Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
Leuten einzulassen. Ich will auch nicht moralisch richten über Kollegen, die sich nur allzu gerne auf ein engumschlungenes Tänzchen mit diesen Hyänen einlassen und bereitwillig Tür und Tor aufmachen. Das muss ja schließlich jeder selber wissen. Aber nicht mit mir. Ich habe selten etwas über mich in Boulevardzeitungen oder der sogenannten »Regenbogenpresse« gelesen, was wirklich wahr war. Meine Agentur hat einen großen Umzugskarton voller Illustrierten und Zeitungen, in denen es nur so von Berichten über mich wimmelt, die alle frei erfunden und erlogen wurden. Zusammengefasst würde sich das so lesen:
» TV -Star Gaby Köster – wird sie jemals wieder lachen, gehen und lieben können? Exklusiv! Jetzt spricht man auch über ihre geschockte Familie!
Eigentlich wollte die unheimlich sympathische und beliebte Künstlerin noch schnell vor dem Weihnachtsfest Millionen ihrer Fans mit zwei Auftritten zum Lachen bringen. Dann wollte sie mit der ganzen Familie, vielen Freunden, entfernten Bekannten, berühmten TV -Kollegen und ihrem kompletten Haussender RTL zu Hause unter dem Tannenbaum ein friedliches Weihnachtsfest feiern! Doch stattdessen: Schlaganfall! Künstliches Koma! Ihre Fans weinen! Es ist ein schockierendes Drama, was enge und vertraute Nachbarn erzählen, die nur fünfzig Kilometer um die Ecke entfernt von Gaby Köster wohnen: »Als der Schlaganfall sie traf, war sie ganz alleine.« Es ist so schrecklich. Niemand von ihren Kollegen war bei ihr, dabei hat sie immer so gut von allen gesprochen! Ihre Familie ist geschockt und sagt: »Wir können jetzt noch gar nichts sagen!« Selbst ihr TV -Ziehvater Rudi Carrell will sich nicht äußern, solange er noch tot ist und nichts Genaues über den Zustand seiner Lieblingskomikerin weiß. Arme Gaby Köster! Ihr Sender RTL sagte kaltherzig: »Wir haben im Augenblick und in diesem Zustand keine Verwendung für Frau Köster!« Wird jetzt Tine Wittler abnehmen, Kölsch lernen und eine Serie drehen, in der sie einen Supermarkt neu einrichtet und sich Mager-rita (!) nennt? Dazu ein Vertrauter des Supermarkts, in dem früher »Ritas Welt« gedreht wurde: »Das kann gut sein! Mein Gott, muss man das der armen Gaby denn antun? Diese Frau hat Millionen Menschen glücklich gemacht, aber so was hat sie wirklich nicht verdient! Mit uns hat jedenfalls noch keiner gesprochen.« Ärzte rätseln, woher der plötzliche Schlaganfall kam. »Mir hatte sie nichts davon gesagt, dass sie einen bekommen würde, und ich habe auch nichts geahnt«, sagt ein ehemaliger Kölner Arzt, der die liebenswerte Comedy-Queen immer sehr gerne bei »7 Tage, 7 Köpfe« im Fernsehen gesehen hat. Vor Jahren hatte die beliebte Powerkabarettistin auch schon mal einen Heilpraktiker aufgesucht, weil sie abends gegen 23.30 Uhr immer so müde wurde, nachdem sie tagsüber wieder wach gewesen war und durchgearbeitet hatte. Damals hieß es, es läge am Spagat zwischen Beruf, Familie und am Stoffwechsel. Dabei hatte die sympathische TV -Entertainerin immer so darauf geachtet, dass alle ihre Kleider aus reiner Baumwolle hergestellt wurden. »Wir können nur hoffen, dass Gaby wieder gesund wird«, sagt Tante Trude, die einen Kiosk in der Nähe der Redaktion hat, stellvertretend für alle, die um die beliebte Fernsehkomikerin Gaby Köster bangen.»
Jetzt darf der geneigte Leser sich fragen, was hier alles von mir erfunden wurde oder tatsächlich so oder ähnlich bescheuert in diesen drisseligen Drissdreckzeitschriften gestanden hatte.
Es gab sogar eine Illustrierte, die schrieb einen Artikel über mich und zeigte ein Foto mit einer Frau auf einem Friedhof an einem nicht näher erkennbares Grab, mit der Bildunterschrift: »Hier in der Nähe liegt das Grab von Gaby Köster!« Dumm war nur, dass das der Kölner Friedhof war und es sich um das Grab von Willy Millowitsch handelte, der zwar auch aus Köln, aber – bei allem Respekt – ansonsten mir nicht sehr ähnlich war!
Während also im Krankenhauspark diverse falsche Gärtner und Müllmänner versuchten, ein Foto von » TV -Star Gaby Köster« im Rolli zu schießen, wurden meine Ärzte, Therapeuten, Pfleger und Schwestern auf der Station sorgfältig gebrieft: Alle verdächtigen Personen sollten sofort gemeldet und von der Station entfernt werden. Ohne Gnade! Ohne Ansehen von Rang und Namen! Das Krankenhauspersonal war also schärfer als ein Rudel Dobermänner nach vierzehn Tagen Ananasdiät! Keiner sollte mir – beziehungsweise der lieben Frau Peters –
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