Ein schneller Sieg
Gleichgestellten sich gegen seine kleinlichen Gemeinheiten zur Wehr setzte …
Nie war Honor der Gedanke gekommen, Pavel Young könnte Angst vor ihr haben. Nach jener Nacht hatte sie ihn jedenfalls nicht mehr gefürchtet – nicht in körperlicher Hinsicht. Doch wenn es so war …
»Du könntest recht haben«, stimmte sie ihm erstaunt zu.
»Natürlich habe ich recht. Ich habe immer recht«, entgegnete er mit gekünstelter Großspurigkeit. Dann keuchte er auf, weil sie ihm einen Finger in die Rippen rammte. »Vielleicht sollte ich ja Angst vor dir haben, du gewalttätiges Weib!« stöhnte er, rieb sich die schmerzende Stelle und grinste, als sie auflachte. »Das ist schon besser. Denke einfach nur daran, daß er jedesmal, wenn er dich sieht oder einen Befehl vom Flaggschiff entgegennehmen muß, erinnert wird, was du mit ihm gemacht hast – und was mit ihm passierte, als er dir einen Dolch in den Rücken stoßen wollte. Jemand hat mal gesagt, die beste Rache sei, in Freuden zu leben, also genieße es.«
»Ich werd’s versuchen«, antwortete sie sachlich und seufzte. »Trotzdem tröstet auch sein Elend mich nicht darüber hinweg, daß er überhaupt in meiner Nähe ist.«
»Wenn es anders wäre, dann würde etwas mit dir nicht stimmen«, gab Paul ebenso ernst zu Antwort. Dann schleuderte er mit einem Hüftschwung Nimitz von der Bettkante. Behende warf der Baumkater sich in der Luft herum und kam, von einem dumpfem Schlag begleitet, mit allen sechs Pfoten gleichzeitig auf dem Boden auf. Paul strahlte Honor an. »Wenn du in der Zwischenzeit nach etwas suchst, was dich glücklicher macht, dann bin ich dabei«, schnurrte er.
»Ich glaube, nun sind alle da, also wollen wir anfangen.« Mark Sarnow nickte seinen Kommandanten und Flaggoffizieren vom Combildschirm zu. Das Terminal in Pauls Quartier war zu klein, um die anderen größer als im Paßbildformat abzubilden, doch das reichte Honor, um sagen zu können, welches Bildchen wen darstellte. Der Bildschirmausschnitt mit dem Admiral war – selbstverständlich – groß genug, um jede Einzelheit in seinem Gesicht erkennen zu können. Honor andererseits schätzte sich glücklich, daß ihre Uniform in der vergangenen Nacht nicht allzusehr zerknautscht worden war.
»Der erste Punkt der Tagesordnung ist, wie sollte es anders sein, eine kritische Betrachtung der gestrigen Übung«, erklärte Sarnow. »Einer Übung, die, wie ich anmerken möchte, für einige unter uns besser ausging als für andere.« Sein fröhlicher Ton nahm seinen Worten die Schärfe, die ihnen hätte innewohnen können. Commodore Banton setzte ein schiefes Grinsen auf.
»Sie wollen sagen, einige von uns haben gehörig den Kopf gewaschen bekommen«, entgegnete sie. Kopfschüttelnd sah sie Honors Abbild an. »Das war Hinterhältigkeit par excellence , Dame Honor. Sie haben mich hundertprozentig übertölpelt.«
»Ich hatte Glück, Ma’am.«
»Glück!« Mit einem Aufschnauben zuckte Banton die Schultern. »Na, in gewisser Weise schon, aber jede ist ihres Glückes Schmied, nicht wahr? Nehmen Sie sich in acht! Beim nächstenmal werde ich’s Ihnen schon heimzahlen – aber stellen Sie um Himmels willen nicht Ihr Licht unter den Scheffel.«
Zwei oder drei andere taten murmelnd ihre Zustimmung kund, und Honor spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoß.
»Ich schließe mich Commodore Bantons Urteil an«, sagte Sarnow bestimmt. »Das bringt mich auf einen der Punkte, die ich heute ansprechen wollte. Wir planen ja bereits, die Schmarotzergondeln zur Verstärkung unserer Raketensalven zu benutzen. Was, wenn wir die Eloka-Drohnen in der Weise einsetzen, die uns Dame Honor gestern vorgeführt hat?«
»Sie meinen, sich ohne Antrieb auf Raketenreichweite heranzuschleichen, während die Havies in die andere Richtung schauen?« fragte Commodore Prentis mit nachdenklichem Stirnrunzeln. »Gegen einen echten Schlachtwall wäre das doch vielleicht ein wenig riskant, oder nicht, Sir? Wenn die Schiffe bemerkten, daß unsere Feuerleitung sie anpeilt, bevor unsere Vögelchen starten …«
»Warten Sie mal, Jack«, wurde er von Banton unterbrochen. »Der Admiral hat möglicherweise gar nicht so unrecht. Denn selbst wenn man uns dann sichtet – auf maximale Raketenentfernung hätten wir doch zwo bis drei Minuten Zeit, die Impeller wieder heraufzufahren. Wenn wir die Emitter auf Höchstbereitschaft halten, könnten wir das sogar in neunzig Sekunden schaffen. Und die Seitenschilde auch – und unsere Salven
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