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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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Sie es nicht an. Rufen Sie mich!«
    »Jawohl, Sir.« Hansie rannte los wie ein Labrador.
    Emmanuel nahm noch einmal den Tatort in Augenschein. Der Mörder hatte den Captain bis ans Wasser gezogen, ohne irgendetwas fallen zu lassen.
    »Hatte er Feinde?«, fragte er Shabalala.
    »Die Bösen mochten ihn nicht, aber die Guten schon.« Das Gesicht des Schwarzen verriet nichts.
    Emmanuel sah ihn eindringlich an. »Was ist hier Ihrer Meinung nach wirklich passiert?«
    »Es hat heute Morgen geregnet. Viele Spuren sind weggespült worden.«
    Emmanuel ließ sich nicht abwimmeln. »Sagen Sie es mir trotzdem.«
    »Der Captain hat sich hingekniet, in diese Richtung da.« Shabalala zeigte in die Richtung, in die Hansie davongehastet war. »Die Stiefelspuren eines Mannes kommen aus seinem Rücken bis hierhin. Eine Kugel in den Kopf, und der Captain fiel hin. Dann noch eine in den Rücken.«
    Emmanuel besah sich den deutlichen Abdruck und erkannte die Umrisse eines Stiefels mit tiefen, geraden Profilrillen, die sich in den Sand gedrückt hatten.
    »Wie zum Teufel konnte der Mörder in der Dunkelheit einen dermaßen gezielten Schuss abgeben?«, fragte er.
    »Gestern Nacht hatten wir Vollmond, es war hell. Außerdem brannte die Laterne.«
    »Wie viele Leute mag es geben, die selbst bei Tageslicht einen solchen Treffer landen können?«
    »Viele«, antwortete der schwarze Polizist. »Die weißen Männer lernen das Schießen mit dem Gewehr in ihrem Klub. Captain Pretorius und seine Söhne haben viele Preise gewonnen.« Shabalala dachte einen Moment nach. »Und Mrs. Pretorius auch.«
    Noch einmal drückte Emmanuel gegen seine linke Augenhöhle, wo der Kopfschmerz sich meldete. Er war in eine Stadt voller reinrassiger Afrikaander-Scharfschützen geraten.
    »Wohin ist der Mörder verschwunden, nachdem er die Leiche abgelegt hatte?«
    »In den Fluss.« Shabalala trat an den Rand des Was sers und wies auf eine Stelle, wo die Fersenabdrücke des Captains und die Spuren des Mörders in der Strömung verschwanden.
    Emmanuel spähte hinüber auf die andere Seite und entdeckte eine Binsenstaude, deren Stängel abgeknickt waren. Von dort verschwand ein schmaler Pfad im Busch.
    »Ist der Mörder da hinten rausgekommen?« Er deutete auf die niedergetrampelten Halme.
    »Ich glaube schon.«
    »Wessen Farm ist das da drüben?« Noch während Emmanuel das fragte, spürte er den vertrauten Adrenalinausstoß von der Erregung, die jede erste Spur in einem neuen Fall auslöste. Vielleicht konnten sie den Mörder ja bis zu seiner Türschwelle verfolgen und den Fall in einem Tag abschließen. Mit einem bisschen Glück war er zum Wochenende schon wieder zurück in Jo’burg.
    »Das ist keine Farm«, kam die Antwort. »Das ist Mosambik.«
    »Sind Sie sicher, Mann?«
    »Yebo. Mo-Sam-Bik.« Shabalala wiederholte den Namen langsam und deutlich, damit es auch keine Missverständnisse gab. Die drei Silben ließen keinen Zweifel daran, dass da drüben ein anderes Land lag, mit eigenen Gesetzen und einer eigenen Polizei.
    Lange Zeit standen Emmanuel und Shabalala nebeneinander und blickten über den Fluss. Vielleicht würden sie am jenseitigen Ufer schon nach fünf Minuten einen Hinweis finden, der zur Lösung des Falles führte. Emmanuel überschlug rasch die Lage. Wenn man ihn jenseits der Grenze erwischte, würde er die nächsten zwei Jahre damit zubringen, in den öffentlichen Toiletten für Weiße die Ausweise zu kontrollieren. Selbst der schlaue Major van Niekerk, ein gewiefter Taktiker, der über allerbeste Verbindungen verfügte, würde einen vermasselten Grenzübertritt nicht wieder ausbügeln können.
    Emmanuel wandte sich wieder der südafrikanischen Seite zu und konzentrierte sich auf die Indizien vor seiner Nase. Die fehlenden Spuren am Tatort und die wie von einem Heckenschützen abgegebenen Schüsse auf den Kopf und die Wirbelsäule des Opfers ließen auf eine ruhige, überlegte Vorgehensweise schließen. Auch der Ablageort des Toten war bewusst gewählt. Warum sonst hatte der Täter die Leiche ins Wasser gezogen, wenn er sie ebenso gut im Sand hätte liegen lassen können?
    Auch die Schmugglertheorie der Brüder war nicht stichhaltig. Wenn es ein Schmuggler gewesen war, warum war er dann nicht einfach ein Stück weiter flussaufwärts marschiert, um aller Aufmerksamkeit und jedem Ärger zu entgehen? Und nicht nur das – warum hätte er seinen heimlichen Grenzübergang auffliegen lassen sollen?
    »Ist der Mörder aus dem Fluss gekommen?«, fragte

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