das als Einverständnis zu werten. »Ich möchte Sie beide fragen, was Sie während der Sonnenwendparty, die Sie ausgerichtet haben, beobachten konnten.«
»Können Sie diese Frage etwas präzisieren«, blaffte mich Cynthia an. »Sonst sind wir den ganzen Tag damit beschäftigt.« Sarah sagte nichts, aber interessanterweise schlug sich Unbehagen in ihren Zügen nieder. Sie war hart im Nehmen, aber mit siebzehn sind die Wenigsten imstande, ihre Gefühle zu verbergen. Das war eine Kunst, in der Sarah Wiederkehr sich noch üben musste.
»Gewiss. Zunächst wüsste ich gern, ob Sie im Laufe der Party jemanden haben gehen sehen, der später zurückgekommen ist.«
»Wie hätte mir das denn auffallen sollen? Ms Zarlin, wir hatten einhundertdreiundzwanzig Personen zu Gast. Ich war viel zu sehr mit der Organisation beschäftigt, um meine Gäste zu überwachen.«
»Dann werde ich genauer fragen: Mir geht es um die Mitglieder der Gilde-Triune und deren Angehörige.«
»Puh.« Sarah schlang die Hände um die Körpermitte, als hätte sie Bauchschmerzen. Cynthia sah sich zu ihrer Tochter um und erstarrte vorübergehend, ehe sie sich wie ein angreifender Hund wieder mir zuwandte.
» Das reicht! Ich bin nicht bereit hinzunehmen, dass eine Fremde in mein Haus kommt und mich wegen meiner Freunde in die Mangel nimmt. Ich werde wirklich mit Celeste Delaney sprechen müssen. Anscheinend haben Sie der alten Dame Sand in die Augen gestreut.«
Sie war ernsthaft verärgert, und der Grund lag auf der Hand: Cynthia hatte Sarahs Unbehagen gespürt und wollte nun ihr Junges beschützen.
»Kommen Sie schon, Mrs Wiederkehr, niemand streut Miss Delaney Sand in die Augen.« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich wollte Sie nicht verärgern, und meine Frage war einfach und direkt.«
»Ich schätze es nicht, wenn jemand versucht, sich in die persönlichen Angelegenheiten unserer Familie einzumischen.« Cynthias Blick huschte zurück zu ihrer Tochter. »Aber wir haben gewiss nichts zu verbergen.«
»Was ist denn hier los, Liebling?« Ein großer Mann in schlabbrigen Shorts und einem T-Shirt betrat die Küche. Er schwitzte ein wenig und sah aus, als hätte er draußen gearbeitet. »Ich konnte euch unten im Fitnessraum hören.«
»Ich bin Jaymie Zarlin, Dr. Wiederkehr. Es tut mir leid, wenn ich jemanden verärgert habe.«
»Ich bin nicht verärgert«, ging Cynthia dazwischen. »Ich bin nur in Eile, das ist alles, und Sarah muss auch weg. Bruce, könntest du Ms Zarlin zum Tor bringen?«
Er zwinkerte mir verschwörerisch zu. »Es ist besser, Abstand zu halten, wenn die Mädchen im Stress sind.« Er durchquerte den Raum und hielt die Tür nach draußen auf. »Sollen wir?«
Nun war mir klar, warum seine Patienten für ihn schwärmten. Dr. Bruce vermittelte das Gefühl, wirklich helfen zu wollen, wirklich zu wollen, dass sein Gegenüber so froh und glücklich wie nur möglich war.
»Tut mir leid«, sagte er freundlich, als wir durch den Garten gingen. »Meine Frau ist schrecklich heikel, wenn es um ihre Gäste geht. Hat Ihr Menü ihren Anforderungen nicht genügt, meine Liebe?«
»Ich bin nicht der Caterer, Dr. Wiederkehr.« Ich blieb stehen und drehte mich zu dem hoch aufgeschossenen Mann um. Dabei fiel mir auf, dass Sarah ihr missliches Kinn von ihrem Dad geerbt hatte. »Ich bin Privatdetektivin.«
»Sie sind … was?« Er nahm seine warme Hand von meiner Schulter. »Aber wie sind Sie …?«
»In Ihr Haus gelangt?« Ich lächelte verbindlich. »Offenbar hat Celeste Delaney mir zuliebe Ihre Frau angerufen. Keine Sorge, ich bin nicht hier, um in
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