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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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ist rund um die Uhr ein Arzt.«
    Das machte ihm nicht gerade Hoffnung. Die Situation war fubar, wie die Ami-Soldaten so gern sagten: fucked up beyond all recocnition. Also beschissen. Er versuchte es trotzdem.
    »Wie weit ist das weg?«
    »Wenn die Straße in gutem Zustand ist, knapp zwei Stunden.« Schwester Bernadette begleitete die gute Nachricht mit einem scheuen Lächeln und hielt dann Ausschau nach einem freundlicheren Gesicht oder wenigstens jemandem, der sich in Heimatkunde auskannte. »Das ist doch richtig, nicht wahr, Constable Shabalala?«
    Shabalala nickte. »So lange dauert es, wenn die Straße in Ordnung ist.«
    »Und ist sie in Ordnung?«, fragte Emmanuel. Während er darauf wartete, dass irgendeiner eine Antwort gab, versprühte der Schmerz in seiner linken Augenhöhle rotweiße Fünkchen.
    »Bis zu ver Maak’s Farm geht es«, übernahm Shabalala, als er erkannte, dass sonst keiner etwas sagen würde. »Ver Maak hat dem Captain neulich erzählt, dass in der Straße ein Donga ist. Er konnte die Unterspülung aber umfahren, als er in die Stadt gekommen ist.«
    Emmanuel schaute sich zum Truck um. Der eingebrochene Straßenabschnitt war also passierbar, aber trotzdem würde sie das auf dem Weg nach Mooihoek zusätzlich Zeit kosten. Ein Polizei-Truck mit einem toten Polizisten fiel mit Sicherheit auf, besonders in Mooihoek, wo schon ein einziger Anruf ausreichte, um in null Komma nichts die Presse am Hals zu haben.
    »Detective …« Schwester Bernadette berührte das silberne Kreuz an ihrem Hals, und Jesu scharfkantige Rippen machten ihr Mut. »Dann wäre da noch Mr. Zweigman.«
    »Wer ist Mr. Zweigman?«
    »Ein alter Jude«, referierte Hansie eilig. »Er hat an der Bushaltestelle einen Krämerladen. Die Kaffern und die Farbigen kaufen da ein.«
    Emmanuel konzentrierte sich weiter auf Schwester Bernadette, Gottes Taube im schwarzen Habit, die schon beim geringsten Geräusch davonflog.
    »Und was ist nun mit Mr. Zweigman?«
    Schwester Bernadette seufzte tief. »Vor ein paar Monaten ist ein Eingeborenenjunge überfahren worden, und Mr. Zweigman hat ihn am Unfallort behandelt. Später ist der Junge hierher gekommen, und man konnte gut sehen, dass er von einem behandelt worden war, der etwas davon verstand.«
    Emmanuel warf Shabalala einen Blick zu. Shabalala nickte. Die Geschichte stimmte also.
    »Ist er Arzt?«
    »Er sagt, er war Sanitäter in einem deutschen Flüchtlingslager, aber …« Ganz fest umklammerte Schwester Bernadette ihr Kreuz und bat den Herrn um Vergebung für den Vertrauensbruch, den zu begehen sie im Begriff stand. »Ein- oder zweimal, als Dr. Kruger nicht da war, haben wir Mr. Zweigman gebeten, sich einen Patienten anzusehen. Ganz inoffiziell, Sie verstehen schon. Nur einen kurzen Blick drauf werfen, nichts weiter.« Sie warf Schwester Angelina einen verstohlenen Blick zu. »Es wäre uns lieber, wenn der Doktor nichts davon erfahren würde.«
    »Der alte Jude ist kein Arzt.« Hansie sträubte sich gegen die schiere Vorstellung. »Jeder hier weiß, dass Dr. Kruger der einzige Arzt in diesem Distrikt ist. Was erzählen Sie da für einen Blödsinn?«
    Mit einem engelsgleichen Lächeln trat jetzt Schwester Angelina vor. Leicht hätte sie Hansie in ihrer riesigen schwarzen Pranke zerquetschen können, doch sie beschloss, sich vor dem aufgeblasenen Polizeibübchen klein zu machen.
    »Sie haben natürlich recht, Constable«, sagte sie in freundlichem Ton. »Der einzige richtige Arzt ist Dr. Kruger. Mr. Zweigman ist nur für uns Eingeborene da, die keine so gute medizinische Versorgung brauchen. Nur für uns Eingeborene.«
    Emmanuel versuchte die Situation einzuschätzen. Jetzt wusste er immer noch nicht, ob der alte Jude Arzt war oder nur ein Krämer mit einem Erste-Hilfe-Kurs.
    »Shabalala!« Er schob den Polizisten hinter den Polizei-Truck, wo sie beide außer Hörweite waren. »Was halten Sie von der Sache?«
    »Der Captain hat mir mal gesagt, wenn du krank bist, geh zum alten Juden. Der kriegt dich besser wieder hin als Dr. Kruger.«
    Besser, nicht schlechter. Das war die Ansicht des Captains, und das hier war seine Stadt. Emmanuel kramte die Schlüssel des Packard aus seiner Hosentasche.
     
    »Hier.«
    Shabalala zeigte auf eine Reihe von Geschäften, die sich unter verrosteten Blechdächern zusammenduckten. Jedes hatte seine Tür zur Straße hin weit geöffnet, und der mit Schlaglöchern übersäte Trampelpfad davor verstärkte nur noch den Eindruck von Schäbigkeit. Khan’s

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