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Ein schneller Sieg

Ein schneller Sieg

Titel: Ein schneller Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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trat. Kein Kriegsschiff verfällt je wirklich in Inaktivität, doch selbst Raumfahrer behalten ›Tag‹ und ›Nacht‹ bei, wie sie ihnen von ihren Uhren vorgeschrieben werden. Für die Leute, die zu einem gegebenen Zeitpunkt Wache haben, spielt es keine große Rolle, doch das Gewohnheitstier Mensch verliert leicht den zeitlichen Bezug, wenn kein allgemein akzeptierter Standard existiert, nach dem es sich richten muß. Im allgemeinen gilt an Bord eines Flaggschiffs die Zeit, in der der Admiral ›auf‹ ist, als ›Tag‹. Zieht er sich zur Nachtruhe zurück, folgen ihm die meisten Stabsmitglieder und die Myriade Nachgeordneter, und das Tempo im Schiff scheint sich mit einem dankbaren Aufatmen zu entspannen.
    Doch heute nacht war niemand entspannt. Die Beiboothangars der Gryphon waren hell erleuchtet und wimmelten von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften, die zur Seite anzutreten hatten, während ein Flaggoffizier nach dem anderen eintraf. Honor beneidete den Offizier vom Dienst im Beiboothangar nicht. Mit so vielen kleinen Raumfahrzeugen zu jonglieren war eine Aufgabe, die auch einem Herkules nicht schlecht angestanden hätte – trotz der Dockkapazität eines Superdreadnoughts. Vor Corell folgte sie Sarnow durch die Luke der Pinasse und verbarg trotz der eigenen Anspannung ein Lächeln, als der weibliche Lieutenant, der sie empfing, stocksteif Haltung annahm. Die Seite folgte ihrem Beispiel, Bootsmannspfeifen trällerten, Marineinfanteristen salutierten – das Zeremoniell hätte nicht korrekter befolgt werden können, und doch wies die verkrampfte Miene der Frau darauf hin, das hinter ihnen schon eine weitere Pinasse hereinkam … sobald ihr Boot aus dem Weg war, um genau zu sein.
    »Willkommen an Bord, Admiral Sarnow, Lady Harrington, Captain Corell. Ich bin Lieutenant Eisenbrei. Admiral Parks übermittelt Ihnen seine Empfehlungen und läßt Sie bitten, mir zum Besprechungsraum zu folgen.«
    »Vielen Dank, Lieutenant.« Sarnow bedeutete ihr voranzugehen, und als Eisenbrei sie aus der Hangargalerie führte, konnte Honor beinahe ihr erleichtertes innerliches Seufzen vernehmen. Ein anderer Lieutenant versuchte, nicht allzu offensichtlich wartend an der Seite zu stehen. Eisenbrei nickte ihrem Kameraden zu und gestikulierte knapp in Richtung Galerie, während die Pinasse der Nike bereits ablegte. Der andere Lieutenant trottete los, Eisenbrei geleitete ihre Schützlinge rasch fort, und Honor gelang es irgendwie, ein Lachen zu unterdrücken, als Corell sie anschaute und die Augen himmelwärts verdrehte.
     
    Der Hauptbesprechungsraum der Gryphon war trotz seiner Größe überfüllt. Als Honor und Corell dicht hinter Sarnow durch die Luke schritten, wandten sich den Neuankömmlingen zahlreiche Köpfe zu. Im Raum befanden sich Dutzende Admiräle, Commodores und dienstältere Captains. Litzen und Tressen glitzerten an allen, und Honor sandte stillen, aber inbrünstigen Dank an Henke und MacGuiness, als sie sich den Scharen von Ausgehuniformen gegenübersah. Sie erhöhte den Vergrößerungsfaktor ihres cybernetischen Auges ein wenig und musterte die Versammlung, während sie hindurchschritten. In den meisten Gesichtern erkannte sie die gleiche Verwirrung und Neugier, die sie selbst empfand. In den meisten , aber nicht in allen – und diese anderen trugen maskengleiche Mienen zur Schau, hinter denen sich beunruhigenderweise Sorge zu verbergen schien … oder sogar Furcht.
    Admiral Parks stand neben einem Commodore über ein Holodisplay gebeugt, und Honor nahm an, daß es sich dabei um Commodore Capra, den Stabschef, handelte, denn sie bemerkte die Achselschnur an seiner linken Schulter. Auch der Admiral sah bei ihrem Eintreten auf – sah auf und hob eine Hand, wodurch er Capra mitten im Satz unterbrach.
    Parks richtete sich auf und verengte dabei die Augen zu Schlitzen. Die Entfernung war zu groß, als daß jemand ohne Honors Vorteil der verstärkten Sehkraft es bemerkt hätte, und der Blick aus seinen kalten blauen Augen haftete einen Moment auf ihr; der Admiral preßte die Lippen zusammen. Dann schaute Parks auf Sarnow, und sein Mund verkrampfte sich noch mehr, bevor es ihm gelang, ihn zu entspannen.
    Honor schaltete das Auge auf Normalsicht zurück und zwang Ausdruckslosigkeit in ihr Gesicht, doch die geistigen Warnlampen blinkten bereits, und Nimitz wand sich voll Unbehagen. So sah man nicht auf jemanden, den zu sehen man sich freute, und Honor dachte an ihr Gespräch mit Henke vor einer Woche. Parks schien

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