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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Köster
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wie ich diese Privatsphäre verlasse. Wir – meine Familie, mein Management – haben ganz bewusst die Entscheidung gefällt, keinerlei Informationen zur Krankheit vorher an die Öffentlichkeit zu geben. Weil ALLES , jede kleinste Meldung, nur zu weiteren Spekulationen und Fragen geführt hätte. Stellen Sie sich doch mal vor: Sie hatten einen schweren Schlaganfall und sind dem Tod im letzten Augenblick von der Schüppe gesprungen. Sie sind halbseitig gelähmt, ihr Kopf ohne Schädelplatte deformiert, und Sie sehen eigentlich so aus wie Frankensteins Braut. Ihre Mutter schiebt Sie im Rollstuhl durch den Krankenhauspark, und permanent versuchen irgendwelche als Gärtner oder Arbeiter verkleidete Schmierfotografen, Sie mit der Kamera zu fotografieren, weil die Öffentlichkeit ja ein Anrecht darauf hat? NEIN ! Hat sie nicht. Weil ich es nicht möchte, dass man mich so fotografiert. Ich möchte auch nicht, dass der Fahrer des Rettungswagens trotz seiner Schweigepflicht der Boulevardpresse erzählt, woran ich gerade eventuell sterbe, in welche Klinik er mich fährt und ob ich während der Fahrt gut ausgesehen habe oder nicht. Und angesichts des Elends und der Armut auf diesem unserem Planeten finde ich es unfassbar unanständig und geradezu obszön, dass diese Herrschaften dafür auch noch zigtausend Euros angeboten bekommen haben sollen! Nur damit die Öffentlichkeit in einer dünnen Zeitung mit wenig wahrem Inhalt lesen kann, dass ich mit einem schweren Schlaganfall ins Krankenhaus Merheim gefahren wurde. Was könnte man nicht alles Sinnvolles mit soviel Geld machen?
    Ich möchte hier niemanden bekehren oder gar meine Meinung aufzwingen, ich möchte hier nur mal darlegen, wie sehr es der Boulevardpresse egal ist, was ich möchte oder nicht. Sie versuchen alles, um an Informationen zu gelangen. Und selbst wenn ich nur einen Satz veröffentlicht hätte wie »Gaby Köster ist schwer krank und meldet sich wieder zum Dienst, wenn sie gesund ist« – nichts hätte sich geändert, nichts wäre anders passiert. Und wenn der Schneeball erst mal rollt, dann ist er nicht mehr zu stoppen. An diesem System wollte ich mich einfach nicht beteiligen. All diese Fotografen hätten mir und meiner Familie weiterhin aufgelauert, all diese Schmierfinken der Regenbogenpresse wie »Schleimzeit Revue« oder »Das Alte« hätten sich trotzdem ihre Geschichtchen zusammenfabuliert. Diese Storys können ja manchmal auch zugegebenermaßen sehr lustig sein, wenn bloß niemand zu Schaden kommen würde. Als Humoristin habe ich beim Lesen der Bild-Zeitung oft Momente, wo ich kopfschüttelnd denke: Wer denkt sich so was überhaupt aus? Gute Frage, oder? Wie entsteht eine »Post von Wagner«? Wie oft haben wir schon über diese Elaborate gelacht und uns gefragt: Ist das Satire? Wenn ja, ist es dann noch lustig? Und wenn er das doch alles ernst meint, wer bringt ihn dann mal zum Arzt? Oder lacht der sich selber über sich kaputt? Ich würde es wirklich gerne wissen. Manchmal, wenn mir langweilig war im Krankenhaus, habe ich mir selber eine »Post von Wagner« geschrieben:
    Lieber Schlaganfall,
    ich kannte Sie bisher nur aus dem Fernsehen, von »Der Landarzt« oder »Praxis Bülowbogen«. Und ich frage Sie allen Ernstes: Warum sind Sie da nicht geblieben, anstatt mir in der Realität fürchterlich auf den Sack zu gehen? Haben Sie denn nichts Besseres zu tun, als Menschen, die fröhlich ihr Leben leben, zu behelligen? Einer berufstätigen, alleinerziehenden Mutter feige und heimtückisch in den Rücken zu fallen? Wer kümmert sich jetzt um einen jungen Mann in der Pubertät, um Tiere, die eine Mutti brauchen, die gesund und auf zwei Beinen mit ihnen spazieren gehen kann? Was hatten Sie sich gedacht, Schlaganfall, als Sie eine stolze und arbeitswillige Frau aus dem Berufsleben gerissen haben? Sie sollten sich schämen! Letztendlich sind es fiese Krankheiten wie Sie, die dafür gesorgt haben, dass man Sie nicht mag und oft sogar hasst! Dass man nicht gut über Sie spricht, ist also ganz allein Ihre Schuld! Vielleicht denken Sie darüber mal nach, bevor Sie arme Menschen quälen! Bei mir haben Sie jedenfalls komplett verschissen, so viel ist mal klar! Das haben Sie sich selbst zuzuschreiben!
    Herzlich,
    Gaby »Wagner« Köster
    Ich hatte noch andere Versionen, aber die waren letztendlich nicht druckreif … oder wir hätten das Buch nicht FSK  0 bekommen!
    Ich war nie ein Freund der Boulevardpresse, und ich habe mich stets bemüht, mich nicht mit diesen

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