Ein schöner Ort zu sterben
und Natal, aber nicht jeden Monat.«
»Diese angezeichneten Tage müssen irgendetwas zu bedeuten haben.« Emmanuel fürchtete, dass sich auch diese Spur wieder als Sackgasse herausstellen würde. »Wenn Pretorius etwas Illegales gemacht hat … vielleicht Sachen geschmuggelt oder sich mit einem Komplizen getroffen … hätten Sie davon gewusst?«
»Ich glaube, ja.«
»Und? Hatte er irgendetwas auf dem Kerbholz?«
Shabalala schüttelte den Kopf. »Der Captain hat nie gegen das Gesetz verstoßen.«
»Finden Sie nicht, dass das Unsittlichkeitsgesetz gilt?« Emmanuel staunte, wie hartnäckig Shabalala immer noch an seinem Respekt für den toten Freund festhielt. Von allen Menschen in Jacob’s Rest hätte er am ehesten das Recht gehabt, zynische Bemerkungen über William Pretorius zu machen, diesen weißen Lügner und Ehebrecher.
»Er hat Lobola bezahlt. Ein Mann kann sich viele Frauen nehmen, wenn er den Brautpreis zahlt. Das ist das Gesetz der Zulu.«
»Aber Pretorius war kein Zulu. Er war ein Afrikaander.«
Shabalala zeigte auf sein Herz. »Hier. Hier drinnen war er ein Zulu.«
»Dann überrascht es mich, dass er nicht schon früher umgebracht wurde.«
An der Hintertür war ein Scharren zu hören. Die Frau mit dem runden Gesicht und dem runden Gesäß brachte ein Tablett mit Tee auf die Veranda und stellte alles auf den Tisch.
»Sergeant Cooper, das ist meine Frau Lizzie.«
»Unjani, Mama.«
Emmanuel begrüßte die Frau nach Art der Zulu, indem er als Zeichen seines Respekts sein rechtes Handgelenk mit der Linken umfasste. Das warmherzige Lächeln der Frau ließ die Veranda und die halbe Location erstrahlen. Sie war nur halb so groß wie ihr Mann und ihm trotzdem ebenbürtig.
»Sie haben gutes Benehmen.« Ihr grau werdendes Haar verlieh ihr die Autorität, das Wort zu ergreifen, wo eine Jüngere geschwiegen hätte. Sie stellte das Tablett neben dem markierten Kalender ab, hielt dann inne und studierte das Beweisstück eingehend.
»Meine Frau ist Lehrerin.« Shabalala versuchte die Neugier zu entschuldigen. »Sie unterrichtet alle Fächer.«
Nachdem die Lehrerin den Kalender eine ganze Weile betrachtet hatte, nickte sie zufrieden. Dann legte sie ihrem Mann eine Hand auf die breite Schulter. »Nkosana, kann ich dich kurz drinnen sprechen?«
Eine peinliche Pause folgte, doch schließlich stand der Zulu-Polizist auf und folgte seiner Frau ins Haus. Eigentlich gehörte es sich nicht, wenn eine Frau die Männer unterbrach. Emmanuel trank seinen Tee. Er hörte das Gemurmel der beiden. Wie genau Captain Pretorius den Kauf einer zweiten Frau bewerkstelligt hatte, war weniger wichtig, als herauszufinden, wer diese Frau war. Sie war der Schlüssel zu allem.
Shabalala kam wieder auf die Veranda, blieb aber stehen. Er machte ein Gesicht wie ein Bote mit schlechten Nachrichten.
»Was ist los?«
»Meine Frau sagt, der Kalender ist von einer Frau.«
»Er gehörte aber dem Captain. Ich habe ihn in der Steinhütte auf Kings Farm gefunden.«
»Nein.« Shabalala nestelte herum wie ein schüchterner Schuljunge. »Es ist ein Kalender, wie Frauen ihn benutzen, um … ähm …«
Shabalalas Frau trat aus ihrem Versteck im Wohnzimmer und bedachte ihren Mann mit einem strafenden Blick.
»Wie kann ein erwachsener Mann sich nur so dumm anstellen?«, fragte sie und schnalzte mit der Zunge. Sie zeigte mit dem Finger auf die rot umrandeten Tage und erklärte es ganz genau, damit die Männer auch kapierten. »Einmal im Monat fließt es aus einer Frau wie ein Fluss. Versteht ihr? Das bedeutet dieser Kalender.«
»Sind Sie sicher?«
»Ich bin eine Frau und kenne mich mit so was aus.«
Emmanuel war perplex, wie simpel die Erklärung eigentlich war. Er selbst hätte den Kalender hundert Jahre anstarren können, ohne jemals darauf zu kommen. Hier ging es einfach nur um den Monatszyklus einer Frau, nicht um irgendwelche rätselhaften Daten für illegale Geschäfte oder Lieferungen. Der Fotoapparat, der Kalender und die Fotos hatten alle mit dieser geheimnisvollen Nebenfrau zu tun – wer auch immer die sein mochte.
»Danke«, sagte Emmanuel und wandte sich dann wieder dem Constable zu. »Wir müssen die Frau finden, bevor die Geheimpolizei aus dem Mann in der Zelle ein Geständnis herausprügelt und alle anderen Beweise aus dem Fenster wirft.«
»Der alte Jude«, schlug Shabalala vor. »Er und seine Frau kennen auch viele von den Farbigen.«
»Der Kerl redet nicht«, sagte Emmanuel. »Aber ich kenne jemanden, der vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher