Ein schneller Sieg
Anspannung genauso am Gesicht ablesen konnte, wie sie es dem seinen entnahm.
»Guten Morgen, Sir. Ich nehme an, Sie haben die Ortungsdaten erhalten?«
»Das habe ich allerdings.«
»Ich war gerade dabei, mit Commander Chandler darüber zu reden. Darf ich sie in das Gespräch einschalten?«
»Aber sicher!« stimmte Sarnow zu. Honor schaltete auf eine Dreiwegeverbindung um, und der Bildschirm flackerte kurz. Einen Augenblick später teilte sich der zweigeteilte Bildschirm mit einem erneuten Flackern in Fünftel, als Captain Corell, Commander Cartwright und Lieutenant Southman, Sarnows Nachrichtenoffizier, in die Konferenzschaltung eingebunden wurden.
»Also gut. Was wissen wir denn Genaues?« Sarnow sprach mit abgehackter, forscher und klarer Stimme. Chandler räusperte sich, und Honor gab ihr durch ein Nicken zu verstehen, daß sie beginnen solle.
»Allmählich kommen fundierte Informationen herein, Sir«, berichtete der Taktische Offizier. »Im Augenblick liegt die Zählung bei fünfunddreißig Großkampfschiffen. Bei den Geleitschiffen können wir noch nicht ebenso genaue Angaben machen, doch nach den Hochrechnungen der Operationszentrale bekommen wir es mit …« – Chandler sah kurz auf die Seite, um ihr Display noch einmal zu überprüfen – »knapp siebzig Zerstörern und Kreuzern zu tun. Unsere momentane Analyse der Großkampfschiffe zeigt zwoundzwanzig Superdreadnoughts, sieben Dreadnoughts und sechs Schlachtkreuzer.« Chandler begegnete Sarnows Blick mit einer grimmigen Miene, und Lieutenant Southman spitzte die Lippen zu einem tonlosen Pfeifen.
»Was denn, Casper?« fragte Sarnow, und der Nachrichtenoffizier zuckte mit den Schultern.
»Das ist so gut wie alles, was Rollins hat, Sir. Er kann nicht mehr als ein paar Wallschiffe zu Hause gelassen haben – wenn wir davon ausgehen, daß es sich tatsächlich um Admiral Rollins’ Verband handelt.«
»Wenn wir davon ausgehen«, stieß Corell mit einem Schnauben hervor. Southmans zusammengepreßte Lippen zuckten und verzogen sich zu einem halben Lächeln.
»Wir können schon mutmaßen, daß er es ist, Ma’am«, gab er zu; »ich will nur sagen, daß er nach unserer schlimmsten Prognose über siebenunddreißig Wallschiffe verfügt, und davon muß er das eine oder andere einfach aufgrund von anfallenden Reparaturen zurückhalten. Wenn er also nicht enorme Verstärkungen erhalten hat, wird das Seaford-System im Moment nur noch durch die unbeweglichen Befestigungen geschützt. Das Eintreffen von Verstärkungen aber hätten unsere Vorposten mit Sicherheit gemeldet.«
»Ach ja?« grollte Cartwright. Die Miene des Operationsoffiziers war ebenso grimmig wie sein Tonfall. »Da fällt mir doch glatt ein zu fragen, wo zum Teufel unsere Vorposten eigentlich abgeblieben sind. Sie hätten vor wenigstens ein paar Stunden hier eintreffen sollen, um uns zu warnen, daß Rollins marschiert!«
»Vielleicht sind sie den Havies zu nahe gekommen, Joe«, gab Honor ruhig zu bedenken. Cartwrights Blick zuckte zu ihr, und sie hob eine Hand. »Unsere Vorpostenkommandanten kennen ihre Pflichten. Das einzige, was sie davon abhalten könnte, uns zu warnen, wäre, daß die Havies sie abgefangen haben. Am wahrscheinlichsten ist, daß sie erwischt wurden, während sie Rollins’ Hauptmacht zu dicht beschatteten. Wie sonst hätten die Havies sie überrumpeln können? Außerdem, selbst wenn es noch eine Möglichkeit gäbe, hätte Casper immer noch recht. Es sieht ganz so aus, als wäre Rollins mit allem angerückt, was er hat, und deswegen …«
»Kann es kein Aufklärungsvorstoß sein«, stimmte Admiral Sarnow mit knappem Nicken zu. »Er würde weder in solcher Stärke hier auftauchen noch Seaford ungedeckt lassen, wenn er nicht eine Entscheidungsschlacht im Sinn hätte – und er würde nicht glauben, er könnte damit durchkommen, wenn er nicht herausgefunden hätte, daß Hancock seinerseits so gut wie ungedeckt ist.«
»Aber wie soll er das getan haben, Sir?« fragte Corell in fast protestierendem Ton, und Sarnow antwortete mit einem Achselzucken.
»Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Zuallererst kommt einem in den Sinn, daß die Havies eines der anderen Sonnensysteme erkundet und dabei Einheiten gefunden haben, die sich eigentlich in unserem Sonnensystem befinden sollten. Im Moment ist aber überhaupt nicht von Belang, woher er von unserer Schwäche erfahren hat, sondern vor allem die Frage, was wir gegen die Invasion unternehmen können.« Sarnow richtete seine grünen Augen auf
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