Ein schmutziges Spiel
außen herum zur Küche. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, werde ich mit meinen Vorbereitungen weitermachen, während wir uns unterhalten.«
Ich folgte Cynthia über einen langen gefliesten Weg und durch eine Glastür in eine Küche, die größer war als mein Haus und mein Studio zusammen. Die diversen Edelstahlgerätschaften hatten Gastronomieformat. Eine wassergefüllte Doppelspüle quoll vor gebündelten Rosen und Farnwedeln beinahe über. Rosenscheren verschiedener Größe lagen auf der Granitarbeitsplatte.
Das einzige Anzeichen für Unordnung entlockte mir ein Lächeln: Eine große grüne Raupe wand sich an der abgerundeten Kante der Arbeitsplatte. Cynthia sah sie, ergriff sie mit Daumen und Zeigefinger und ließ sie in den Mülleimer fallen.
»Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Ms Zarlin?«, fragte sie, als sie sich die Finger wusch und abtrocknete.
»Ein Glas Wasser wäre wunderbar.«
Sie streifte eine Strähne ihres kunstvoll geschnittenen blonden Bobs hinter das Ohr und band sich eine Kellnerschürze um. »Bitte, legen Sie los«, sagte sie und griff zu einer Rosenschere.
Das Glas Wasser sollte sich offenbar doch nicht materialisieren.
»Ich weiß nicht, was Celeste Delany Ihnen erzählt hat, Mrs Wiederkehr, aber ich wurde von der Familie von Danny Armenta beauftragt, Lili Molinas Mörder zu finden.« Ich beobachtete sie genau, aber in ihrem fachmännisch geschminkten Gesicht schien sich rein gar nichts zu regen.
»Ja, Celeste erwähnte etwas in der Art.« Cynthia hielt einen Rosenstängel unter den aufgedrehten Wasserhahn, schnitt das Ende ab und steckte ihn in eine Vase. »Läuft das darauf hinaus, dass Sie diesen hispanischen Jungen für unschuldig halten?«
»Dass Danny Armenta unschuldig ist, ist eine Tatsache.«
»Sie werden dafür bezahlt, so zu denken.«
»Niemand bezahlt mich, um meine Denkweise zu beeinflussen, Mrs Wiederkehr«, entgegnete ich, darauf bedacht, mit ruhiger Stimme zu sprechen.
»Aber sind Sie nicht die Einzige, die an seine Unschuld glaubt?« Sie attackierte weiter ihre Rosen, doch ihr Gesicht hatte Farbe bekommen. Erröten war offenbar das Einzige, was Cynthia nicht kontrollieren konnte.
»Ganz und gar nicht.« Ich behielt den gelassenen Tonfall bei. »Da wäre einmal der Mörder selbst, das liegt auf der Hand. Aber es gibt noch andere, die einen Verdacht hegen oder die Wahrheit kennen.«
Cynthia runzelte die Stirn, und mir fielen ein paar dauerhaft eingegrabene Falten auf, die sich von ihren Mundwinkeln in Richtung Kinn zogen.
»Was sagt der Junge selbst dazu?«
»Danny ist immer noch traumatisiert. Immerhin hat er den verstümmelten Leichnam seiner Freundin gefunden. Aber langsam öffnet er sich. Er könnte jetzt jeden Tag anfangen, über diesen Nachmittag zu sprechen.«
»Mom? Wo bist du?« Eine durchdringende weibliche Stimme hallte aus einem anderen Teil des Gebäudes herüber.
»In der Küche, Liebes«, rief Cynthia. Anscheinend konnte sie es kaum erwarten, das Gespräch zu beenden.
»Mom!« Ein ungefähr siebzehnjähriges Mädchen mit zorniger Miene tauchte in der Tür zur Küche auf. Das musste Sarah Wiederkehr sein, das einzige Kind des Doktors und seiner Gattin.
Sarah war hübsch, aber sie hatte ein fliehendes Kinn und sah nicht ganz so gut aus wie ihre Mutter. Ihr langes blondes Haar war zu einem französischen Zopf frisiert, und sie trug etwas, das aussah wie Golfbekleidung, nur dass sowohl das Top als auch die Shorts so eng am Körper lagen wie Elastanwäsche. Mich maß sie mit einem stieren Blick und ignorierte dabei mein höfliches Lächeln.
»Sarah, das ist Ms – tut mir leid, wie war doch gleich Ihr Name?«
Ich wusste verdammt genau, dass Cynthia meinen Namen nicht vergessen hatte. »Jaymie Zarlin. Sie müssen Sarah sein.«
»Hi.« Wie man sich abweisend gab, hatte Sarah von ihrer Mutter gelernt, und ich hatte keinerlei Zweifel, dass sie noch eine ganze Menge anderer Dinge von Cynthia gelernt hatte.
»Ms Zarlin ist Detektivin, Liebes. Sie untersucht den Mord an dem hispanischen Mädchen – das, das bei der Sonnenwendfeier getötet wurde, weißt du?«
»Oh … ja. Mom, ich bin spät dran. Ich muss um eins abschlagen, und wir sollen eineinhalb Stunden früher dort sein, falls du dich erinnerst. Mein Lexie steht immer noch in der Werkstatt, also musst du mich hinfahren.« Sie zuckte mit den Schultern. »Es sei denn, du willst, dass ich deinen Wagen nehme.«
»Warum machst du das nicht einfach, Liebes. Ich gebe heute Mittag ein Essen,
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